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Levin Schücking auf einem Stahlstich von H. Weger; Quelle: Wikipedia

Levin Schücking (1814-1883) gilt als einer der engsten Freunde der Dichterin. Die Bekanntschaft wurzelt in der Verbindung zwischen seiner Mutter, Katharine Schücking, und Annette von Droste. Die Freundschaft gründet auf gemeinsamem Interesse für die Literatur und beruht auf Gegenseitigkeit: Schücking nutzt seine Kontakte für die Dichterin und wird wiederum von ihr protegiert. Mehr über Levin Schücking


Alles tot und stumm

Warum lassen Sie mich so ganz ohne Nachricht? Sollte mein Brief an Ihre liebe Frau vom Ende Februar oder Anfange März – ich notiere leider dergleichen nie – der doch so vieles der Antwort Benötigte enthielt, verloren gegangen sein? Ihr Schweigen beunruhigt mich ungemein; es ist mir wahrhaftig, als wären Sie tot oder doch nicht mehr in Augsburg oder mindestens ganz aus allen Geschäften mit Cotta geschieden. Ihre Chiffre ist seit lange aus den Beilagen zur Allgemeinen verschwunden, die Ihres Vaters ebenfalls, die Erzählung Ihrer Frau läßt sich auch vergebens im „Morgenblatt“ erwarten, sowie eine Annonce oder Probegedichte, die das Fortrücken meiner eignen Angelegenheit zeigten: Alles gleich tot und stumm, während die Ostermesse vor der Hand ist! Sollten Sie inWeiterlesenAlles tot und stumm

Muß ich denn nichts unterschreiben?

Sie wundern sich wohl, mein guter Levin, fast zugleich zwei Briefe von mir zu erhalten; aber der von diesem Morgen war mir selbst so unangenehm zu schreiben und muß Ihnen notwendig so unangenehm zu lesen gewesen sein, daß ich es weder mir selbst noch meinem kleinen Jungen zu Leide tun mag, ihn ohne einen verbessernden Appendix zu lassen. Ach, Sie glauben nicht, wie geplagt man ist, sobald man Laßberg einige Einmischung gestattet hat, gleichviel in welcher Sache – was hier schon durch Annahme seines früheren Anerbietens geschehn war; er meint’s gut, nur zu gut, sieht die Sache dann ganz wie seine eigne an und wird zu einem unerschöpflichen Bronnen unbrauchbaren Rats, den er gleich in praxi sehn will und esWeiterlesenMuß ich denn nichts unterschreiben?

Es ist immer gut, eine Sache von mehreren Seiten zu betrachten

Ich habe Laßbergen die beiden Cottaischen Briefe und aus dem Ihrigen das Betreffende mitgeteilt, und, sollten Sie es denken? Es war ihm alles nicht halb recht, d. h. von Cottas Seite. Von 550 Gulden mochte er mal gar nichts hören, selbst 700 schien ihm wenig, da dann, falls die Sammlung, wie Uhlands Gedichte, achtunddreißig Bogen enthielt, nicht mal zwei Louisdor auf den Bogen kämen, da mir doch selbst die obskure Abendzeitung schon drei Louisdor vorläufig geboten und sich obendrein einer willkürlichen Steigerung meinerseits unterworfen habe; auch Hüffer habe mich ja durch die dritte Hand wissen lassen, daß er den Verlag wünsche und, wenn ich es verlange, 500 preußische Taler geben würde; von Velhagen sowohl wie Dumont lasse sich zwar nichtsWeiterlesenEs ist immer gut, eine Sache von mehreren Seiten zu betrachten

Aus Laßbergs Pfoten

Ich schreibe Ihnen aber jetzt nur eben das Nötige, lieber Levin, denn das Paket muß wirklich fort; gottlob, daß ich es Laßbergs Fingern entwunden habe; er machte aber die Pfoten ganz artig auf, als er hörte, daß es ein anderer aufhocken wollte, und hat kein Wort mehr von „zusammen durchnehmen“ gesprochen. Ich habe deshalb – der Eil wegen – auch nur sehr kurz an Luisen geschrieben; aber wenn sie nur halbweg Herzenssprache versteht, so muß sie wohl sehn, daß ich es echt mit ihr meine und sie schon ganz viel lieb habe. Was ich noch vorläufig über das Manuskript zu sagen hätte, habe ich auf dem Blatte, das wahrscheinlich aus diesem gefallen ist, notiert; ich bitte jedes einzelne zu beherzigenWeiterlesenAus Laßbergs Pfoten

