(…) Guten Morgen, Levin, es regnet draußen, in mir aber ist heller Sonnenschein, weil ich bey Dir bin und Dein gutes Affengesicht mir so recht vor Augen tritt. NB. Dein Porträt ist mir doch jetzt von großem Werte, und ich gäbe es um vieles nicht hin, obwohl Du mich ansturst wie ein grimmiger Leu, daß ich immer sagen möchte: friß mich nicht, kleines Pferd!
Um jetzt auch mal auf mich selbst zu kommen: es geht mir denn so leidlich; von meinen Gesichtsschmerzen bin ich gottlob total geheilt, durch eine wahrhaft wunderbar wirkende Salbe, die mir ein altes Laienschwesterchen in Meersburg gegeben. Aber übrigens ist mir doch zuweilen hundsschlecht, und ich kann des Klimas noch ganz und gar nicht gewöhnen, obwohl ich alle Tage renne wie ein Postbote, immer den Weg durch die Haide entlang, bis zu dem Schlagbaum, wo ich Dich zuerst konnte kommen sehn; ich denke doch auch jedesmal daran! Was zusammen anderthalb Stunde macht, siebenmal auf und nieder nämlich; dennoch ist mir häufig übel, schwindlig, ohrensauserig, und auch zuweilen beklemmt; doch ists schon etwas besser geworden, und ich habe es für den Anfang gar nicht anders erwartet. (…)