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Silvesterbrief

Du lieber Gott, ich soll schreiben und liege schon im Bette und muß noch obendrein nachher einen Teil der Nacht wachen. So soll es mich denn wundern, wie sich Engelbert und Fanny als junges Ehepaar machen werden, obn dieses neue Verhältnis für uns so sehr angenehm ausfallen wird, als wir uns es jetzt wohl denken, und ob, übers Jahr, die kerkeringsche Familie sich wohl um ein Mitglied wird vermehrt haben. Ferner, wie es Fritz Böselager gehen wird, von dem heute Abend bey Tische viel geredet worden, und was es mit Linchen Borg und Dolfs gibt; das sind lauter Dinge, worauf ich neugierig bin.

Gott gebe, daß die gute Engel auch endlich einen einigermaßen sicheren Aufenthalt gefunden hat. Wenn dieses gelesen wird, ist sie entweder in einer besseren Lage wie jetzt, oder weit weg, ganz aus dem Lande. Luise Landsberg ihr Kleines fängt dann wohl auch bald an zu gehn, ich will mir mal so zum Voraus einbilden, daß sie einen Knaben bekömmt, und Frenzchen ebenfalls; Gott beschütze sie beide.

Nette

Nach alten Brauch werden in Silvesterbriefen die Erwartungen für das kommende Jahr niedergeschrieben, um sie ein Jahr später erneut zu lesen.
Luise von Landsberg-Velen, eine Bekannte der Familie Droste, bringt im Februar 1825 eine Tochter zur Welt.
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