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Muß ich denn nichts unterschreiben?

Sie wundern sich wohl, mein guter Levin, fast zugleich zwei Briefe von mir zu erhalten; aber der von diesem Morgen war mir selbst so unangenehm zu schreiben und muß Ihnen notwendig so unangenehm zu lesen gewesen sein, daß ich es weder mir selbst noch meinem kleinen Jungen zu Leide tun mag, ihn ohne einen verbessernden Appendix zu lassen.

Ach, Sie glauben nicht, wie geplagt man ist, sobald man Laßberg einige Einmischung gestattet hat, gleichviel in welcher Sache – was hier schon durch Annahme seines früheren Anerbietens geschehn war; er meint’s gut, nur zu gut, sieht die Sache dann ganz wie seine eigne an und wird zu einem unerschöpflichen Bronnen unbrauchbaren Rats, den er gleich in praxi sehn will und es nicht leicht vergibt, wenn man ihn auch nur einmahl ad acta legt. Doch Sie kennen ihn ja hinlänglich. Heute Morgen war er eigens zwei Stunden früher aufgestanden – sobald er die Cotta’schen Briefe gelesen – um mir dies köstliche Förderungsmittel in meinen Turm zu bringen. Es ist ihm gewiß sauer geworden, da er noch obendrein seit drei Wochen erbärmlich hustet, und hintennach rührt mich dieser Eifer im Grunde; aber er hat mich doch so konfus und verdrießlich geschwätzt, daß ich die ganze Geschichte lieber aufgegeben hätte und, um nur wenigstens vorerst zur Ruhe zu kommen, mich gleich hinsetzte und noch in seiner Gegenwart die erste Seite des vorigen Briefes schrieb; da war er denn zufrieden und ging.

Übrigens sagte Mama heute nachmittag mir zu meinem größten Erstaunen (denn ich glaubte sie durchaus auf Laßbergs Seite), sie würde sich in meiner Stelle gar nicht an Laßberg kehren, sondern Ihnen die Sache unbedingt überlassen; Sie verständen derartige Dinge weit besser als Laßberg, der sich bey seinen literarischen Unternehmungen noch immer selbst in Schaden gebracht hätte et cet. Somit ist mir der schwerste Stein vom Herzen, und ich kann Ihnen nun ganz leichten Mutes sagen: „Machen Sie es ganz nach Ihrem Gutdünken, so weiß ich, daß ich nicht nur treulich, sondern auch verständig versorgt bin“; und da Mama diese Überzeugung teilt und, wie ich jetzt merke, Jenny auch – der die dicken Ballen von Laßbergs „Liedersaal“ im Magen liegen – so sehe ich eben keinen sonderlichen Kämpfen mehr entgegen und fühle mich so leicht wie diesen Morgen beengt.

Mir kommen 700 Gulden als recht viel vor, und ich habe sie nicht erwartet; Mama und Jenny finden es auch ganz honett; und die Verbindung mit einer so bedeutenden Firma hat so große anderweitige Vorteile, daß ich auch mit Cottas Gebot würde zufrieden gewesen sein, dann aber freylich lieber eine sofortige Annahme als Zurücktreten von einmahl gemachter Forderung – der 700 Gulden – gewünscht hätte. Sollte indessen Cotta Ihre freundlichen Hoffnungen zuschanden machen und sich weigern, so schreiben Sie mir ungescheut, ohne Beklemmung – denn es wird mich nicht so arg affiziren – und Ihre Ansicht dabey, die ich dann vermuthlich zur Richtschnur nehmen werde; denn so eigensinnig ich in Dingen sein mag, die ich zu verstehn glaube, so wenig fällts mir ein mitsprechen zu wollen, wo ich mich als Ignorantin fühle.

