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Ich wollte, wir wohnten zusammen

(…) Wie haben mich die Zeichen Ihrer Liebe gerührt, mein gutes treues Herz. Wahrlich, wenn die Liebe nicht existierte, Sie würden sie erfinden. Dank, Dank für den Frühling, den Sie mir in meine Wintereinsamkeit schicken. Ich meine nicht nur die Blumen, auch Ihre Worte sind immer wie ein Mairegen, der mein schroffes Gemüth erweicht und tausend Keime weckt. Ich wollte, wir wohnten zusammen, mein Elischen, daß Sie mich täglich mit Ihrer Milde und Begeisterung ein wenig anspritzten, es würden gute Gedichte danach wachsen und wohl noch Besseres als Gedichte. (…)

Annette von Droste auf ihrem Kanapee

Hierbey fällt mir Adele wieder ein, die so herzlich ihres Besuches in Münster und aller, die sie dort gesehn, gedenkt. Ihnen einen besonderes Gruß, der Bornstedt ganz besonders keinen. „Diese Person sei gewesen, sei und werde sein gemein und fatal, trotz ihrer großartigen Reden und Pfauenradschlagen und habe sich zwischen den übrigen miserabel ausgenommen.“ Adele mag im Goetheschen Hauses und auch bey ihrer Mutter manchen falschen Pathos widerwillig niedergeschluckt und die beiden alten Belorbeerten sich derb genug darüber ausdrücken gehört haben, das sind so die rechten Orte, wo die Bornstedte ihre Schleusen aufziehn. (…)

Adele Schopenhauer hält sich zwischen 19. Mai und Anfang Juni 1840 im Rüschhaus auf. Während dieses Besuchs entsteht eine Zeichnung, die die Droste in ihrem Zimmer, dem "Schneckenhäuschen", auf ihrem Kanapee sitzend zeigt.

1 Kommentar im Kontext dieses Briefes

  1. Zwar regnet es und es ist kalt, aber wie durch einen Zauberschlag [von] der Rheinländischen Südlichkeit in den frommen ernsten Norden Münsters versetzt, in dem plötzlichsten Wandel aller inneren und äußern Formen! Münster mit seinen Giebelfassaden, seinen herrlichen gothischen Gebäuden, den gothischen Kirchen – dem Rathaus, unten die nordischen Vorhaushallen … dann das kleine fabel- oder märchenhafte Rüschhaus!
    Brief an den Verleger Friedrich Frommann vom 23. Mai 1840

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