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Nach 100 Jahren

möchte ich gelesen werden …

Freiligrath muß ein kompletter Esel sein

(…) Du schreibst, ich solle Dir die vorzüglichsten Rezensionen über mein Buch mitteilen? Liebes Kind, gelesen habe ich selber nur zwei, eine im „Mindener Wochenblatt“ von Fr. v. Hohenhausen, die andre im „Telegraphen“ von Levin Schücking, der seit zwei Jahren anfängt, Aufsehen in der kritischen Welt zu machen. Beide waren freylich brillant genug, wollen aber doch die Tür nicht zutun, da die eine von einem Frauenzimmer, die andre von einem Bekannten ist. Dagegen schreibt mir Adele Schopenhauer, das Buch habe in Weimar und Jena Furore gemacht, Kühne und O.L.B. Wolff hätten soeben Rezensionen beendigt, die in den nächsten Nummern der gelesenen Tagblätter erscheinen würden (was ohne Zweifel geschehn ist, aber nicht bis Münster kömmt). (…) Auch Freiligrath, der neulich inWeiterlesenFreiligrath muß ein kompletter Esel sein

Schlüters Schützlinge

(…) Bei Schlüters fand ich auch alles im herrschenden Stile; Thereschen, mit einer dicken Halsbinde, sah aus wie ein artiges Fahnenjünkerchen; mein lieber Professor, den ich übrigens sehr wohlaussehend und fast schön fand, klagte, daß seine Körperdürre sich auf den Geist geworfen habe und alle Welt ihn langweile, er selbst sich am Allermeisten. Zum Glück war in seiner Unterhaltung nichts davon zu spüren, vielmehr zeigte er Interesse für Dinge, die ich längst bey Seite geschoben glaubte, z. B. seine Mineralien &c.; auch begönnert die gute treue Seele, die sich an jedem unerwarteten Geistesfunken ihrer Freunde so kindlich freut, wieder ein paar miserable Heckenpoeten – ein namenloses Fräulein, deren noch ungedruckte Gedichte wie Spülwasser schmecken, und einen gewißen Lappe – denWeiterlesenSchlüters Schützlinge

Liebster Papa, vergiß die bewußten Stunden nicht 

Es ist mir sehr betrübt, du armer lieber Papa, daß man dir meinetwegen so viel Unruhe gemacht, da doch gottlob, nichts an der Sache ist, ich befinde mich jetzt sehr wohl, und habe mich auch nur einen einzigen Tag, grade wie die Frau von Korf in Driburg war, übel befunden, ich habe das Ganze weitläufig in Mama’s Briefe geschrieben, und will mich deshalb nicht länger dabey aufhalten, du schreibst mir, ich soll im Oktober herüberkommen, da ich mich aber so durchaus wohl befinde, und die hiesigen Aerzte behaupten, daß grade die Bergluft dasjenige wäre, wovon ich auf die Dauer meine völlige Genesung erwarten müßte, so wollen die Großeltern noch nichts von abreisen hören. Was mich anbelangt, so thue ich das,WeiterlesenLiebster Papa, vergiß die bewußten Stunden nicht 

Eine Stelle an einer Bibliothek wäre das Wahre für ihn

(…) Nun zu dem, was Du über Schücking schreibst. Ich habe ihm die mögliche Aussicht auf jene Beschäftigung, die der liebe Laßberg so freundlich für ihn ausgesonnen, mitgeteilt, und er hat mir geantwortet, „er verstehe das Provenzalische allerdings und habe diesen Zweig der mittelalterlichen Literatur mit Liebe studiert, soviel er davon in Händen bekommen können, doch hätten ihm nie vorzüglich seltne Sachen und Manuskripte zu Gebote gestanden, und so könne er sich wohl für einen ausgeben, der zum Übersetzen et. cet. zu gebrauchen wäre, ob er aber zum eigentlichen Forschen Gelehrsamkeit und vor allem die zum Vergleichen und Schließen hinlängliche Belesenheit des in diesem Zweig vorhandenen besitze, daran zweifle er. Doch habe er sich allerdings in die Sprache sowohl wieWeiterlesenEine Stelle an einer Bibliothek wäre das Wahre für ihn

Gott schütze das Recht!

Meine liebste Mama! Ich muß Dir doch auch ein klein wenig schreiben, um Dir selbst zu sagen, daß ich mich fast in jeder Beziehung sehr viel besser befinde. Wenn ich ganz still sitze und mich auch sonst nicht anstrenge, könnte ich mich jetzt mitunter, ein wenig Bewegung abgerechnet, für ganz gesund halten. Ich schlafe gut, esse mit Appetit, habe gar keine Schmerzen und komme mir auch, wenn ich still sitze, gar nicht kraftlos vor. Nur mit dem Gehen ist’s noch nicht besser, das wird sich aber hoffentlich mit dem nächsten Frühling geben. Es ist schon viel, daß mir das Äquinoktium[1]Äquinoktium: Tag- und Nachtgleiche dieses Mal nicht geschadet hat, und daß ich jetzt, beym Eingange des Winters, wohler bin als imWeiterlesenGott schütze das Recht!

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