Mit meinem literarischen Treiben geht es gut, Cotta hat mir, da ich seit einem Jahre nichts mehr an „Morgenblatt“ geschickt hatte, einen überhöflichen bittenden Brief geschrieben und ein Prachtexemplar der „Nibelungen“, Folio mit Holzschnitten, geschenkt. Hierauf habe ich ihm den Verlag eines Bandes neuer Gedichte, dem auch die ältern zum Teil einverleibt sind, angeboten. Als Antwort hat er mir erst weitläufig auseinandergesetzt, wie wenig oder nichts er andern, selbst Uhlanden oder Lenaun, für erste Auflagen gegeben habe und sich dann zu 500 Tlr. für die erste Auflage verstanden und für jede der späteren 1000 Tlr. in Aussicht gestellt, obwohl der Kontrakt nur auf eine Auflage von 1200 Exemplaren lautet, und zwar auf meinen eigenen Wunsch, da ich eine vielleicht momentane Stimmung des Publikums nicht benutzen mag, Cottan möglicherweise in Schaden zu bringen. Sind die Gedichte es wert, oder hält sie wenigstens das Publikum dafür, so bekomme ich doch späterhin meine 1000 Tlr.
Es ist seltsam, wie man wie man an einem Ort hier in Oberdeutschland, Sachsen et. cet., so gut angesehn und zugleich an einem andern (Westfalen) durchgängig schlimmer als übersehen sein kann! Ich muß mich, mehr als ich es selber weiß, der schwäbischen Schule zuneigen. Das Buch erscheint zur Michaelismesse, ich habe bereits eine Menge Druckbogen erhalten und kann mit der Ausstattung zufrieden sein: schöne neue Typen und sehr weißes Velinpapier.
Zunächst erscheint dann wohl mein Buch über Westfalen, was freylich noch lange nicht fertig ist, aber ich schreibe schnell, wenn ich mal daran komme, was sogleich geschen soll, wenn ich in Rüschhaus zur Ruhe gekommen bin. Gott gebe, daß mir Stimmung und passable Gesundheit bleiben, um noch recht viel verdienen zu können, denn ich möchte gar zu gern zwei kleine Stiftungen machen für ein paar unverheiratete Mädchen aus Werners und Jennys Nachkommenschaft. Der Anfang ist gemacht, zu dem ersten habe ich meinen Brautschatz überwiesen, und zum Behufe des letzteren für meine neu erworbenen 500 Tlr. ein hübsches, massiv gebautes und bewohnbares Gartenhaus vor dem Tore von Meersburg gekauft, mit so viel guten Reben, daß ich in fruchtbaren Jahren wohl 2-3 Fuder Wein, 14-24 Ohm, machen kann. Der Kauf ist, wie du siehst, sehr vorteilhaft; jedermann sagt, die Reben allein seien das Doppelte wert, aber es ist heuer eine Art Hungerjahr hier in Schwaben, niemand hat Geld zum Kaufen, und man hat sich in den Kopf gesetzt, Maman und mich für halbe Millionärinnen zu halten, so hat mir keine Seele aufgeboten.
Ueberhaubt habe ich Glück bey diesem Kaufe, bin bey ziemlich blindem Zutappen an einen in jeder Hinsicht vortrefflichen Winzer geraten, und meine Stöcke hänge so voll Trauben, daß die Leute der Merkwürdigkeit halber extra hinspazieren.
Ich denke, mit den Stiftungen wird sich’s auch machen, daß ich noch bey meinem Leben Gedeihen sehe. Du weißt, ich selbst brauche blutwenig und habe an meinen 300 Tlr. immer über- und übergenug gehabt, so will ich alles, was ich verdiene mit Schreiben und auch den Ertrag des Weinbergs immer sogleich in die Stiftungen stecken, wo es dann, Zins auf Zins, wohl so anwachsen wird, daß noch ein paar Kinder, die ich mit Augen gesehn habe, etwas Ordentliches davon haben können und nicht nur die späteren Nachkommen. Denn auf die Länge muß der Fonds jedenfalls sehr anwachsen nach den Bedingungen, die ich festgesetzt habe und dir gern zeigen möchte. …
Man ist jetzt am Regulieren der Jagdgerechtigkeiten, und Wernern stehen die Haare zu Berge vor Wichtigkeit. – Das ist alles ganz gut, man soll sich nichts nehmen lassen, aber ich wollte, die Herren dächten auch zuweilen an allgemeinere Landesinteressen, – es empört den Bürger- und Bauernstand, daß sie auf den letzten Landtagen nichts als ihre Jagdgeschichten haben zur Sprache kommen lassen, weder Schulen, Pfarreien noch sonstiges. Werner wird das nicht gewahr, da er nur mit dem Adel umgeht, aber ich höre es desto öfterer. Das schlimmste ist, man findet dieses Benehmen nicht nur ungerecht, man findet es höchst borniert, und die aus dem zweiten Stande nach Berlin versetzten Angestellten, die mitunter doch Einfluß erlangen, bringen eine miserable Idee von der Fähigkeit unseres Adels mit, so wird der König uns am Ende nicht halten, wenigstens nicht im Staatsdienst nach Wunsch befördern können… Junkmann ist sehr für den ansässigen Adel, hält ihn für den natürlichen Schirm und Vertreter der Rechte seiner Provinz, und doch schreibt auch er in seinem letzten Briefe: „Leider ist unser Adel immer noch getrennt von den übrigen Ständen, und die Koryphän der übrigen von ihm. Wenn doch ein Mann von höherer Einsicht käme und sie vereinte zum Nutzen des Staates, der Kirche, des verlassenen Münsterlandes! Jetzt gibt’s kleine Fehler und Reibungen von allen Seiten.“ So denkt ein Mann, der entschieden zu unsrer Partei steht und uns für die einzige vorhaltende Stütze der Provinz hält. Hiernach magst du auf de allgemeine Stimmung schließen.