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Nach 100 Jahren

möchte ich gelesen werden …

Peinliche Lage

(…) Ich erhielt gestern einen mir peinlichen Brief von Gottfried Kinkel aus Bonn, er beabsichtigt den so oft fehlgeschlagenen Versuch eines „rheinischen Jahrbuchs“ wieder aufzunehmen, und bittet mich, Westphalen darin vertreten zu helfen, beruft sich auf unser beiderseitiges nahes Freundschaftsverhältnis zu Junkmann, übergeht gänzlich, daß ich seine protestantisch gewordene Frau (die Johanna Mockel) früher sehr genau gekannt habe, und zeigt eben hierdurch, für wie aufgebracht er mich (mit Recht) über diesen Schritt hält. Kurz, sein ganzer Brief ist der Art, daß er einerseits durch dringende Bitte, sehr bescheidene Anforderungen und kräftiges Fürwort mir das Abschlagen fast unmöglich macht, und anderseits den Verdacht katholischer Crassheit, die den Zorn über die Verfehmte auf ihren unschuldigen Mann, der doch rein als litterarischer UnternehmerWeiterlesenPeinliche Lage

Nein, alter Junge!

Wie hast Du, lieber Bruder, nur einen Augenblick denken können, ich sähe dein Bestreben, mich über meine Apprehensionen wegzubringen und dadurch meine Genesung zu beschleunigen, für einen Mangel an Teilnahme an! Nein, alter Junge, so verkehrt kann ich mein Lebtage nicht werden; ich sah deine Absicht recht gut ein, fand auch wohl, daß Du Mitleid mit meinen wirklichen Leiden hattest, obwohl Du sie für ungefährlicher hieltest als ich. Ich bin denn nun hier in den Händen desselben geschickten Arztes, der Jenny so gut hergestellt und von dessen Arznei Mama bey ihrem letzten Herzklopfen große Linderung verspürt hat – zwei Dinge, die mir allerdings Zutrauen einflößen. Ich habe auch schon zwei Flaschen Medizindreck herunter, und mehrere fatale Umstände, z. B. dasWeiterlesenNein, alter Junge!

Das Klübchen rezensiert sich untereinander

(…) Junkmann hat nicht für gut gefunden, Notiz von meinem Geschenke und Briefe zu nehmen, oder vielmehr zu geben; artig ist das nicht, aber mir recht lieb; J[unkmann] ist ein so seltsamer Mensch, daß man aus seinen Briefen eigentlich auf gar nichts schließen kann; oft meint man, sie ganz klar zu verstehn, und er behauptet hintennach grade das Gegenteil gemeint zu haben. Wie? weiß Gott und er allein. Ironisch? das will nicht immer passen. Ich denke hieroglyphisch. So will ich ihn nicht voreilig richten, aber bis ich ihn selbst gesehn und mich vielleicht eines Erfreulicheren überzeugt habe, bleiben er und sein Briefwechsel mir unheimlich. Schücking hat mir dagegen einen wirklich herzlichen Brief geschrieben; er konnte mir Geld und einen sehrWeiterlesenDas Klübchen rezensiert sich untereinander

Pläne fürs Alter

(…) In meinem Weinberge hat es heuer wenige und essigsaure Trauben gegeben. Alles verregnet! Doch elf Ohm Wein gemacht, gleich von der Kelter den Ohm zu 17 Gulden verkauft und somit, nach Abzug aller Kosten des Jahres, doch noch gegen sechzig Taler reinen Überschuß. Immerhin noch ein schöner Zins von 400 RT.! Und zwar in einem völligen Mißjahr. Ein gutes oder nur leidliches habe ich noch nicht gehabt. Das vorige war bekanntlich auch sehr schlecht, aber doch besser und hat mir 95 RT. reinen Ertrag gebracht. Wenn das am dürren Holze geschieht, so sind mir wirklich einige sanguinische Hoffnungen auf das grüne wohl zu verzeihen. Zwar habe ich eigentlich nichts davon, da ich, etwas voreilig generös, mich sogleich aller VorteileWeiterlesenPläne fürs Alter

Schücking führt ein Leben en grand seigneur

(…) ich habe doch einen Brief vom 2ten Oktober zu beantworten, wo mir Schücking die „neue Wendung seines Schicksals“ ankündigt, und sich so hin und her dreht, daß ich denken soll, er habe erst jetzt, auf Dumonts Antrag, Cottas Dienst verlassen, während dies doch ganz gewiß schon im Frühling der Fall, und sein ganzer Aufenthalt in Bonn bloß auf die Bewerbung um Püttmanns Stelle berechnet war. Ob gegenseitige Unzufriedenheit im Spiele war, weiß ich nicht, Schücking ist seiner Stellung aber offenbar völlig überdrüssig gewesen – er ist wieder so eilig und läßt Luisen seinen Brief beenden, und sie schreibt mit einiger Bitterkeit: „Der Abschied von Augsburg und unsern dortigen Freunden thut uns beiden schwer leid! einen so angenehmen Zirkel, eineWeiterlesenSchücking führt ein Leben en grand seigneur

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