Mir ist derweil auch noch eine Variante für eine anstößige Stelle der „Stadt und Doms“ eingefallen, die mir allgemeiner verständlich scheint: O werte Einheit, bist Du eins, – Wer stände dann des Heil’genscheins, Des Kranzes würdiger als Du, Gesegnete, auf deutschem Grund! et cet.“; ist das nicht besser? Wahrscheinlich fallen mir noch andre Aushilfen gegen Ihre Seelenschmerzen über meine Mängel ein; ich war diesen Morgen zu bedrängt und eilig und mußte recht eigentlich aus dem Ärmel schütteln. Manches, was mir – und auch den bisher Befragten – verständlich schien, hat doch in Ihnen zu sehr den Repräsentanten einer zu großen und achtbaren Gegenpartei zu respektiren, als daß ich nicht eine Klarmachung wenigstens ernstlich versuchen sollte. Nur müssen Sie berücksichtigen, wie schwer dies ist – zehnmal schwerer als ganz neu. Nun, der Druck geht ja langsam, und die ersten Bogen sind ja nun nach Ihrem Wunsche gesäubert. NB. Wegen des „Schnarchens der Schwäne“ im „Fundator“ habe ich noch nicht geantwortet. Ich ließ hier den Ausdruck „tauschen“ ungern fort; denn er ist sehr bezeichnend. Schwäne haben keine andre Stimme als ein leises Schnarchen, mit dem sie sich einander anrufen, was man im Sommer – zu Hülshoff nämlich – die ganze Nacht durch hört, da sie fast gar nicht schlafen, sondern am Ufer umherziehn, wo sie sich im Dunkel einander verlieren und dann auf diese Weise durch Wechselrufe orientieren, – es lautet hübsch und graulich – und wäre hier „tauschen“ nicht die passende Bezeichnung für Wechselrufe? Das meine ich doch. Sollte aber „Schnarchen“ zu dem Begriffe von Schlaf verleiten, so kann man ja „dumpfes Schnarren“ setzen; da merkt hoffentlich doch jeder, daß es ein Ruf ist – oder meinen Sie nicht? Mich dünkt, Schwäne sind doch so bekannte Vögel, daß man sich nicht scheuen darf, ihre gewöhnlichen Manieren als der Überzahl bekannt anzunehmen.

Ich bin diesen Abend besonders klüftig von Kopf, da fällt mir ein, von wegen des Weidenstumpfen im „zu früh gebornen Dichter“ Str. 4, würde Ihnen mehr zusagen: „Doch ließ man dies als Schwärmerei (krankes Blut) Und Hochmut ihn entgelten; Da mußt‘ er wohl mit bittrer Reu (Mut) Sich einen Toren schelten“? Dann käm der Weidenstumpf ganz fort. Ferner von wegen der „Fortun“ in der „besten Politik“, ob man nicht doch zuerst „Glück“ setzen und nachher „Geschick“ substituieren könnte; z. B. „Daß dem das Glück zumeist gewogen, Der es am mindesten gehetzt, Und daß wo Handeln (Wirken) ein Geschick Nach eigner Willkür mag bereiten, Nur Offenheit zu allen Zeiten Die allerbeste Politik“.

So wären ja wohl die ärgsten Steine schon beseitigt, wenn Sie dazu nehmen, was der vorige Brief schon nachgibt; notieren Sie sich’s nur ja zusammen, damit die corpora delicti nicht durch Ihr eignes Versehn über der Erde bleiben. …

Nachmittags. Ich habe Ihren letzten Brief; es ist alles sehr gut und schön so, Laßberg auch hintennach zufrieden – ein wunderlicher Patron, aber doch gut. Also Cotta hat nachgegeben! zwar wie ein schlauer Fuchs, und auch gleich die Auflage verstärkt. Aber es macht nichts, ich raisonniere so: Verkauft sich die Auflage sehr langsam, so hat Cotta doch wenig Profit, und es ist eigentlich eine verunglückte Spekulation für ihn, wo es mich dann freuen muß, daß ich ihn nicht wenigstens gradezu in Schaden gebracht; verkauft sie sich gut, so kömmt’s ja auch wohl zur zweiten, wo mir dann ja ganz freie Hand gelassen ist; und ich finde 700 Gulden viel, besonders da sie mir jetzt so überaus gut zu statten kommen, d. h. im Verlauf des Jahres, auf ein paar Monate kömmt’s hier gar nicht an.

