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Eine Stelle an einer Bibliothek wäre das Wahre für ihn

(…) Nun zu dem, was Du über Schücking schreibst. Ich habe ihm die mögliche Aussicht auf jene Beschäftigung, die der liebe Laßberg so freundlich für ihn ausgesonnen, mitgeteilt, und er hat mir geantwortet, „er verstehe das Provenzalische allerdings und habe diesen Zweig der mittelalterlichen Literatur mit Liebe studiert, soviel er davon in Händen bekommen können, doch hätten ihm nie vorzüglich seltne Sachen und Manuskripte zu Gebote gestanden, und so könne er sich wohl für einen ausgeben, der zum Übersetzen et. cet. zu gebrauchen wäre, ob er aber zum eigentlichen Forschen Gelehrsamkeit und vor allem die zum Vergleichen und Schließen hinlängliche Belesenheit des in diesem Zweig vorhandenen besitze, daran zweifle er. Doch habe er sich allerdings in die Sprache sowohl wie den Geist jener Zeit, und namentlich jenes Landes, mit großer Vorliebe hereinstudiert, und es käme darauf an, wieviel man von ihm erwarte. Er sei jung und habe sich selbst mühsam alle kleinen Quellen aufsuchen und eröffnen müssen“ et cet.

Kurz, er sprach sehr bescheiden, wie jemand, der sich scheut, neben vielen ältern und erfahrenern Männern laut zu werden, aber doch sich bewußt ist, daß er wohl hierin etwas leisten könnte, wenn man ihn auf den rechten Fleck stellte und ihm die nötigen Quellen zu Gebote ständen. Wenn also dergleichen Arbeiten wirklich vorgenommen werden, so glaube ich wenigstens versichern zu können, daß er sich an nichts geben wird, was er nicht auch glaubt mit Ehren vollführen zu können.

Ueberhaubt, wenn Ihr Lieben etwas für ihn tun könnt, dann ist das ein wahrhaft christliches Werk, denn er vergeht täglich mehr, wie ein stehendes Wasser, und Caravacchi sagte noch vor einigen Tagen, wer ihn vor zwei Jahren gekannt, müßte über die Veränderung erschrecken. Eine Stelle an einer Bibliothek , wenn auch nur eine untergeordnete, wäre das Wahre für ihn, da könnte er sich nach Herzenslust satt studieren und würde gewiß was Tüchtiges leisten. Auch zum Privatsekretär irgendeiner bedeutend gestellten Person wäre er seiner vielseitigen (auch juristischen) Kenntnisse, seiner Fertigkeit in der französischen und englischen Sprache und seines zuverlässigen Charakters wegen gewiß sehr zu empfehlen. Dies ist nicht mein Urteil, sondern das von gescheuten und kenntnisreichen ältern Männern, z. B. vom Oberregierungsrat Rüdiger, der für einen ausgezeichneten Mann und Staatsbeamten gilt und ihn sehr schätzt. (…)

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