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Am besten ist’s, Du verbrennst ihn

(…) Ich werde in Zukunft in die Briefe an Dich immer ein loses Blatt einlegen, um darauf zu schreiben, was nicht jedermann lesen soll. Denn ich weiß wohl, daß Mama sie der ganzen Welt vorlesen wird, nicht allein die an sie, sondern auch die an Dich, und daß es sie verdrießen würde, wenn Du sie ihr verweigertest. Ich sehe ja, wie es mit Deinen Briefen geht, und Du hast ganz recht, daß Du so vorsichtig schreibst; aber an mich hättest Du immer gleich ein Blatt einlegen können; und jetzt kannst Du mir schreiben was Du willst; ich zeige Deine Briefe niemandem und erzähle nur etwas daraus. (…)

NB. verbrenne diesen Brief doch oder lege ihn gut fort; es steht so vieles darin, was nicht für Mama paßt. Sprich lieber, wenn sie da ist, gar nicht oder nur ganz oberflächlich davon, sonst will sie ihn sehn, und das geht doch nicht. Am besten ist’s Du verbrennst ihn. (…)

Therese von Droste ist Ende September nach Meersburg am Bodensee abgereist, wo ihre Tochter Jenny mit ihrem Mann Joseph von Laßberg und den beiden Zwillingstöchtern jetzt leben. Annette sollte zunächst ebenfalls dabei sein, sagt die Reise dann aber ab und gibt dafür finanzielle Gründe an.
Briefe gelten im 19. Jahrhundert nicht als Privatangelegenheit - dass daraus vorgelesen wird, auch in größerer Runde, ist durchaus üblich.
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