Wissen Sie noch, wie Sie im vorigen Winter meinten, ich solle dem Cotta, wenn er nichts biete, mein Manuskript umsonst geben, nur um in seinen Verlag zu kommen? Wie soll ich mich denn nun nicht freuen, wenn er mir 700 Gulden gibt, wo ich sie grade so nötig brauche? Ich freue mich – und freue mich sehr, und niemand soll’s mir wehren. Aber es wehrt’s mir auch niemand; tout le monde ist hintennach zufrieden.

Aber jetzt dürfen wohl ohne Cottas bestimmte Einwilligung keine Gedichte aus der Sammlung genommen werden? Will er z. B. den „Spekulanten“ als sein Portrait nicht umkommen lassen, meinetwegen! Aber es ist sein eigner Schade, wenn das schlechte Zeug drinnen bleibt. NB. Wenn ich so etwas über Cotta sage, was mehr cavalièrement als höflich gesagt ist, so hüten Sie sich, es jemanden, z. B. dem Kolb, mitzuteilen. Kolb mag ein ganz guter Mann sein, vielleicht eine Perle von einem Manne, aber er bleibt immer Cottas rechte Hand, und man kann niemanden stechen, ohne daß die Hand, wenigstens heimlich, mitzuckt. Ein Mann, der sich zwischen so vielen Leuten und ihren korrupten Grillen durchwinden muß, kann seiner Stellung nach unmöglich das Herz auf der Zunge tragen, obwohl ein scheinbares Eingehn auf die Ansichten anderer ebenso notwendig ihm zur andern Natur werden muß. Ich zweifle nicht, daß Kolb den Cotta im Grunde gern hat, wenigstens sehr empfindlich für dessen Ehre ist, und möchte Sie dringend bitten, dieses, selbst in den freundschaftlichsten Verhältnissen, nie zu vergessen; jedenfalls gebrauchen Sie in Rücksicht auf meine etwaigen Äußerungen der Art die größte Vorsicht, wenn nicht aus Überzeugung der Notwendigkeit, doch mir zu Liebe, weil ich es wünsche und Sie darum bitte. Es liegt für mich etwas Schimpfliches in jedem, selbst einem bloßen Geschäftsverhältnisse, wo nicht jeder Teil von der Achtung des andern überzeugt zu sein glaubt, und ich würde mich auf eine solche Veranlassung augenblicklich herausziehn, so weit mir Freiheit gelassen wäre. Zwar habe ich gar keinen Grund, Cotta’n nicht zu achten, aber ich möchte doch nicht genötigt sein, jedes Wort gegen Sie auf die Goldwage zu legen. Sagen Sie mir, um noch einmahl auf das Geschäft zurückzukommen: muß ich denn nichts unterschreiben? Haben Sie für mich unterschrieben? Und ist die Handlung damit zufrieden?

Levin Schücking, der nun doch die Verhandlungen mit dem Inhaber der Cottaschen Verlagsbuchhandlung, Johann Georg Cotta von Cottendorf, über die zweite Gedichtausgabe führt (als Verleger des "Morgenblatts" sowie der Augsburger "Allgemeinen Zeitung" ist Cotta auch Schückings Chef), erhöht die Honorarforderungen mehrmals. Seinen ersten Vorschlag (vier Louisdor pro Bogen) ersetzt Schücking durch ein Pauschalhonorar von 700 Gulden, das sind 400 Reichstaler. Dieser Betrag wird vor allem von Annettes Schwager Laßberg als zu gering verworfen; bei einem Umfang von 35 Bogen läge das Honorar bei nur zwei Louisdor pro Bogen, gibt er zu bedenken. Auch hält Laßberg die Auflage für zu hoch, der Abverkauf würde entsprechend lange dauern; üblich seien 750 Exemplare.
Die Autorin selbst wäre mit 700 Gulden, also 400 Talern, zwar durchaus einverstanden, Schücking verhandelt dennoch erneut mit Cotta und führt dabei andere Verlage an, die ebenfalls Interesse an der Herausgabe des Buches angemeldet hätten. Cotta gibt schließlich nach. Das schließlich vereinbarte Honorar beläuft sich auf 500 Reichstaler, das sind 875 Gulden, auf eine Auflage von 1200 Exemplaren sowie zwölf Freiexemplaren für die Droste.
Der Louisdor (eigentlich Louis d'Or) ist eine französische Goldmünze, die damals bereits nicht mehr geprägt wird. Der preußische Reichstaler ist bis 1907 gültig (Wert: 3 Mark). Der in Europa weit verbreitete Gulden (Abkürzung fl) ist vor allem im Süden Deutschlands und im Rheinland im Umlauf, er gilt bis 1876. Zum Vergleich: Das Honorar, das die Droste schließlich für ihren zweiten Gedichtband erhält, liegt deutlich über dem Jahresgehalt eines Oberlehrers - der verdient (im Jahr 1862) 677 Gulden.

