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O Scheiden! Scheiden!

(…) Ich bin wieder zwei Tage recht unwohl gewesen, lieb Herz, jetzt zwar besser, doch will Werner von meiner morgigen Rückkehr nach Rüschhaus nichts hören, er behauptet ich würde mich todkrank machen, und es wird somit teils von meinem morgigen Befinden, teils vom Wetter abhängen, ob ich! meinen Kopf durchsetze oder nicht. (…) Meine Mutter hat Nachricht von den Ihrigen, der Onkel Fritz ist gottlob keineswegs krank, dringt aber sehr auf unsre Herüberkunft (…) Ich bin ganz gern dort, mag aber auch nicht fort. Mir fehlt die Illusion der Jugend, alles wieder auf dem alten Flecke zu finden. Nur Monate Trennung, und es ist so vieles anders geworden, wie einer, der sich so allmählich mit hinein gelebt hat, uns gar nicht nachfühlen kann.

O Scheiden! Scheiden! wie viele Verse und Prosa sind über dich ergangen, und noch immer nicht genug! Das angenehme Scheiden, z.B. von Krankheiten, engen Schuhen und lästigen Gästen, nehme ich aus, doch müßten letztere sehr schlimm sein, wenn nicht mal eine Zeit kommen sollte, wo man sie, wenigstens auf eine Viertelstunde, wiedersehn möchte. Die Erinnerungen jüngerer und weniger enttäuschter Jahre steigen täglich im Werte, und es gibt kaum ein so schlimmes Gesicht, das nicht irgend ein liebes zum Gesellen hätte. Es ist kläglich, daß mir hierbey die Bornstedt einfällt; sie hat es also verstanden, die Lombard zu entzücken? Meinetwegen! Ich wollte, ihr Schweizer wäre ein Engel und sie erbte Millionen, mit der Bedingung, beides recht weit von uns zu konsumieren! Und doch könnte es kommen, daß mir unter Fremden, in einem Anfalle von Heimweh, ihr Gesicht wie ein Stern aufging. (…)

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