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Nach 100 Jahren

möchte ich gelesen werden …

Warum wollt Ihr mir das Herz weich machen ?

(…) Nun aber zu dem, was du mir von Straube schreibst [Lücke im Manuskript] sehr betrübt, aber, wie Ossian sagt, „eine Geschichte vergangener Zeiten“; ich weiß wohl, daß Straube damals sehr herunter gewesen ist, aber jetzt ist er längst wieder besser und nach Werners Aussage gewöhnlich sehr munter und witzig; was Anna mir schreibt, daß er noch schwach wäre und nach einem Balle leicht Kopfweh bekäme, so finde ich das sehr natürlich, wenn er die ganze Nacht getanzt hat. Zudem hat mir Werner gesagt, daß er gar keinen Wein vertragen könnte, aber doch sehr gern tränk, und bey allen Festivitäten jedesmal ein Rauschgen und am folgenden Tage einen gewaltigen sogenannten Katzenjammer bekäme, das ist also die Schwäche nach dem Balle.WeiterlesenWarum wollt Ihr mir das Herz weich machen ?

Ich wäre ein wenig independent …

(…) Ich kann mich unmöglich so schnell entschließen, als von mir verlangt wird. Wenn es nicht so lange Zeit hat, bis ich wieder in Rüschhaus bin und ein wenig mit Euch überlegt habe, so lasst es lieber ganz beruhen, denn auf keinen Fall ist mir viel daran gelegen mitzugehn, aber es könnte mir wohl, bey näherer Überlegung, sehr zuwider sein. Gegen Mannheim habe ich, an und für sich, einen Widerwillen. Die guten Seiten dieses Aufenthalts reizen mich nicht. Von der schönen Gegend kann ich im Winter nicht profitieren. Daß die Stadt schön und regelmäßig gebaut ist, ist mir gleichgültig. Das Theater ist gut, d.h. etwa wie das Casseler, aber Du weißt selbst, daß ich etwas geizig mit Theatergeld bin, undWeiterlesenIch wäre ein wenig independent …

Münster war nie so glänzend wie jetzt

(…) Ich bin vor einigen Tagen auf einige Tage in Münster gewesen, um die berühmte mimische Künstlerin Madame Händel-Schütz zu sehen, die sich jetzt dort aufhält, und auch wohl einige Zeit bleiben wird (sollte Sie dies wundern, so müssen Sie wissen, daß Münster wohl noch nie so glänzend gewesen wie jetzt, da alle möglichen Zivil- und Militärbüros der neuen Provinzen, und also auch die Familien der Beamten derselben, nebst einem Teil des paderbörnischen, sauerländischen und kölnischen Adels sich dort aufhält). Sie gab aber leider in der Zeit, daß ich dort war, keine mimische Vorstellungen, sondern nur Deklamatonen. Es ziemt mir nicht mein Unheil über eine Künstlerin zu äußern, worüber ganz Deutschland schon so sehr zu ihrem Vortheile entschieden hat, undWeiterlesenMünster war nie so glänzend wie jetzt

Levin schreibt freundlich, aber flüchtig

(…) Von Schücking habe ich vor etwa acht Wochen einen Brief, wie immer sehr freundlich, aber ungeheuer flüchtig – keine Nachfrage nach irgend jemanden, keine meiner Fragen (die meistens meine schriftstellerischen Interessen betrafen) beantwortet, überhaubt gar keine Teilnahme an meiner Laufbahn mehr, nur einmahl flüchtig hingeworfen: „Ihre Pyrenäengedichte sind schön – was machen Sie? sind fleißig?“, um dann gleich weitläufig auf seine eignen Ruhmes- und Erwerbplane zu kommen. Dreierlei soll in diesem Jahre heraus, ein Roman und zwei Sammlungen seiner zerstreuten Gedichte und Novellen; auch dreierlei Plaisiers hatten sie vor: erstlich eine Rheinreise (muß schon vorüber sein, der Brief war vom 16ten Juni), dann einen Monat Badekur in Ostende (auch wohl schon vorüber) und endlich den nächsten Winter in Paris.WeiterlesenLevin schreibt freundlich, aber flüchtig

Not und Wucher

(…) Du taugst zwar ganz und gar nichts, Paulus, und hast mir auf meinen ellenlangen Brief von Meersburg auch nicht eine Silbe geantwortet. Dennoch schicke ich Dir meine Gedichte, weil Du sonst doch immer ein braver Paulus gewesen bist und ich nicht denken kann, daß Du Dich solltest in einen Saulus verkehrt haben, obwohl ich denn doch nicht begreife, weshalb Du mich so ganz und gar ohne Antwort gelassen hast. Ich denke mir, Du warst verdrießlich darüber, daß ich Dir das Leben in Meersburg als so wohlfeil geschildert hatte und es nun, nach meinen Preisangaben, ganz anders heraus kam. Aber wie konnte ich auch vorausahnen, daß im Badenschen sollte ein vollkommenes Mißjahr gewesen sein, während bey uns zulande alles ganzWeiterlesenNot und Wucher

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