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Elise Rüdiger

Einer der engste Freundinnen ist Elise Rüdiger (1812–1899). Die 15 Jahre jüngere Münsteranerin führt einen Salon in Münster, bei ihr trifft sich die „Heckenschriftsteller-Gesellschaft“, der zeitweise auch Annette von Droste und Levin Schücking angehören. Die Dichterin parodiert den Club in „Perdu“. Elise Rüdiger macht es sich nach dem Tode Drostes zur Aufgabe, ihr Werk bekanntzumachen. Mit Levin Schücking hat die verheiratete Elise ein kurzes Verhältnis. Mehr über Elise Rüdiger


Auf Schücking kann ich mich nicht verlassen

Sch[ücking] übersendet mir zugleich ein Geschenk von Cotta, ein Prachtexemplar des Nibelungenliedes in Folio, mit Randzeichnungen, nebst einem so artigem, fast demütigen Briefe, als ich mir ihn aus Cottas Feder nicht für möglich gedacht habe. Ich will ihn Ihnen abschreiben, halb aus Prahlerei (denn ich bin nicht ein Zehntel so bescheiden als Sie), halb um Ihr Urteil einzuholen, ob Sie meinen, daß ich hierauf wohl gradezu mit meinen gesammelten Gedichten und der etwas hohen Forderung auf Cotta losrücken kann. Sie haben weit mehr Schriftstellerroutine als ich, und wissen besser, inwiefern Verlegerlob auf pekuniäre Beziehungen nachzuwirken pflegt oder nicht. Ich bin zweifelhaft, ob ich sie mir immer mit dem Honigtopfe in der Hand als halbe Bezahlung oder vielmehr sehr abgemessen denkenWeiterlesenAuf Schücking kann ich mich nicht verlassen

„Nenn sie Hexe und Kokette, aber niemals kleine Nette!“

Was kommen Sie mir denn mit meiner steinalten, seit 25 Jahren begrabenen Koketterie? Ich habe Ihnen ja schon früher erzählt, wie wir sämtlichen Cousinen haxthausischer Branche durch die bittere Not gezwungen wurden, uns um den Beifall der Löwen zu bemühn, die die Onkels von Zeit zu Zeit mitbrachten, um ihr Urteil danach zu regulieren, wo wir dann nachher einen Himmel oder eine Hölle im Hause hatten, nachdem diese uns hoch oder niedrig gestellt. Glauben Sie mir, wir waren arme Tiere, die ums liebe Leben kämpften, und namentlich Wilhelm Grimm hat mir durch sein Mißfallen jahrelang den bittersten Hohn und jede Art von Zurücksetzung bereitet, so daß ich mir tausendmal den Tod gewünscht habe. Ich war damals sehr jung, sehr trotzigWeiterlesen„Nenn sie Hexe und Kokette, aber niemals kleine Nette!“

Schlechte Schwimmer

Zu Gutzkows Verteidigung spricht keine besondere Stimme in mir; seinen „Werner“ kenne ich nicht, sondern habe nur ein paar hübsche, aber etwas blasierte Sachen von ihm gelesen, dann mich geärgert, daß er auf so scheinbar offne und doch heimlich schlaue Weise Sch[ücking] den halb bankerotten „Telegraphen“ aufhocken und so seine eigne Pfote aus der Schlinge ziehn wollte, und dann mich vor seinem höchst fatalem Porträt im „Modejournal“ gegraut. Das alles kann gewiß noch kein Urteil veranlassen, aber doch ein Vorurtheil, und so hat mich Sch[ücking]s Beschreibung nicht überrascht. Die „Dombausteine“ habe ich jetzt gelesen. Sie sind nicht viel wert, viel Geschrei und wenig Wolle, und mehr unbedeutende Namen darin als Zelebritäten. Ich hatte mir gedacht, jeder Namhafte würde es fürWeiterlesenSchlechte Schwimmer

Alte Schule

Im Ganzen hat Laßberg mich heute belobt, aber schon einige Abänderungen vorgeschlagen, die sehr sehr nach der alten Schule schmecken, und mir nebenbey Gellert als den vollkommensten deutschen Stilisten empfohlen – Sie sehn, wo das hinaus will!

