(…) Ich habe jetzt ein neues Gedicht geschrieben, von der Größe wie das „Hospiz auf dem St. Bernhard“. Es heißt „die Schlacht im Loener Bruch“ und besingt die Schlacht bey Stadtlon, wo Christian von Braunschweig die Jacke voll kriegt. Man findet es besser als meine übrigen Schreibereien, und ich habe einen sehr artigen Brief von Hüffer bekommen, der um den Verlag bittet, ich habe ihm denselben auch zugesagt, falls ich es herausgebe.
Ich schrieb dies an Adele Schopenhauer und bekam gleich die Antwort, ich möge das ja nicht tun und keinen obs[k]uren Verleger nehmen, das falle auf das ganze Werk zurück; sie habe einen Verleger für mich in Jena, es war aber zu spät. Wenn es herauskömmt, muß es bey Hüffer sein, und ich habe noch einen Grund dafür, es wäre mir nämlich unerträglich, wenn ein Buchhändler hinterher sagte, er hätte dadurch Schaden an meinen Sachen gehabt und es doch nur aus Gefälligkeit für mich übernommen, und das hätte leicht bey Dumont in Cöln und auch bey dem Jeneser sein können, da sie ja nie eine Zeile von mir gesehen hatten und gewiß nur Braun und Adele zu Gefallen es übernehmen wollten. Hüffer aber hatte es vorher gelesen und dann ganz von selbst den Antrag gemacht, und so kann er mir nichts vorwerfen, wie es auch ausfällt.
Bitte, liebe Mama, antworte mir doch gleich, ob Du nichts gegen die Herausgabe hast, denn Hüffer hätte es gern gleich zur Ostermesse. Es wäre dann „die Schlacht im Loener Bruch“, der „Barry“, „des Arztes Vermächtnis“ und eine Auswahl von kleinen Gedichten, z.B. der „Graf von Thal“, die „Elemente“, die Säntislieder, die Weiherlieder, nur einige wenige, um die größeren Gedichte zu trennen. Sag Laßberg aber nichts davon, das würde ihm ganz verrückt vorkommen. Ich habe auch viele alte Tröster nachgeschlagen und mir überall Rats erholen müssen, um damit fertig zu werden.
Ich will nur eine ganz kleine Auflage von 500 Exemplaren gestatten, aber dann auch für die erste Auflage kein Honorar nehmen; erlebt es keine zweite, so hat Hüffer auch keinen Profit, erlebt es eine zweite, so weiß ich, was ich bis dahin fordern kann. Zu Freiexemplaren habe ich auch keine rechte Lust, es ist mir immer so lächerlich gewesen, wenn ein Schriftsteller sein eigenes Werk verschenkt. Die Leute müssen freundlich tun und das Ding herausstreichen, das verbittert ihnen das ganze Geschenk. Und dann sind so viele, die gar keinen Sinn für dergleichen haben oder Gefallen daran, z.B. N. N., der sich dann hinsetzen würde und mir ellenlange Briefe schreiben, um mir auseinanderzusetzen, wie grundlos schlecht dies alles wär‘. L… würde dies auch nicht gefallen und mich verlegen machen wegen der Antwort, und beide könnte ich doch nicht übergehen, kurz, Freiexemplare wären für mich eine wahre Last, bey jedem müßte ich einen Brief schreiben, ich kann nicht ohne Schaudern dran denken! Nein, ich mag keine.
Bitte, antworte mir doch gleich, ob Du etwas gegen die Herausgabe hast, denn bis Ostern ist kaum noch Zeit einen Vers zu drucken, und ich bringe den Verlegern einen großen Schaden, wenn sie es nicht auf die Leipziger Messe liefern können, und einen fremden Namen möcht‘ ich nicht annehmen, entweder ganz ohne Namen oder mit den Anfangsbuchstaben A.v.D. (…)
Im Fluge diene Ihnen zur Nachricht, dass Herr Hüffers Presse den Augenblick vakant ist und folglich sich aufs schmerzlichste sehnt, das zarte Kind Ihres Geistes bald möglichst mit ihren hölzernen Armen zu umfangen.
Münster, 25. Mai oder 1. Juni 1838
Dass Sie das 3te Gedicht so schnell vollendet, freut mich sehr, ich glaube auch, dass es dadurch an Frische und Kern gewinnt. Wie Sie Schlachten beschreiben ist mir freilich ein Rätsel, indessen haben Sie (neumodisch gesagt) eine so ungeheure Objektivität, und fassen und durchfühlen das Fremde, mit so eigentümlicher Kraft und Gewalt, daß wenn ich’s irgend einer deutschen Dame zutrau, so sind Sie es die es leisten können
Jena, 10. Februar 1838