Sie war eine der engsten Freundinnen der Droste: Elise Rüdiger, 15 Jahre jünger und selbst schriftstellerisch tätig, unterhielt in ihrer Münsteraner Wohnung im Haus Rothenburg 28/29 einen literarischen Zirkel, in dem neben den Autorinnen Luise von Bornstedt und Henriette von Hohenhausen (einer Tante Elise Rüdigers) auch Levin Schücking und Annette von Droste-Hülshoff verkehrten. Bei den sonntäglichen Treffen sprach man über Literatur und las sich gegenseitig die eigenen sowie Werke von Karl Immermann, Ida Hahn-Hahn, George Sand, Honoré de Balzac und Ferdinand Freiligrath vor. Wenn Annette sich in Münster aufhielt, nahm sie sporadisch an den Treffen der "Heckenschriftsteller-Gesellschaft", wie sie die Runde nannte, teil. Sie persiflierte den Club in ihrem Lustspiel "Perdu!"
Die Idee, den Münsteraner Dichter und Philosophen Christoph Bernhard Schlüter (1801 – 1884) als Mentor für ihre Tochter zu gewinnen, hatte Therese von Droste bereits 1829. Schlüter ging zögerlich darauf ein, führte sich Annettes Werk “Walter” zu Gemüte – und urteilte erst einmal negativ. Das Epos war in seinem Augen “süßlich, leer, ja zum Teil affektiert”, seine Autorin mochte er nicht unter die Fittiche nehmen. Zur ersten persönlichen Begegnung zwischen ihm und Annette von Droste kam es vermutlich erst Jahre später, bei einem literarischen Teekränzchen im Februar 1834 in Münster. Es entwickelte sich ein regelmäßiger Brief- und Besuchskontakt, die Droste las dem durch einen Unfall in seiner Kindheit erblindeten Schlüter aus ihren Werken vor. Schließlich wurde der Professor doch noch zum Förderer der Dichterin. “Schlüterchen”, wie die Droste ihn oft nannte, betreut die Erstausgabe der Gedichte von 1838; auf seinen Vorschlag ging auch die Wahl des Verlegers Hüffer (Aschendorffsche Buchhandlung) in Münster zurück, bei dem er auch seine eigenen Bücher veröffentlichte. In Münster wohnte Schlüter zunächst am Alten Fischmarkt, später im Alten Steinweg 11. Sein Haus dort steht nicht mehr.
... ich gehe aber nicht mehr zum Professor, sondern zu der Mutter und Schwester, mit denen ich dadurch jetzt sehr intim geworden bin, was ein wahrer Gewinn ist ... ich komme oft wenn der Professor Stunde hat, und sage auch zu andern Zeiten nie, dass man ihn rufen soll, was auch bei weitem nicht immer geschieht. An Sophie von Haxthausen, Februar 1838
Der Sohn einer Freundin, Katharine Schücking, tauchte als Jugendlicher erstmals bei Annette von Droste im Rüschhaus auf. Nach dem Tod seiner Mutter fühlte Annette sich für den 17 Jahre Jüngeren verantwortlich. Aus der Bekanntschaft entwickelte sich Freundschaft, die unter anderem auf dem gemeinsamen Interesse für Literatur beruhte. Die Droste versuchte, ihre Kontakte für sein berufliches Fortkommen zu nutzen. Schücking veröffentlichte Bücher und Beiträge in Zeitungen, stand auf Vermittlung der Droste als Bibliothekar in den Diensten ihres Schwagers Joseph von Laßberg auf der Meersburg, war Redakteur bei der Augsburger Allgemeinen Zeitung und Leiter des Feuilletons der Kölnischen Zeitung. Annette von Droste war u.a. an dem Werk „Das malerische und romantische Westfalen“ von Ferdinand Freiligrath und Levin Schücking beteiligt. Schücking seinerseits betätigte sich als literarischer Vermittler für die Dichterin. Mit Schückings Heirat und einigen Indiskretionen - er verwendete offenbar vertrauliche Informationen der Droste in seinen Büchern - begann die Entfremdung.
In Münster wohnte Levin Schücking in der Hörsterstraße 54.
Er gilt als der erste Förderer und literarische Mentor der Droste – dabei hatte er selbst das Dichten längst an den Nagel gehängt, als die jugendliche Annette den fast 50 Jahre Älteren im Jahr 1812 kennenlernte: Anton Mathias Sprickmann (1749 – 1833) hatte es in den 1770er Jahren mit seinen Gedichten, Theaterstücken und Erzählungen zu einiger Berühmtheit gebracht. In Münster, wo Sprickmann gegenüber vom Stadthaus der Droste-Hülshoffs am Krummen Timpen wohnte, gründete er mit der “Literarischen Gesellschaft” 1773 den ersten Dichterverein Westfalens. Der persönliche Kontakt währte nur bis 1814, dann wurde Sprickmann Professor in Breslau, später ging er nach Berlin.
Zu Droste-Zeiten wohnte Elise Rüdiger in der Straße Rothenburg 28/29, Christoph B. Schlüter am Alten Fischmarkt und im Steinweg 11. Anton M. Sprickmann lebte gegenüber der Familie Droste, am Krummen Timpen. Levin Schücking wohnte in der Hörsterstraße 54.
Web: Mehr über die Publizistin Elise Rüdiger, den Philosophen Christoph B. Schlüter, den Journalisten Levin Schücking und den Mentor Anton M. Sprickmann bei nach100jahren.de.
Droste-Rundgang durch Münster: Der Spaziergang von gut vier Kilometern Länge durch die Innenstadt führt Sie vorbei an Orten, die mit Annette von Droste in Verbindung stehen. Ausgangspunkt ist das ehemalige Stadthaus am Krummen Timpen.
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