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Nach 100 Jahren

möchte ich gelesen werden …

Die langweilige Prozess-Sache

Ich bin erst gestern Abend von Hindenburg zurück gekommen, liebe Mama, und habe dir deshalb deinen lieben guten langen Brief nicht eher beantworten können, und gewißermaßen ist es mir jetzt lieb, da ich dir heute auf allen Fall schreiben müsste, und sonst, wenn ich erst eben geschrieben hätte, wohl nichts andres zu erzählen wüßte als die eine langweilige Prozess-Sache, die diesen Brief gradezu nothwendig macht, ich will diesen unangenehmen Punkt gleich abmachen, damit ich nachher in Ruhe von was Anderen reden kann. Ich möchte sehr wünschen, liebe Mutter, daß Du mit Mimy über die bewußte Sache gesprochen hättest, sie ist diejenige, von der sie hauptsächlich und mit großem Starrsinn betrieben wird, und ich muß jetzt alles durch Schloshauers erfahren, inWeiterlesenDie langweilige Prozess-Sache

Krankheitstagebuch I

5a. Zuweilen Stiche im Kopfe.7. öftere Röte und Hitze einer Wange, gewöhnlich der Rechten.8. Schielen.13. Knacken der Kinnladen beym Essen.14. Empfindlichkeit der Zähne gegen Wärme.16. Wundheit des Gaumens.17. Zuweilen Kitzel in der Kehle, wobey sich die Beklemmung und der Reiz zum Aufstoßen vermindert.21. Ein unaufhörlicher Drang zum leeren Aufstoßen, welches aber, wenn ich ihm nachgebe, das Übel verschlimmert, so daß es nun unaufhörlich vor dem Halse liegt und den Atem benimmt.21. Zuweilen Aufschwulken der genossenen Speisen, bald sauer, bald süßlich, bald geschmacklos.23. Etwas Druck auf der Herzgrube, und überall das unangenehme überladene Gefühl, wie von verdorbenem Magen.23. Wiederum einen Tag lang Jucken auf der Herzgrube.24. Seitenstiche, nur selten und einzeln, aber dann heftiger als sonst; zuweilen ein dumpfer geringer DruckWeiterlesenKrankheitstagebuch I

Dem Glücke nachschieben

Werden Sie meiner auch immer gedenken, Philippa? Auch wenn wir auf längere Zeit getrennt würden? Ich weiß, daß ich Sie nie vergessen, Ihnen immer schreiben und, wenn Sie nur nicht gar zu weit von meinem Wege verschlagen werden (etwa nach Wien, London et cet.), Sie auch immer aufsuchen und ein paar Tagereisen nicht achten werde. Ihre Liebe ist mir ein frischer, wohltätiger Strahl in meinem abnehmenden Leben; bewahren Sie mir dieselbe so getreulich, wie ich Ihnen die meinige bewahren werde, so kann es nicht fehlen, daß ein fester Wille von beiden Seiten uns auch wieder zusammenführt. … Wie ist Ihnen alles so sehr gelungen, Handzeichnungen, Gedicht und Komposition! Ach, Sie wissen selbst noch nicht, welche Grundlage zukünftigen friedlichen Glückes SieWeiterlesenDem Glücke nachschieben

Freiligraths Ader erschöpft?

(…) Brentanos Totenamt von Freiligrath habe ich gelesen und jetzt auch das Gedicht im Immermanns Album; das erstere finde ich wohl hübsch, das zweite kaum; hier ist wirklich mitunter nur „gereimte Prosa“, und wenn ich das finde, die selbst so sehr nach dieser Seite neigt, so muß es wohl auffallend sein. Ich fürchte, Freiligraths Ader fängt an sich zu erschöpfen; auch das erste Gedicht hat mich mehr durch seine Pietät gerührt, als durch eigentliche Kraft oder Lieblichkeit erfreut; doch ist es noch immer besser, als was man so gewöhnlich sieht. Ihr Aufsatz über den Merlin ist desto schöner, und Adele meint „Meersburg mit all seiner feenhaften Romantik“ herauszufühlen; andre Urteile habe ich noch nicht gehört. Auch das überschickte Lied istWeiterlesenFreiligraths Ader erschöpft?

Und doch verkauft es sich so schlecht

(…) Für die Überschickung der Rezension danke ich herzlich. Schücking sagt, wenn sie ganz ohne Unterschrift sei, so sei sie am wahrscheinlichsten von dem Herausgeber des Blattes, Theodor Hell; seine Mitarbeiter pflegten sich zwar auch selten zu nennen, aber doch mit einem Anfangsbuchstaben zu bezeichnen. Es geht mir sonderbar mit meinen Gedichten. Ich bekomme eine vortreffliche Rezension nach der andern, dies ist schon die sechste, und einige der andern sprechen sich noch vorteilhafter aus wie diese, und doch verkauft sich das Buch so schlecht, daß die kleine Auflage von 500 Exemplaren noch nicht vergriffen ist. Wie ich das reimen soll, weiß ich nicht; wüßte ich nicht mit Gewißheit, daß diese Rezensionen bis auf eine von fremden Literaten sind, ich dächteWeiterlesenUnd doch verkauft es sich so schlecht

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