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Im Auftrag

Meine Schwester, die Ihnen selbst schreiben wollte, aber sich seit einigen Tagen durch Einfluß des Äquinoktiums zu unwohl dazu befindet, läßt sie bitten, ihr doch zu sagen, was es für eine Bewandtnis mit den zehn oder zwölf Gedichten hat, die Sie Ihnen für das „Morgenblatt“ mitgegeben, da jetzt, nach drei Monaten, noch nicht ein einziges davon erschienen ist. Sie glaubt daraus schließen zu müssen, daß Cotta ihnen entweder die Aufnahme verweigert hat oder Sie aus irgendeinem Grunde es sonst nicht passend gefunden haben ihm dieselben fürs „Morgenblatt“ zu geben. In diesem Falle wünscht sie sie dann einem der andern Blätter zu geben, und läßt Sie deshalb um Nachricht hierüber bitten, aber womöglich mit umgehender Post, da sie spätestens am nächstenWeiterlesenIm Auftrag

Die Launen des Publikums

Mit meinem literarischen Treiben geht es gut, Cotta hat mir, da ich seit einem Jahre nichts mehr an „Morgenblatt“ geschickt hatte, einen überhöflichen bittenden Brief geschrieben und ein Prachtexemplar der „Nibelungen“, Folio mit Holzschnitten, geschenkt. Hierauf habe ich ihm den Verlag eines Bandes neuer Gedichte, dem auch die ältern zum Teil einverleibt sind, angeboten. Als Antwort hat er mir erst weitläufig auseinandergesetzt, wie wenig oder nichts er andern, selbst Uhlanden oder Lenaun, für erste Auflagen gegeben habe und sich dann zu 500 Tlr. für die erste Auflage verstanden und für jede der späteren 1000 Tlr. in Aussicht gestellt, obwohl der Kontrakt nur auf eine Auflage von 1200 Exemplaren lautet, und zwar auf meinen eigenen Wunsch, da ich eine vielleicht momentaneWeiterlesenDie Launen des Publikums

Unter die Nase gerieben

Wir werden jetzt, da wir allein reisen, vor der Mitte nächsten Monats nicht fortgehn. Gott gebe, daß wir jetzt nur nicht durchs Paderbörnische müssen, zu einer Rundtour bey allen Verwandten! Das würde bis zum Herbst hinhalten und ist ein fatales Hängen zwischen Himmel und Erde – überall in den allerengsten Beschlag genommen und doch nirgends heimisch und bequem, ein Reisesack die stehende Equipage und keine Minute für sich zum Arbeiten oder Ruhen … Lieber Levin, ich besuche jetzt unsre alten Plätze am See sehr selten oder vielmehr gar nicht. Die alten Erinnerungen sind notwendig durch neue verdrängt, und da prädominieren die Figelei und der öde Stein; solche Plätze sind eben nur, was man selbst hineinlegt. Ich wollte, ich wäre inWeiterlesenUnter die Nase gerieben

Die Zyklen des Geschmacks

Ihre Erzählung im „Morgenblatte“ habe ich gelesen, von so weit an es mir möglich war; die Blätter liegen nämlich nur bis zum Schluß des Monats im Museum vor, wo sie dann geheftet werden und fortan nur im Lesezirkel zu erhalten sind, in dem die schlechte Gewohnheit herrscht, daß man die neuesten Hefte, statt sie wieder einzuliefern, einander leiht, so daß sie oft Monate lang nicht zu haben sind: so stehn Ihre ersten Nummern im Maiheft, und ich habe sie noch nicht erwischen können. Doch enthalten, denke ich mir, die Juniblätter wohl den größeren Teil, und hiernach zu urtheilen, muß ich diesem Ihrem neuesten Produkt unbedingt den Vorzug vor allen früheren, auch der „Maske“, geben; es liegt eine tiefe Herzlichkeit, eineWeiterlesenDie Zyklen des Geschmacks

