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Nach 100 Jahren

möchte ich gelesen werden …

Die Mäntel liegen in Düsseldorf

(…) Nun wegen Mamas und Mariens Mäntel. Die sind keineswegs hier, sondern liegen in Düsseldorf im Prinzen von Preußen, nahe beym Bahnhofe. Der Wirth hat sie zurückbehalten, weil er gedacht hat, Mama würde sich in Bonn aufhalten und sie am folgenden Tage mit der Eisenbahn nachfordern. Ich habe dem Kutscher sagen lassen, sobald er wieder nach Düsseldorf fahre, möge er sie doch mitbringen, habe aber zur Antwort bekommen, nach Düsseldorf komme er so selten, daß dies noch wohl ein paar Jahre währen könne. Was soll ich nun machen? Dem Wirthe den Auftrag geben, daß er sie nach Meersburg besorgt? Der wird aber keine Rücksicht auf die Kosten nehmen und die Geschichte mehr kosten, als die alten Mäntel werth sind. WernerWeiterlesenDie Mäntel liegen in Düsseldorf

Goethe – ein Schweinickel!

(…) Johannes Stapel war auch hier … übrigens verbauert er immer mehr, und nahm sich, aufrichtig gesagt, mitunter etwas kläglich aus, einmahl war in Abbenburg ein Disput über Goethe, zwischen Onkel Fritz, unserm Werner, Galen, und Hassenpflug, Johannes hatte immer schweigend zugehört, auf einmahl sagt er ganz laut „Mit Erlaubnis! ist der Goethe nicht ein Schweinickel?“ Alle sperrten Nase und Mund auf, und ich sagte „er hat freylich Manches geschrieben, was für ganz junge Leute nicht passt“. Er stand auf, sagte „nun weiß ich genug, wenn er ein Schweinickel ist!“, und ging triumphierend den Laubgang hinauf. Keiner machte Bemerkung hierüber, aber es wurde Allen schwer das Lachen zu lassen. (…)

Wie schreiblustig bin ich heut‘!

Ihr Brief, mein sehr lieber oder vielmehr mein liebster Freund, ist entweder in nicht angemerkten Zwischenräumen geschrieben, oder er hat, des täglichen Botenverkehrs nicht achtend, auf dem Wege von Ihrem Schreibtische in den meinigen sich noch einige gute und lustige Tage machen wollen, gleich einem streng gehaltenen Schüler, der auch mitunter einen Reisetag aus eigner Machtvollkommenheit zusetzt, wenn ihn die Zuchtrute des Vaters auf den Postwagen geleitet und drüben der Bakel des Magisters winkt. Kurz, in dürrer Prosa, ich habe Ihr vom Sonntage datiertes Schreiben erst heute, am Donnerstage, und zwar soeben, erhalten. Ach, mein Freund, wie traurig ist’s, wenn man sein Pfund vergraben muß! Wie schreiblustig bin ich heut! Welch eine Masse von Bildern, Gleichnissen, sogar Gedanken, die ichWeiterlesenWie schreiblustig bin ich heut‘!

Die Zyklen des Geschmacks

Ihre Erzählung im „Morgenblatte“ habe ich gelesen, von so weit an es mir möglich war; die Blätter liegen nämlich nur bis zum Schluß des Monats im Museum vor, wo sie dann geheftet werden und fortan nur im Lesezirkel zu erhalten sind, in dem die schlechte Gewohnheit herrscht, daß man die neuesten Hefte, statt sie wieder einzuliefern, einander leiht, so daß sie oft Monate lang nicht zu haben sind: so stehn Ihre ersten Nummern im Maiheft, und ich habe sie noch nicht erwischen können. Doch enthalten, denke ich mir, die Juniblätter wohl den größeren Teil, und hiernach zu urtheilen, muß ich diesem Ihrem neuesten Produkt unbedingt den Vorzug vor allen früheren, auch der „Maske“, geben; es liegt eine tiefe Herzlichkeit, eineWeiterlesenDie Zyklen des Geschmacks

Eine Krone aus Papier

(…) Ich habe Dir schon gesagt, daß Wessenberg hier war. Seine Persönlichkeit ist jetzt weder angenehm noch bedeutend; indessen habe ich ihn zu spät kennen gelernt, da er offenbar schon sehr stumpf ist. Man sagt, er behandle Frauen gewöhnlich mit großer Geringschätzung und fast wie unmündige Kinder; mit mir hat er aber eine ehrenvolle Ausnahme gemacht, und nachdem er mir schon durch Baumbach viel Verbindliches über meine Gedichte und den Wunsch, meine Bekanntschaft zu machen, hatte zukommen lassen, trat er mir jetzt, ziemlich taktlos und geziert, mit den Worten entgegen: „Sie sind also die Dichterin! Wahrlich, Sie haben eine herrliche Ader, von seltner Kraft! et cet.“, und Du glaubst nicht, mit welcher koketten, kleinlichen Ostentation er mich den übrigen Tag,WeiterlesenEine Krone aus Papier

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