(…) Ich bin vor einigen Tagen auf einige Tage in Münster gewesen, um die berühmte mimische Künstlerin Madame Händel-Schütz zu sehen, die sich jetzt dort aufhält, und auch wohl einige Zeit bleiben wird (sollte Sie dies wundern, so müssen Sie wissen, daß Münster wohl noch nie so glänzend gewesen wie jetzt, da alle möglichen Zivil- und Militärbüros der neuen Provinzen, und also auch die Familien der Beamten derselben, nebst einem Teil des paderbörnischen, sauerländischen und kölnischen Adels sich dort aufhält).
Sie gab aber leider in der Zeit, daß ich dort war, keine mimische Vorstellungen, sondern nur Deklamatonen. Es ziemt mir nicht mein Unheil über eine Künstlerin zu äußern, worüber ganz Deutschland schon so sehr zu ihrem Vortheile entschieden hat, und deren Namen ganz Europa kennt, nur eins: Sie erschien zuerst in der Rolle der Thekla im Wallenstein in einer äußerst prächtigen Kleidung, und diese behielt sie bey allen andern Scenen bey, obgleich keine einzige darunter war, wozu sie gepaßt hätte, (Z. B, der alte Flausrock von Voss) und obgleich sie beym Deklamiren immer mit ihrem Gemahl, dem Herrn Professor Schütz, abwechselte, und also jedesmahl das Theater verließ, sollte sie dieses, wie sich doch vermuthen läßt, nicht überall so gethan haben, so könnte es sehr leicht, als das Zeichen einer beleidigenden Geringschätzung des münstrischen Publikums genommen werden. (…)
Hülshoff, Ende Februar 1816