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Das Fürstenhäuschen – 3, 2, 1, meins!

Nun muß ich dir doch auch von meinem kleinen Ankaufe schreiben, meinem Häuschen und Weinberg, wie ich dazu gekommen bin, und wie es beschaffen ist. Es ist ein großes Gartenhaus, liegt grade Jennys Garten und Häuschen gegenüber, aber höher, und ist wenigstens noch einmahl so groß; es heißt das Fürstenhäuschen, weil einer der letzten Bischöfe es gebaut hat, um dort im Sommer die Nachmittage zuzubringen, sowohl der herrlichen Aussicht wegen, als auch weil er kränklich war und die Luft dort so rein ist. Es enthält fünf Piecen, zwar klein, aber doch brauchbar; zuerst unten das größte Zimmer mit einem Kachelofen, daneben die kleine Küche, wo der Herd mit dem Ofen verbunden ist, so daß beide mit einem Feuer können geheizt werden. Aus der Küche führt eine Wendeltreppe in den oberen Stock vermittelst einer Falltür; wenn man abends die Falltür zumacht, so ist die Entree auch ein kleines Zimmerchen, wo eine Kammerjungfer schlafen und ein Schrank sehen könnte; dann kömmt ein recht nettes, heizbares Wohnzimmer und dahinter ein Schlafzimmerchen; oben ist etwas Bodenraum und unter dem ganzen Hause her ein großer Keller; das Gebäude ist im besten Zustande, sehr fest und massiv aus gehauenen Steinen ausgeführt, das Dach noch im vorigen Jahre durchaus repariert, nur die Fenster sind alle fort, bloß Läden da, die gottlob immer fest geschlossen gewesen sind, so daß die Zimmer nichts gelitten haben. Hierzu gehört ein Jauchert (etwas mehr wie ein Morgen) Rebland, sehr gut im Stande gehalten und mit lauter guten Sorten bepflanzt, Muskateller, Traminer, Gutedel et cet. et cet., die in guten Jahren etwa zwanzig Ohm Wein bringen sollen. Die Hälfte davon hat eine sehr gute Lage nach Süden, die andere weniger. Es gehört auch ein Bleichplätzchen dazu; ein Brunnen ist nicht da, aber grade daneben eine Quelle, die Sommer und Winter fließt.

Diese niedliche Miniaturbesitzung, die ihre Herren weit weg in Freiburg hatte, war jedermanns Augenmerk, und als sie zum Verkauf kam, strömten alle Honoratioren zu. Ich ging auch hin, warum weiß ich kaum; ich dachte wohl, es wäre hübsch, wenn ich es kaufen könnte, um es einstens, da es doch an Jennys Garten stößt, ihren Kindern zu hinterlassen; aber es fiel mir nicht ein, daß ich es könnte. So wie ich hereinkam, fragte mich einer der Honoratioren: „Wollen Sie mitbieten?“ Ich sagte „Vielleicht, je nachdem es fällt“, worauf gleich mehrere der Herren fortgingen, auch mehrere der Bauern, und die andern blieben ruhig sitzen und boten nicht, außer einem Bauer, der auch bald stillschwieg, als ich ganz piano anfing gegen ihn zu bieten, und so wurde mir schon nach ein paar Minuten die ganze Geschichte für 400 Tlr. zugeschlagen. Was sagst du dazu?

Alle sagen, ich hätte lächerlich wohlfeil gekauft. Die Reben allein kosteten hier in schlechter Lage ebensoviel und in guter wenigstens das Doppelte, und das Haus hätte ich ganz umsonst. … Das Geld dazu bekomme ich jedenfalls für die erste Ausgabe meiner Gedichte; gibt’s mir Cotta nicht, so haben mir schon andere höher geboten; ich habe recht Freude an dem Kauf! Jenny wird es mir verwalten und gewiß schon sorgen, daß es nicht schlechter wird.

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