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Für Ihren Charakter fürchte ich nichts

(…) Sie haben doch wohl bey Beendigung des Halbjahrs nicht versäumt, sich bündig fest zu stellen? Ich bitte, antworten Sie mir hierauf, denn ich bin in großer Unruhe deshalb; ohne dieses könnten Sie um alles kommen, und selbst ein schriftlicher Kontrakt kann unter Umständen trügen, wie ich Ihnen früher ein Beispiel vom alten Steinmann angeführt. Sind Sie aber noch nicht gebunden und fürchten Veränderungen, die Ihre ohnedies delikate Lage bis zum Bedenklichen, ich wage es zu sagen: bis zum fast Unehrenhaften steigern könnten, so bitte ich Sie, um alle der treuen Sorge und Liebe willen, die ich Ihnen immer bewiesen, sprechen Sie es ehrlich gegen mich aus, und ich will dann mein möglichstes tun, Ihnen durch August, der ja jetztWeiterlesenFür Ihren Charakter fürchte ich nichts

Zum Dichten gehört Schlechtwetter

(…) Meine Gedichte werden denn doch gegen Ostern erscheinen können. Bis vor kurzem habe ich wenig daran getan, aber seit es draußen kalt und kotig geworden ist, habe ich mich in meine Winterpoesie gehüllt; es ist doch sonderbar, daß zum Dichten eigentlich schlechtes Wetter gehört, ein neuer Beweis, daß nur die Sehnsucht poetisch ist und nicht der Besitz. Säß mein liebstes Kind mir noch gegenüber, ich würde wieder zwei Gedichte täglich machen; jetzt lasse ich es langsamer angehn, aber es giebt doch was, und ich bin neugierig auf Ihr Urteil über das Spätere. N B. Velhagen scheint doch an dem Verlage meiner Gedichte etwas gelegen; die Rüdiger sagt, daß er Nanny Scheibler angegangen, ihm denselben zu verschaffen; dies zur NachrichtWeiterlesenZum Dichten gehört Schlechtwetter

Verzeih die lange Brühe – ein Schriftstellerfehler

Geschrieben hast Du nun zwar nicht, jedoch denke ich mir Dich wieder zu Hause und in einer Stimmung, wo das Andenken Deiner Freunde anfängt in Dir wieder aufzuleben; Du hast jetzt allerdings eine schwere Stellung, die alle Deine Zeit und Kräfte in Anspruch nimmt, aber doch mindestens eine unbehinderte, was weniger für Dich als für diejenigen, denen jetzt alle Deine Pflichten gehören, so viel wert ist, daß man kaum wagen darf über das Schicksal zu murren, auf welchem ergreifenden und traurigen Wege es dieses auch herbeygeführt hat. Dennoch traust Du mir wohl zu, daß mein erstes Gefühl aufrichtiger Kummer um einen Mann war, den ich so voll Lebenshoffnung verlassen hatte, und der sich mir immer geneigt und nach seiner WeiseWeiterlesenVerzeih die lange Brühe – ein Schriftstellerfehler

Hierzulande spiele ich die Rolle des begossenen Hundes

(…) In Sthuttgart gibt nämlich der Professor Bauer ein Werk heraus „Deutschland im neunzehnten Jahrhundert“, dessen Ausarbeitung viele Gelehrte unter sich verteilt haben. Hierbey hat Schücking nun, noch in Meersburg, Westfalen übernommen, weil er dorthin zurückzukehren und dann alle Quellen zur Hand zu haben glaubte; nun sitzt er in Bayern beym Fürsten Wrede, wird auf’s äußerste um seinen Beitrag gedrängt und stößt, obwohl er sein Land sowohl durch Beobachtung als Lesen gründlich studiert hat, doch überall auf Schwierigkeiten und Lücken, wie es so ganz ohne Hülfsmittel nicht anders möglich ist. Er schreibt mir den lamentabelsten Brief von der Welt, daß er sich schon an mehrere in Münster um Auskunft in den verschiedenen Zweigen gewendet … Wolltest Du nun, liebste Sophie,WeiterlesenHierzulande spiele ich die Rolle des begossenen Hundes