Das Eis ist gebrochen

Zum ersten Male, meine liebe junge Freundin, setze ich mich mal recht fest hin, um Ihnen in Ruhe zu schreiben; dieser Brief gilt natürlich für Levin mit, aber Sie sind es doch, an die ich meine Gedanken eigentlich richte, und Ihre Augen, groß, klar und freundlich, wie ich sie mir denke, sehen mich an, während ich zu Ihnen rede. Es ist etwas Seltsames um einen vertrauten Briefwechsel, ohne sich persönlich zu kennen, etwas höchst Reizendes und doch wieder Beklemmendes, da selbst die glücklichste Phantasie uns grade über die feinsten und reizbarsten Seiten des andern nichts sagen kann. Sie haben’s darin besser wie ich: Levin kennt mich sehr genau, weiß immer im voraus, was ich denken werde, und errät vielleicht ausWeiterlesenDas Eis ist gebrochen

Es ist schon gar zu vieles gedruckt

(…) An den gedruckten Gedichten habe ich überall wenig korrigirt, aber doch einiges, zumeist nur einzelne Worte, die leicht übersehn werden könne, aber nicht dürfen, da es oft krasse Druckfehler sind, die den Sinn entstellen. Ich habe im Manuskript überall, wo ich sie hinrangiert wünschte, dies auf einem weißen Blatte bezeichnet, auch ein Inhaltsverzeichnis nach der Folge beygelegt zur Erleichterung des Ordnens, wenn mal ein Blatt davonfliegen oder die ganze Pastete vom Tische rutschen sollte. Kleckse sind genug auf dem Manuskript – es ist soviel umhergeschleppt! Korrekturen noch mehr: besser so bunt wie eine Elster, als schlechtes Zeug stehnlassen. Wollen Sie die Gedichte anders ordnen, so steht dies bey Ihnen; Sie werden es aber schwieriger finden, als Sie denken. IchWeiterlesenEs ist schon gar zu vieles gedruckt

Auf Schücking kann ich mich nicht verlassen

Sch[ücking] übersendet mir zugleich ein Geschenk von Cotta, ein Prachtexemplar des Nibelungenliedes in Folio, mit Randzeichnungen, nebst einem so artigem, fast demütigen Briefe, als ich mir ihn aus Cottas Feder nicht für möglich gedacht habe. Ich will ihn Ihnen abschreiben, halb aus Prahlerei (denn ich bin nicht ein Zehntel so bescheiden als Sie), halb um Ihr Urteil einzuholen, ob Sie meinen, daß ich hierauf wohl gradezu mit meinen gesammelten Gedichten und der etwas hohen Forderung auf Cotta losrücken kann. Sie haben weit mehr Schriftstellerroutine als ich, und wissen besser, inwiefern Verlegerlob auf pekuniäre Beziehungen nachzuwirken pflegt oder nicht. Ich bin zweifelhaft, ob ich sie mir immer mit dem Honigtopfe in der Hand als halbe Bezahlung oder vielmehr sehr abgemessen denkenWeiterlesenAuf Schücking kann ich mich nicht verlassen

Ich habe es ja gar nicht eingeschickt!?

(…) Jenny schreibt: „Dein Gedicht auf unser Glaserhäuschen, was im ,Morgenblatt‘ steht, macht hier viel Sensation et cet.“ Wie ist das? Ich habe es ja gar nicht eingeschickt? L[evin] war anfangs sehr dafür, nachdem er aber seinen Namen in „Eugen“ verändern mußte, dagegen. Sie halten ja das „Morgenblatt“, es wird dort wohl „die Schenke am Berge“ heißen. L[evin], der eine Abschrift besaß, muß es jetzt eingeschickt haben – um das Honorar zu vermehren? Das will ich doch nicht glauben! Vielleicht hat er dem „Morgenblatt“ Beiträge versprochen, zu denen ihm Zeit und Lust gefehlt, und faute de mieux ihm vorläufig halt den Mund stopfen wollen. Ich habe übrigens hier, außer dem Ihrigen, noch keinen Brief erhalten. Liebes Herz, wünschen Sie, derWeiterlesenIch habe es ja gar nicht eingeschickt!?

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