Kommentare im Kontext dieses Briefes

  1. Daß die Sache durch mich an Cotta geht, möchte wohl schon deshalb besser sein, weil er mein, als seines Kritikers an der Allgemeinen Zeitung Urteil, dann als das Urteil eines Dritten (nicht Verwandten) gewiss anzuerkennen und darauf zu bauen geneigt ist. Die Honorarforderung will ich höher stellen; jedenfalls so, daß Sie erfreut die Früchte Ihrer Mühen besser in Ähren stehen sehen, als Sie gedacht. Mich freut das alles so, was ich hierin für Sie tun kann! …

    Ich habe Cotta bemerklich gemacht, dass ja Ihre „Korsenrache“ noch nicht gedruckt sei im Morgenblatt. Wenn ich fürs Morgenblatt fünf bis sechs Gedichte noch wähle, wär’s zuviel? …

    Wir müssen eilen mit Ihren Gedichten, da Cotta daran gelegen sein wird, sie noch zur Ostermesse bringen zu können.
    Augsburg, etwa 11. Januar 1844

  2. Hochwohlgeborener Freiherr!
    Lassen Ew. Hochwohlgeboren mich zuvörderst den Ausdruck des verbindlichsten Dankes, womit meine Frau das schöne Geschenk, welches sie so freudig überraschte, anerkennen möchte, niederlegen. Sie ist in diesem Augenblicke beschäftigt, einen Begleitungsbrief zu einer, wie ich glaube, recht gelungenen Novelle für das Morgenblatt an Herrn Hauff zu schreiben. Sie wird außerordentlich erfreut sein, Ew. Hochwohlgeboren persönliche Bekanntschaft nächstens hier machen zu können!

    Was nun die Gedichte angeht, so muss ich auch hier für die große Bereitwilligkeit danken, womit die löbliche Buchhandlung dieselben der Öffentlichkeit übergeben will. Ich bin mit allen Vorschlägen derselben, was Druckart, Ausstattung, Beschränkung auf 1 Band, Art der Revision angeht, durchaus einverstanden, und da ich das M[anu]s[kript] nicht zurückzuerhalten brauche, bitte ich jetzt ohne weiteres, auch ohne die Erledigung des Honorarpunktes abzuwarten, den Satz gütigst beginnen und möglichst rasch fördern lassen zu wollen.

    Ew. Hochwohlgeboren Geneigtheit überhebt mich ja wohl des besonderen Schreibens an die löbliche Buchhandlung? Dieselbe Geneigtheit Ew. Hochwohlgeboren lässt mich wagen, mich wegen des Folgenden vertrauensvoll persönlich an Hochihre gütige Vermittlung zu wenden: Die Freiin von Droste ist sehr leidend; es ist die Frage, ob dieselbe von den gewiss zu erwartenden spätern Auflagen ihrer Gedichte viel erleben dürfte. Unter diesen Umständen wäre es mir sehr erwünscht, wenn die löbliche Verlagshandlung das Honorar auf mindestens 700 Gulden setzen könnte. Die doch sehr geringe Summe von 550 Gulden möchte ich der Freiin Dr. umso weniger nennen, da sie selbst die eben geäußerte Besorgnis hegt. Dagegen bliebe die Bestimmung der Anzahl abzuziehender Exemplare bis zum Maximum von 1200 der löblichen Buchhandlung überlassen.