Es ist schon gar zu vieles gedruckt

(…) An den gedruckten Gedichten habe ich überall wenig korrigirt, aber doch einiges, zumeist nur einzelne Worte, die leicht übersehn werden könne, aber nicht dürfen, da es oft krasse Druckfehler sind, die den Sinn entstellen. Ich habe im Manuskript überall, wo ich sie hinrangiert wünschte, dies auf einem weißen Blatte bezeichnet, auch ein Inhaltsverzeichnis nach der Folge beygelegt zur Erleichterung des Ordnens, wenn mal ein Blatt davonfliegen oder die ganze Pastete vom Tische rutschen sollte. Kleckse sind genug auf dem Manuskript – es ist soviel umhergeschleppt! Korrekturen noch mehr: besser so bunt wie eine Elster, als schlechtes Zeug stehnlassen. Wollen Sie die Gedichte anders ordnen, so steht dies bey Ihnen; Sie werden es aber schwieriger finden, als Sie denken. IchWeiterlesenEs ist schon gar zu vieles gedruckt

Hand an keine Silbe!

Ernstlich, Levin, ich erkenne Ihre Güte herzlich an, und sie ist mir gottlob nichts Neues, bin auch jetzt selbst der Ansicht, daß es für alle Parteien am Besten sein möchte, wenn meine Unterhandlungen mit Cotta durch Sie gehen. Laßberg ist hierin mit mir einverstanden; er hat sich anfangs sehr freudig angeboten, und nun kömmt’s ihm wie ein Riesenwerk vor – Sie kennen seine Umständlichkeit, er liest schon seit acht Tagen an dem Manuskripte, und mir kömmt’s vor, als blieb sein Zeichen, eine fladdrige „Karlsruher Zeitung“, die fast mit dem Hefte fortfliegt, immer auf derselben Stelle; und doch sagt er: „Ich beeile mich bestens, aber nachher wollen wir das Ganze etwas umständlicher durchgehn.“ Sie sehn, es wird mir gehn wie denWeiterlesenHand an keine Silbe!

Alles andre ist fortan nur Zugabe

(…) Lachen Sie nicht über die wahrscheinlich ungehörige Aufschrift dieses Briefes, mein guter Levin; Sie haben vergessen, mir Ihre Augsburger Adresse zu geben, und da ich nicht denken kann, daß nach so kurzem Aufenthalte der „Levin Schücking“ allein ausreichen sollte, muß ich versuchen, ob der „Redakteur“ mir durchhilft. Warum ich Ihnen so lange nicht geschrieben? Liebes Kind, zwischen Ihren zwei ersten und dem letzten Briefe liegen zwei Reisen, zwei Krankheiten und Geschäfte so ernster und anhaltender Art, wie ich nie daran gewöhnt und deshalb doppelt ungeschickt und von ihnen beschwert war. Nehmen Sie dazu, daß ich schweren Herzens Sie an der Katastrophe Ihres Schicksals sah, mit dem Gefühl, bey meiner durchaus oberflächlichen Kenntnis aller äußern und innern Verhältnisse, kein WortWeiterlesenAlles andre ist fortan nur Zugabe

Mein künftiges kleines Tusculum

(…) Ich habe mich durch die Billigkeit des Preises verleiten lassen, das am Wege „zum Frieden“ liegende Fürstenhäuschen mit allen dazu gehörigen Reben zu kaufen – allerdings wohlfeil, aber doch um weit mehr als einen jährlichen Betrag meiner Leibrente, weshalb ich eine Anleihe bey meinem Bruder machen mußte. Dafür habe ich nun freylich bey allen denkbaren Wechselfällen ein niedliches Asyl von fünf Zimmern, einer Küche, Keller, Bodenraum, und zwar in der Luft, die mir allein zusagt und endlich wohl meine heimische werden muß, – dabey in guten Jahren einen Weinertrag von etwa vierzig Ohm. Die Vorteile des Kaufs kommen erst später, die Reben sind schlecht gehalten – zuerst alles gute Sorten gewesen, aber die ausgegangenen durch ganz gemeine ersetzt, soWeiterlesenMein künftiges kleines Tusculum

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