Site Overlay

Ärger mit den Handwerkern

Es bedürfte eigentlich wohl vieler Entschuldigungen, daß ich Dir beste Mama, noch nicht früher geschrieben, und doch kann ich Dich versichern, daß es mir, in allem Ernst, scheint als ob ich keine Zeit gehabt, – du weißt, es gehört Deren bey mir nicht wenig zu einem Briefe – die beiden Lotten sind wohl, – sonderlich die Nichte, die so ungeheuer stark wird, daß sie wohl kaum je stärker gewesen ist – alle ihre Kleider sind ihr zu eng geworden – sie trägt daher fast immer einen Ueberrock, und wenn sie mahl durchaus gezwungen ist, etwas anderes anzuziehn, so kostet es nicht wenig Schweiß und Mühe das weiteste der Kleider die sie hier hat glücklich an zu bringen, – sie bekömmt auch etwas mehr Farbe, doch, verhältnißmäßig, nicht so viel, als ich es gehofft und gewünscht hatte, sie hat hier bereits ein ganzes Waarenlager voll Kappen zu Stande gebracht, und ich gestehe, daß mir der Angstschweiß ausbricht, wenn ich sehe, wie sie immer so rüstig ihr Geld für neue Materialien ausgiebt, denn sie hat auch noch nicht eine Einzige anbringen können, (…)

Mit der Haushaltung geht hier übrigens Alles recht gut – ich habe noch wenig darin ausgelegt, — Fleisch ist gar nicht gekauft – wir hatten noch junge Tauben – Hüerländers brachten junge Enten, – und vor Allem ist uns Ferdinand mit seiner Jagdbeute sehr hülfreich gewesen, – er besucht uns, fast immer, um den andern Tag, und steht in hohem Credit bey den Lotten, – (…)

Mit dem Bau geht es hier nicht so voran wie ich wünschte, — Selkmann ist, seit du weg bist, fast nie selbst hier gewesen, sondern hat nur die Gesellen geschickt, — und mir ist es vorgekommen, als gehe seitdem Alles viel langsamer — am nächsten Samstag sind es nun schon vierzehn Tage, daß die Maurer, ohne mir das Geringste vorher zu sagen, gänzlich fortgegangen sind, und hinterlassen haben, daß sie die nächste Woche nicht wiederkommen könnten, — ich war sehr verdrießlich, konnte aber Nichts machen, — und jetzt ist die Woche zu Ende, und die folgende schon halb, und noch höre und sehe ich Nichts von Ihnen — ich werde hinschicken müssen – sonderlich da das Wetter jetzt anhaltend regnicht zu werden droht, und somit der Kalk soviel langsamer trocknet, – auch Jenny wünscht eine ganz geringe Reperatur an ihrem Treibhausofen, die durch die eingetretene Kälte aber auch nöthig wird — sage ihr doch, ich hätte an die Kramp sehe geschrieben, und erwartete ihren Sohn – auch daß der Torf sehr gut ausgefallen sey, und daß Lotte ihre Blumen herrlich versorge – die Schwäne sind gesund, und schon so groß wie Alte – was Dir vielleicht unangenehm seyn wird, ist, daß ich schon in diesen Tagen die Schweine muß holen lassen, —

Werner will es durchaus, da er fast gar keine Leute mehr hat, und Marie Kathrine es auch für besser hält daß sie geholt werden, weil sie sonst bey der schlechten Aufpassung zu sehr abnehmen würden, — das Korn zur Füttrung schickt er, dabey, – es ist blos wegen der Arbeit, daß er sie los zu werden wünscht – Marie Cathrine sagt mir, daß Du zwey große Schweine und ein kleines gewünscht hättest — Werner hat aber kein Kleines, weil er alle Pachtschweine aufgesagt hat, und, statt dessen, hat der drey Große für Dich aufgelegt, – ich muß das Dritte mit holen lassen, Werner weiß nicht damit zu bleiben, da er eigentlich schon am Umziehn ist, – und da er das Futter schickt, so macht es soviel nicht — du bist so gut, liebe Mama, und schreibst mir, was Du hierüber befiehlst, ob ich es mir wieder quitt machen soll, — Marie Cathrine sagt, wenn Du aber auch jetzt ein magres Ferkelchen bekämst, so könntest Du es doch, vor dem nächsten Jahre nicht schlachten – ich bitte sehr, liebste Mama, antworte doch gleich, wie Alles seyn soll, — ich fürchte so sehr, daß ich Etwas nicht recht mache, obgleich ich immer mit Marie Cathrine überlege (…)

Seit Sommer 1828 arbeitet die Droste an einem Entwurf zum zweiten Gesang des "Hospiz auf dem Großen St. Bernhard". Im Herbst gerät die Weiterabeit ins Stocken - wegen gesundheitlicher Probleme (Augenleiden), aber auch, weil sie während der Abwesenheit von Mutter und Schwester, die sich - wieder ohne Annette - bei den Verwandten in Bökendorf aufhalten, Rüschhaus eine Zeitlang alleine verwalten muss.
Copyright © 2024 Nach 100 Jahren. All Rights Reserved. |  by John Doe