    Ich habe die beiden Kontrakte wieder beigeschlossen, und da ich berechtigt zu sein glaube, Hochihrer Buchhandlung gegenüber an Erfüllung meiner Bitte keinen Zweifel zu hegen, so habe ich in dem von mir unterzeichneten Exemplar die dahin lautende Veränderung gemacht: mit ebenderselben bitte ich gelegentlich das von der löblichen Buchhandlung gezeichnete mir zurücksenden lassen zu wollen, etwa mit den ersten Revisionsbogen.

    Es bleibt mir jetzt nur noch die angenehme Pflicht, Ew. Hochwohlgeboren meine Freude auszudrücken, bald persönlich und mündlich Hochihnen meine ausgezeichnete Verehrung versichern und mich ferneren gütigem Wohlwollen angelegentlichst empfehlen zu können. Mit der vollkommensten Hochachtung habe ich die Ehre zu verharren, Hochwohlgeborener Freiherr, Ihr ganz ergebenster Dr. L. Schücking.
    An Cotta, Augsburg, 3. Februar 1844

  3. Indem ich mich beehre, den übersendeten Revisionsbogen der Drosteschen Gedichte ergebenst zurückzusenden, muss ich Ihnen zugleich gestehen, dass ich durch meinen großen Wunsch, diese Gedichte in dem Verlage Ihrer Buchhandlung erscheinen zu sehen, in die unangenehme Lage gekommen bin, den Erwartungen der Freiin Droste nicht zu entsprechen, welche sie hegte, als sie mir unbeschränkte Vollmacht gab, mit Ihrer Buchhandlung abzuschließen. Sie hatte mir nämlich nicht mitgeteilt, dass die Firma DuMont-Schauberg sich zum Verlag ihrer Gedichte angeboten habe, mit dem Zusatz, dass sie, was den Honorarpunkt angehe, selber nur bestimmen könne; und ferner, dass die Aschendorffsche Buchhandlung in Münster ihr schon die bestimmte Summe von 500 Talern Pr[eußisch] C[ourant] für dieselben Gedichte angeboten habe. Demnach ist ihr die Summe von 700 Gulden oder 400 Taler Pr[eußisch] C[ourant] zu gering erschienen. Der Kontrakt ist aber nun einmal abgeschlossen und deshalb nun wohl nicht mehr zu ändern. Fräulein von Droste verlangt dies auch nicht; aber mir wäre es im allerhöchsten Grade erwünscht und beruhigend, wenn durch das, was ich die Ehre hatte vorzutragen, die Verlagsbuchhandlung sich veranlasst sehen sollte, die Anzahl der abzuziehenden Exemplare auf höchstens 1000 zu beschränken. … Mit dem größten Vergnügen werde ich allernächstens den gewünschten Aufsatz über Drama und Halms dramatische Arbeiten für die all[gemeine] Z[ei]t[ung] schreiben.
    An Cotta, Augsburg, 19. Februar 1844

  4. Ich mache nun von Ihrer Erlaubnis Gebrauch, 500 Taler zu setzen und alles übrige zu lassen, und bitte nur noch um gütige Beschleunigung des Drucks.
    An Cotta, Augsburg, 24. Februar 1844

  5. Johann Georg Cotta von Cottendorf sagt:

    Hochverehrter Herr,
    es hat mich recht sehr gefreut, aus Veranlassung des M[anu]s[kripts] der Fräulein v. Droste einmal einen Brief von Ihnen von Augsburg zu erhalten, wo ich seit Monaten schon Sie so tätig sehe. Mit Vergnügen ergreife ich daher diese Gelegenheit, Ihnen meinen Dank für Ihre rege Teilnahme an den dortigen Journalen der JG Cottaschen Buchhandlung auszusprechen und damit den Wunsch zu verbinden, dass es Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin dort gefallen möchte. Bald hoffe ich, Ihnen dort persönlich meine Hochachtung bezeugen zu können, worauf ich mich recht sehr freue.
    Die Gedichte der Freiin A. v. Droste-Hülshoff betreffend, so freue ich mich persönlich ungemein, dieselben dem achtbaren Kreise von Dichtern beitreten zu sehen, deren Sammlungen von der Cottaschen Buchh[andlung] verlegt werden. Was von meiner Seite dazu beigetragen werden kann, der Fräulein v. Droste das beabsichtigte Geschäftsverhältnis mit der Cottaschen Buchh[andlung] angenehm und ersprießlich zu machen, das soll mit dem größten Vergnügen geschehen.

