Welch große Freude hast du mir gemacht, Du guter lieber Onkel! Was für Biester! Kreaturen darunter, die mir mein Lebtage noch nicht vor Augen gekommen sind! Und alle so wohl erhalten! Ich habe ein paar Tage nichts getan, als begucken; dann kriegte ich die Angst, daß sie mir staubig werden möchten und habe sie in meinen neuen Glasschrank gelegt und meinen Tisch daran gerückt, damit ich doch zwischendurch immer am Besehen bleiben kann.
Und wo hast du die kleine Pharaonsmuschel hergekriegt? Das ist ein äußerst rares Stück, ich habe sie ein paarmahl in ganz großen Sammlungen, aber immer zuletzt, als das Beste von der ganzen Geschichte, gesehen. Die beiden Muscheln mit den langen Beinen find ich auch sehr schön, und den prächtigen braunen Muschelriesen habe ich noch nie gesehen; auch von den kleinen waren mir ein paar noch unbekannt. Kurz, es ist alles wunderschön!
Könnte ich dir nur wieder eine Freude machen! Vorerst schicke ich dir meine Chodowieckis; es sind nicht sehr viele, ich will aber sehen, daß ich noch was anwerbe. Ich weiß eine ganze Masse; sie sind aber in Händen, die schwer loslassen; alle die in Blei und Glas gefaßten Bildchen, womit die Tante Schmiesing von Freckenhorst seltsamen Andenkens ihr Stübchen von oben bis unten behängt hatte, jetzt in Händen der Frau W[intgen], einer Holländerin, die sehr gut weiß, wieviel Groschen einen Taler machen und leider auch weiß, daß die Chodowieckis jetzt gesucht werden, wie sie selbst gegen mich geäußert. So fürchte ich, daß dort nicht viel zu machen ist, will aber doch, wenn ich sie diesen Winter in Münster sehe, mein Heil versuchen, ob sie sie mir gegen saubere Stahlstiche vertauschen will, deren ich eine gute Menge habe; auch noch andere weiß ich, die du wahrscheinlich leicht bekommen könntest.
August hat nämlich zwischen den alten Kalendern, die er in Berlin auf einer Versteigerung gekauft hat, mehrere mit Kupfern von Chodowiecki, und zwar, wie mich dünkt, solchen, die ich in Deiner Sammlung noch nicht gesehen habe, und ich glaube nicht, daß er Wert darauf legt. An die bewußten Gemälde denke ich freylich, habe aber bis jetzt noch nicht nach *** kommen können, da mein Husten mir seit 6 Wochen in die linke Seite gefahren und dort als Rose aufgeblüht ist, die sich immer noch nicht geben will. Mama war zwar einmahl dort und auch willens, sich nach den Bildern umzusehen oder ganz piano umzuhören, fand aber Besuch dort, der sie daran hinderte.
Man muß also vorsichtig zu Werke gehen, denn sie sind sehr argwöhnisch und meinen dann gleich Krösusschätze zu besitzen, die man ihnen abluchsen wolle, um selbst damit ein Millionär zu werden.
Sind die Bilder aber noch vorhanden, hat sie ihnen ihr windbeuteliger Schwager nicht längst abgeschwätzt, so bekomme ich sie auch, und zwar billig. Am liebsten möchte ich sie umtauschen, was mir vielleicht gelingt, da ich so vieles besitze, was in die dortigen Sammlungen paßt; dann hätte ich die größte Freude, Dir, mein Herzens-Onkel, auch mal was zu schicken, wovon ich sicher wäre, daß es dir erwünscht wäre.
Hierbey auch mein Schuldbetrag, den ich Dir längst zurückgelegt und nur noch nicht abgeschickt, weil ich Dich nicht recht zu finden wußte und Geldbriefe ungern aufs Ungefähre wandern lasse, zugleich schließe ich bey, was ich bis jetzt für Petschaft eingenommen: also
Für meine Tuchnadel mit elfenbeyn. Pferdchen … 14 Tr.
Rest für Gemälde … 5 Tr.
Für 5 Petschaften à 1 Tr. … 5 Tr.
Für 3 kleinere dito à 20 Gr. … 2 Tr.
Summa 26 Tr.
Ich also noch in Händen:
14 Petschaft à 1 Tr. … 14 Tr. – Gr.
1 kleines dito à … 20 Gr.
4 Messerhefte à 8 Gr. … 1 Tr. 2 Gr.
1 Stockknopf … 16 Gr.
Summa 16 Tr. 8 Gr.
So gern ich Dir noch schreiben möchte, lieber Onkel, so tue ich doch am besten, jetzt aufzuhören, um eine sichere und in jeder Beziehung passende (ich habe nicht gern, daß von den Ausgaben für meine Sammlungen viel geredet wird und mag doch den Domestiken kein Stillschweigen gebieten) Gelegenheit nicht zu versäumen: Ich habe hier nur eine passende Person, mit der ich dergleichen zur Post schicken mag, und die geht sehr selten.