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Nach 100 Jahren

möchte ich gelesen werden …

Ich habe viel Angst um sie ausgestanden 

Du siehst aus diesem langen Bogen, liebste, beste, alte Mama, daß ich wenigstens den Willen habe, recht viel zu schreiben. Ob ich dazu komme, das weiß Gott; obgleich ich nichts, gar nichts zu tun habe und auch nirgends hingehe. Aber ich habe mein Nichtstun so künstlich eingeteilt, daß mir keine Minute übrigbleibt und ich den ganzen Tag wie auf der Flucht bin. Du kannst meine höchst einfache und pünktliche Lebensordnung schon aus meinen früheren Briefen beurtheilen. Eben in derselben Form besteht sie noch immer. Ich lebe so sehr nach der Uhr, daß ich mich ganz desorientiert fühle, sobald ich mal etwas anderes vorgenommen habe. (…) Wir sind hier Gottlob Alle wohl, nur Pauline kann noch immer nicht wieder zu ihremWeiterlesenIch habe viel Angst um sie ausgestanden 

Damit Sie überall an das Nettle erinnert werden

(…) Obwohl mir seit einigen Tagen infolge einer Erkältung wieder recht unwohl ist, so kann ich doch dies Paket nicht abgehen lassen, ohne mich Ihnen, meine gütige Freundin, wenigstens mit einigen Zeilen zu vergegenwärtigen. Ich denke soviel an Sie und höre nun durch meine Schwester, daß Sie auch an mich denken, daß Sie von mir reden und sogar für mich zeichnen. Sie sind doch gar zu lieb! und ich wollte, ich könnte Ihnen recht etwas Liebes wieder tun. Würden die Tage nur heller, daß ich mit meinem Ausschneiden voran käme oder wenigstens mein Daguerreotyp könnte aufnehme lassen. Jetzt mache ich mir vorläufig die Freude, allerlei dummes kleines Zeug für Sie zusammenzubringen, damit Sie überall an das Nettle erinnert werden undWeiterlesenDamit Sie überall an das Nettle erinnert werden

Die Welt kömmt mir seitdem gewaltig nüchtern vor

(…) Wie es mir geht? Jetzt schon gut; ich habe mich wieder ins Klima eingeübt, qualifiziere mich täglich mehr zur Schnelläuferin, gehe ganz bequem in einem Tage nach Hülshoff oder Münster und zurück und setze alle außer Atem, die Schritt mit mir halten müssen. Qu’en dites-vous? Ich denke, die achtundachtzig Jahre, die Sie mir angewünscht haben, werden mir wirklich nach und nach auf den Rücken steigen. Was soll ich Ihnen von meiner Lebensweise sagen? Sie ist so einförmig, wie Sie sie kennen und sie mir grade zusagt: Rüschhaus in seiner bekannten melancholischen Freundlichkeit, im Garten die letzten Rosen, die mich immer rühren, wenn ich denke, wie ich sie Ihnen vor nun schon zwei Jahren beym Abschiede gab, als Sie IhrWeiterlesenDie Welt kömmt mir seitdem gewaltig nüchtern vor

Die Bornstedt läßt sich fleißig besuchen

(…) Die Bornstedt läßt sich jetzt vom gleichfalls etwas einsam stehenden Sohne des Vaterlandes fleißig besuchen, unter vier Augen schmeicheln und hinterm Rücken gräulich durchziehn. Sie ist doch wirklich und durch unglücklich, und selbst von denen, die noch ihr letzter Trost und Stolz sind, verraten und missbraucht! Doch freue ich mich immer, wenn ich noch von irgend einer glücklichen Täuschung höre, es hilft ihr doch, das Leben ertragen, wie z. B. der Bräutigam, der Sohn des Vaterlands, und gewiß auch der „hochadliche Schwanenhals“. Jetzt ist sie in Herbern, und Manche meinen sie werde ganz dort bleiben,- aus Liebe zum Landleben – da sie in Münster durchaus nicht mehr subsistieren könne. (…)

Hier liest es keine Seele

(…) Du weißt, daß der Landtag alle Hände so voll gehabt hat, daß die Schulangelegenheiten gar nicht haben zur Sprache kommen können. Manche sagen, nicht mit Unrecht, sie hätten dafür einige Privatsachen, z.B. Jagdsachen et cet., hinter Weges lassen sollen. Es ist traurig daß so sehr viel Verstand und Geistesunabhängigkeit dazu gehört das Allgemeine aufzufassen, und die ehrlichsten Leute, die sich nicht mit Millionen bestechen ließen, doch ihr zerbrochenes Töpfchen immer für den Hauptschaden halten. – Gutsbesitzer – Kaufmann – Städter – Jeder stimmt für sein Interesse, so mache sie sich einander kaputt, und das Resultat ist, daß alle mit gleicher langer Nase anziehn… Perdu!: mein Lustspiel, worin höchstens einer Persönlichkeit (der Bornstedt) zu nahe getreten sein könnte, ist auchWeiterlesenHier liest es keine Seele

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