    Ich habe alsbald das betreffende M[anu]s[kript] der Buchhandlung für deren Buchdruckerei übergeben und sie zu Schätzung des Umfangs, Begutachtung des Formates und Papiers, sowie zu Behandlung des geschäftlichen Teils der Sache aufgefordert.
    Ich werde ihr Schreiben diesem Briefe morgen od. übermorgen beilegen können, und wiederhole nochmals, dass ich für dieses Geschäft gerne und in allen Fällen als Vermittler auftreten werde, wo Sie mich hinzuadfechieren (?) wollen.

    Da ich nur, neben meinem Schwager Reischach, Mitbesorger der JG Cottaschen Buchh[andlung] bin, so werden alle Verlagsverträge durch diese besorgt, wie die damit zusammenhängenden Besprechungen, insoferne sie dem Abschluss der Verträge gewöhnlich vorauszugehen pflegen.

    Dass Sie die letzte Revision dieser Gedichtsammlung selbst lesen wollen, freut mich für Fräulein v. Droste ebenso sehr, als es für die Verlagsbuchhandlung, welcher, wie sich von selbst versteht, an möglichster Korrektheit ungemein gelegen ist.
    Elegante und geschmackvolle und typische Ausstattung wüsste unsre Augsburger Buchdruckerei nicht zu geben, indem die Maschinen-Pressen eine solche geradezu ausschließen, aus welchem Grunde unsere besseren Publikationen auch nie zu Augsburg gedruckt werden.

    Indessen ist die Entfernung von hier ja so gering und unsere Kommunikationen mit dorten ja täglich, so dass die Hinübersendung der einzelnen Revisionsbogen an Sie ohne Schwierigkeit geschehen kann. … Ich rat also, die Drostesche Gedichtsammlung hier drucken zu lassen, damit sie in Typen, Papier, Format, kurz in allem, unsern besten Publikationen dieses Faches angerecht werde.
    Sollten Sie vor dem Satz und Drucke, der im entgegengesetzten Falle sogleich beginnen könnte, das M[anu]s[kript] gleichwohl noch einmal zur Durchsicht zu erhalten wünschen, oder überhaupt den Satz erst beginnen lassen wollen, bis ein Verlagsvertrag von beiden Seiten unterfertigt ist, so bedarf es nur Ihrer Willensäußerung.

    Die JG Cottasche Buchhandlung ihrerseits würde, weil sie sich bewusst ist, um jeden Preis das ihr so wertvolle Geschäftsverhältnis begründen zu wollen, auch ohne vorausgegangene Unterzeichnung des Vertrags sofort den Satz beginnen lassen, sobald Sie nichts dagegen einzuwenden haben …
    An Schücking, Stuttgart, 27. Januar 1844

  6. JG Cotta'sche Buchhandlung sagt:

    E. W. verehrtes Schreiben vom 23. dss. an unser Ehren v. Cotta, die Herausgabe der Gedichtesammlung der Freiin A. v. Droste-Hülshoff betreffend, ist uns, insoweit es das Geschäftliche dieser Unternehmung angeht, mitgeteilt worden, und säumen wir nicht, dasselbe alsbald und ganz ergebenst zu beantworten. …

    Wir werden, was die Ausstattung und Verbreitung dieser Gedichtesammlung anlangt, alles tun, was in unseren Kräften steht, müssen aber im Interesse des Werkes bitten, dass Sie es uns hier drucken lassen. Die Revisionsbogen senden wir Ihnen franco Augsburg dorthin. …

    Die Ausstattung und das Format betreffend, so glauben wir hiefür das Format von Uhlands Gedichten in 8 vorschlagen zu sollen, das [nun] nicht allein allgemein gefällt, sondern nun auch schon eine längere Reihe von Jahren sich im gesamten deutschen Vaterlande allseitig eingebürgert hat. In diesem Formate, glaubt unser Druckerei-Faktor, dürfte sich auch die ganze v. Droste’sche Sammlung in einem Bande gut geben lassen, indem nach seiner Berechnung die Bogenzahl der der Uhland’schen so ziemlich gleichkommen wird.