Wie ’ne alte Katze

(…) Ich versichere Dich, ich war ganz herunter und so mutlos wie Anno 1830, bey dem miserabeln Aufenthalt in Münster. Man sollte einem halb Genesenen nie sagen, wie bedenklich es mit ihm gestanden hat, denn Rückfälle kommen immer, und dieser war ein arger Rückfall, so daß ich schon halb und halb darauf gefaßt war, den Winter nicht hier bleiben zu können. Davon glaubst Du nun kein Wort, und es ist doch wahr. Zum Glücke war es schon viel besser, als Mama zurückkam, und jetzt habe ich mich wieder an’s Klima gewöhnt und bin, unbeschrieen, flink auf den Strümpfen. Mama ist gottlob auch wohl, sehr heiter, denkt nicht an ihr Übel, sondern hat so viel zu sehen, zu fragen und zuWeiterlesenWie ’ne alte Katze

Wo sind die Zeiten hin?

(…) Nun komme ich zu etwas, was mir eigentlich am meisten auf dem Herzen liegt, weshalb grade ich es bis zuletzt verschoben habe, Deine Lage nämlich. Wüßtest Du es, wieviel ich an Dich denke, wie manche Stunde ich wach in meinem Bette liege und mich über Deine Zukunft zergrübele und zersorge! Levin, mein einziges geliebtes Kind, Du bist in sehr schlimmer Umgebung. Das Herz ist mir so voll, ich möchte dir so alles auf einmahl sagen, und doch ist’s am besten, ich warte ab, wie sich die Dinge gestalten; was nutzt’s Fälle zu erörtern, die vielleicht nicht eintreten! Aber ich fürchte, mit dem Tode der guten, wahrscheinlich totgequälten Fürstin weicht das letzte sittlich edle Bild, an dem sich eine ehrlicheWeiterlesenWo sind die Zeiten hin?

Die Höllenehe der Mertens

(…) Adelen habe ich noch nicht schreiben können, und muß erst ihre Adresse durch die Mertens abwarten, da sie grade nach Karlsbad reiste, als ich in Bonn war, und der Mertens diese dann zu schicken versprochen. Ich werde dieser doch in den nächsten Tagen schreiben, da ich einen in Betracht der Umstände sehr langen Brief von ihr erhalten, wenige Tage, nachdem man ihren Mann, der mir in Bonn schon sehr bedenklich vorkam, auf einer kleinen Geschäftsreise morgens tot im Bette gefunden. Sie ist doch sehr erschüttert, und mit Recht, denn sie haben eine wahre Höllenehe geführt, und die Schuld stand ganz zu gleichen Teilen. Vielleicht wird sie jetzt wieder liebenswürdiger, da der wenigstens angebliche Grund zu dem ewigen innern GrimmkochenWeiterlesenDie Höllenehe der Mertens

Dass die Bornstedt lieber erfriert und verhungert …

(…) Zu meinem Gedichten ist noch manches recht Gelungene hinzugekommen, und die Pastete bald gar. Dann habe ich aber einen Plan damit, den ich Dir nur im Vertrauen mitteile, und über den ich voraussehe, sehr ausgeschumpfen zu werden. Liebes Herz, die arme – freylich nicht besonders schätzbare – Bornstedt ist sehr, sehr unglücklich, von jedermann verlassen, in eine Melancholie versunken, daß man allgemein für ihren Verstand fürchtet, von ihrem Liebhaber fortwährend schändlich betrogen und geplündert – während man in ihrem jetzigen Zustande es nicht wagen darf, eine Aufklärung herbeyzuführen – und gewiß in großer Geldnot, vielleicht hungernd, obwohl sie alle dergleichen Andeutungen mit stolzer Empörung zurückweist; aber sie hat keine einzige Stunde mehr. Nähern werde ich mich ihr nie wieder,WeiterlesenDass die Bornstedt lieber erfriert und verhungert …

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