Zwei zähe Planken wie wir

Viel Glück zum neuen Jahre, mein altes Lies! Das vergangene ist nicht eben zu loben, Ihnen hat es viele äußere und innere Stürme gebracht, mir eine lange Krankheit und doch auch manche Erschütterung, und so steht’s mit fast allen, die uns nahe sind. Möge das begonnene friedlicher sein! Und um ihm den möglichst vorteilhaften Anstoß zu geben, fange ich es mit einem Briefe an diejenige an, von deren Liebe ich seine besten und innigsten Momente erwarte. Nicht wahr, mein Lies? Treu bey Sonnenschein und Schnee, in guten und bösen Tagen? In Leiden uns auf den andern gestützt, die Freuden doppelt genossen, und wenn’s uns beiden schlecht gehn sollte, doch wenigstens noch einander gehabt! So wär‘ es doch ein Wunder, wennWeiterlesenZwei zähe Planken wie wir

Eine grandiose Grundbesitzerin

(…) Jetzt muß ich Ihnen auch sagen, daß ich seit acht Tagen eine grandiose Grundbesitzerin bin. Ich habe das blanke Fürstenhäuschen, was neben dem Wege zum Frieden liegt – doch dort waren Sie nicht, aber man sieht es gleich am Tore, wenn man zum Figel geht – nun, das habe ich in einer Steigerung, nebst dem dazugehörendem Weinberge, erstanden. Und wofür? Für 400 Reichstaler. Dafür habe ich ein kleines, aber massiv aus gehauenen Steinen und geschmackvoll aufgeführtes Haus, was vier Zimmer, eine Küche, großen Keller und Bodenraum enthält, und 5000 Weinstöcke, die in guten Jahren schon über zwanzig Ohm Wein gebracht haben; es ist unerhört! Aber keiner wollte bieten, dieses unglückliche Jahr bringt nur Verkäufer hervor. Gottlob ist’s kein armerWeiterlesenEine grandiose Grundbesitzerin

Vivat Elisabeth!

(…) Den 19ten. Guten Morgen, altes Lies, es ist Sonntag, und ganz heimlich unser beider Namenstag dazu. Ich glaube nicht, daß im Schlosse jemand daran denkt, aber ich habe schon im Bette daran gedacht, d. h. an Sie, mein Lies, und Ihnen, bien ou mal, ein Stück Novembermorgen-Poesie zum Frühstück gebraten. Da haben Sie die Schüssel, wie sie ist! Noch mit unabgewischtem Rande, aber gut gemeint, und jedes Wort wahr darin. Ach, ich habe mich wieder so arg nach Ihnen gesehnt, daß es ganz unausstehlich war und ich mir fast einbildete, ich sei krank und könne nicht in die Kirche gehn, förmlich bey den Ohren habe ich mich dazu nehmen müssen, und merke doch nun, daß mir eigentlich nichts fehltWeiterlesenVivat Elisabeth!

Ein Grospapa aller Stürme

(…) Sie sind jetzt wohl ganz gewiß wieder in Münster, lieb Herzchen, und so gehe ich denn an meine liebste Beschäftigung, die, Ihnen zu schreiben. Ich bin indessen noch keinen Tag von Ihnen getrennt gewesen, alle Nachmittage um drei (außer vorgestern, wo es hart regnete) habe ich an unserem Strande gesessen, der mir durch Sie so lieb geworden ist, daß keine andere Erinnerung neben Ihrem lieben Gesichtchen dort ein Haarbreit Raum findet. Es hat mich ein paarmahl selbst überrascht, wenn beym zufälligen Zurückblicken mir einer meiner alten Lieblingsplätze ins Auge fiel, wie ich so alle Tage dran hertrotte, als wären’s Laternenpfähle oder Rebstöcke. O vanitas vanitatum! Ich habe auf unserm Kiesgrund noch schöne schöne Dinge gesehn, und das Herz hatWeiterlesenEin Grospapa aller Stürme

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