(…) Soeben sagt mir Jenny, daß ich dir schreiben solle, daß Schücking hier ist. (…) Laßberg hat ihm nach Darmstadt, wo er sich grade bey Freiligrath aufhielt, geschrieben, um einen Katalog von seiner Bibliothek zu lassen; Laßberg ist ganz von selbst auf den Einfall gekommen., da er sich schon längst, nach seiner geheimnisvollen Weise ganz im stillen, nach einem Menschen umgesehn, der nach den nötigen Kenntnissen keine große Forderungen mache und ihn nicht im Hause geniere; so habe ich nichts von dem Plane gewußt, bis er zur Ausführung kommen sollte, habe mich aber recht gefreut Schücking zu sehn, der vor etwa zehn Tagen angekommen und den ganzen Tag so fleißig an der Arbeit ist, daß Laßberg ihn lobt. Wir sehn ihn selten, außer bey Tische, da er in den freien Stunden (abends bey Licht) an seinen eigenen Schriftstellereien arbeitet oder auch ins Museum geht, die Zeitungen zu lesen.
Den Freiligrath hat er ganz verändert gefunden; er geht gar nicht aus, arbeitet wie ein Pferd und trinkt keinen Tropfen Wein; die Frau scheint ganz das Regiment und den Knopf auf dem Beutel zu haben. … Die Frau ist sehr hübsch und auch gescheut, aber zereminös, voll Sentenzen, und überhaubt durch und durch eine Gouvernante (was sie auch früher war); sie erinnerte in Wesen und Redensarten sehr an Adele, nur viel strenger und alles mehr auf die Spitze stellend, und sie hat während Schücking da war, ihrem Manne ein paarmahl über einige unbedachte Worte eine Szene gemacht, daß dieser ganz betrübt darüber ist und fürchtet, sie werde den guten Anfang wieder verderben. Es wäre traurig, da in Freiligrath doch eine sehr gute Natur zu stecken scheint und er sich gern bessern will. (…)
Dass Sch[ücking] bei Euch ist, wusste ich schon durch die Hülshoffer, denen es die Bornst[edt], die gleich nach Annas Tode auf acht Tage hingefahren war, erzählt hatte. Wie mag diese Sache wohl ansehn? Ich fürchte, wie ein verabredetes Rendezvous; das wäre doch sehr traurig.