    Von diesem Vordersatz ausgehend, wenden wir uns zum Honorar-Punkte. Euer Wohlgebohren sowohl als Fräulein v. Droste gegenüber werden wir nicht nötig haben auseinanderzusetzen, dass wir auf Gewinn [allein] zwar nicht principaliter ausgehen, dass wir aber, [die wir die Kosten einer Publikation und den Verkaufspreis unserer Verlagswerke möglichst richtig und gleichförmig anzusetzen, auch eine den Honoraren gleichstehender Werke einige Gleichförmigkeit zu erzielen bemüht sind], bei der größern Zahl von Gedichtesammlungen, welche jahraus jahrein erscheinen, gleichwohl uns vor Schaden zu hüten bemüht sein müssen. … Wir glauben hiedurch für Verbreitung unserer Verlagswerke bislang glücklich gewirkt zu haben.

    Aus diesen Gründen [glauben wir dann Ihnen vorschlagen zu sollen, dass Sie von denen einem Bogenhonorar Umgang nehmen, und wie Uhland, und Lenau [und andere sich mit] für Ihre Sammlungen genügigerweise eine Aversalsumme gutheißen möchten.] haben wir für erste Auflagen noch immer ein nur sehr mäßiges Honorar gewährt, das dann wie bei Uhland und Lenau bei zweiten Auflagen auf das Doppelte erhöht worden ist. Wir müssen daher bitten, von einem Bogenhonorar von 4 Louis Umgang zu nehmen und sich, wie diese Herren seinerzeit auch getan, mit einem Pausch-Honorar für diese erste Auflage zu begnügen und zwar mit einem sehr mäßigen, das dann, wenn eine neue Auflage nötig wird, von der Verfasserin nach Willkür erhöht werden kann.

    [Wenn wir Ihnen dann für [diese] jede Auflage dasselbe anbieten, was Uhland erhält, nämlich f 1000 für eine einfache und f 2000 für eine doppelte Auflage, so glauben wir, Sie werden hieraus unseren guten Willen und unsern Wunsch, Verleger der v. Droste’schen Gedichte zu werden, vollkommen erkennen.]

    Hienach … legen wir zwei Abschriften eines Vertrags-Projektes hier bei; [in welches eine Auflage eingetragen ist, wie Sie sie selbst vorschlagen]. Das eine … ist von uns unterzeichnet, im Falle Ihrer Zustimmung bedarf es also nur der Unterzeichnung und Rücksendung des anderen. Sollten Sie aber Abänderungen, sei’s in der Größe der Auflage oder sonst, vorzuschlagen haben, so bitten wir um deren Mitteilung. Die Zahl der Freiexemplare, welche gewünscht werden, bitten wir selbst auszufüllen. Die Bezeichnung „zweite stark vermehrte Auflage“ [halten wir für ganz passend und gerechtfertigt] kann nach Wunsch gewählt werden.

    Euer Wohlgebohren haben nun zu befehlen, ob der Satz alsbald beginnen soll, oder ob Ihnen das Manuskript vorher wieder zugesendet werden muss [was wir nicht für nötig halten, da unsere Druckerei sich ganz leicht in das Manuskript finden zu können erklärt].

    Diejenigen Gedichte, welche Sie seinerzeit für das Morgenblatt bestimmen, um auf die Veröffentlichung dieser Gedichte aufmerksam zu machen, können dereinst von den schon gedruckten Bogen abgesetzt werden.
    An Schücking, Stuttgart, 29. (?) Januar 1844

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