(…) Gleichgültig bin ich Ihnen vorgekommen? Lieb Lies! Das Herz hätte mir springen mögen, daß ich Sie wieder hatte in meinem eigenen Rüschhaus (in dem für uns so viele Geister umgehn,) und daß ich dabey denken mußte, vielleicht noch einmahl so; und nachher, was Gott will und ein rundes Jahr so gnädig ist uns übrig zu lassen; aber ich werde leicht schroff, wenn sich die Bewegung in mir zum Unerträglichen steigert. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie mir ist! Ich genieße jedes Abendrot, jede Blume im Garten wie eine Sterbende. Die letzte Schweize Rreise hat mich zuviel gekostet! Wären Sie nur die drei Wochen noch hier! Wir wollten keine Minute verkommen, keinen Schmetterling unbemerkt fliegen lassen, und für ein ganzes Jahr vorausleben.
Es ist heute recht herbstlich, die Sonne bereits untergegangen, und hat nur ein paar schlechte gelbliche Streifen in den grauen Regenwolken hinterlassen. In meinem Zimmerchen dämmert’s, daß ich kaum die Feder mehr sehn kann, und die Eichen draußen rauschen so feucht und schaurig, daß einem grauen sollte, und doch dünkt mich, ich wüßte mir nichts Lieberes als hier – hier – nur hier! wenn’s auch nie anders war!
Ich muß aufhören, lieb Herz, es ist wirklich ganz finster, Mama und Hanne Hassenpflug können jeden Augenblick zurückkommen, und die Bückersche hat mir eben durchs Fensterchen hinauf gerufen, daß sie erst übermorgen geht, also besser, ich zünde kein Licht an, um Sie, mein armes Herz, noch weiter in meine wunderliche Stimmung zu verwickeln, sondern strecke mich auf mein Kanapee, und träume noch ein wenig im Dunkeln, bis es lebendig im Hause wird; es wird mir doch nicht lange mehr so wohl! (…)