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Vorbereitungen für Jennys Hochzeit

(…) Meine Briefe sind jetzt nur lauter Zeddel, liebste Sophie, man kömmt gar nicht zu sich vor Packen, Besuchen machen und annehmen, das ist aber vielleicht gut für uns alle. Ich hatte in meinem letzten Briefe ganz den (wahrscheinlichen) Tag der Heirat zu sagen vergessen – vor dem 18. wird es nicht sein, weiter ist noch nichts gewiß, wenn die nötigen Scheine für Laßberg bis dahin ankommen, wird es wohl auf den Tag bleiben. Aber der Weg ist weit und die Papiere (Totenschein seiner Frau, seiner Eltern – scheint, daß die Proklamation richtig und keine Einsprüche geschehn) müssen von verschiedenen Orten kommen, Laßberg meint aber, bis zum 18. solle alles richtig sein.

Kommt doch sobald als möglich, wir alle freuen uns so darauf, und Werner ist berifener wie alle, er war gestern hier uns sagte, er habe auch nach Bökendorf geschrieben, weil Jenny anfangs mal gegen ihn geäußert, sie sei noch nicht ganz mit sich darüber im Reinen, ob die Gegenwart mehrerer an diesem Tage und die dadurch vergrößerte Feierlichkeit gut auf Mamas Stimmung wirken werden, da ist er gleich bange gewesen, daß ich in meinem Briefe ein Wort könnte fallen lassen, was nicht gut und recht wäre, und hat gegenarbeiten wollen.

Ich sagte ihm, „er sei die kluge Else“ – wie ich geschrieben, seien wir alle und Jenny ebenfalls längst darüber im Reinen gewesen, daß für uns insgesamt – und für Mama vor allem – nichts besser sein könnte, als die Gegenwart ihrer Nächsten, die doch an sich das Tröstlichste sind, und zugleich, ohne zu genieren, doch zu kleinen Geschäften und Zerstreuungen genötigt; er war ganz verblüfft und konnte sich durchaus nicht mehr besinnen, was er geschrieben, zuerst wollte er heute einen Brief nachschicken, ich habe ihm aber gesagt, es sei schon gut, ich schreibe an Dich et cet. Du glaubst nicht, wie konfus das arme gute Blut ist – so (…) betrübt, und so beriffen (…)

Mit einer Verbindung zwischen ihrer Tochter Jenny und dem verwitweten Joseph von Laßberg war Therese von Droste anfangs nicht einverstanden. Knapp drei Jahre hatte Joseph hartnäckig um Jenny geworben, als die 39jährige am 18. Oktober 1834 dem 64jährigen ihr Ja-Wort gibt.

Kommentare im Kontext dieses Briefes

  1. Dann wird uns ohne Zweifel auch Laßberg besuchen, da er nach Bökendorf kommt und Jenny doch auch kennt, ich will nicht leugnen, dass ich diesen Besuch etwas fürchte, da ich Laßberg gar nicht kenne und ihn mir als halben Gelehrten denke.
    An Sophie von Haxthausen, 24. Februar 1833

  2. Amalie Timothea von Heereman-Zuydtwyk sagt:

    Der liebe Gott gebe dir so viel Glück mit ihm, als ich dir von Herzen wünsche. Auch habe ich die feste Hoffnung, dass Mama keine Einwendungen mehr machen wird, sobald es darauf ankommt. Ihr ganzes Betragen scheint das zu zeigen, da sie ja die Festigkeit deines Entschlusses muss kennengelernt haben. Jetzt müssen auch Werner und Linchen von Gevelinghausen zurück sein, und sie sowie Nette werden gewiss vieles ausgleichen, wenn es dessen bedürfen sollte.
    An Jenny von Droste, August 1834

  3. Joseph von Laßberg sagt:

    Deine Schwester Therese führte mich schon den andern Tag nach Hülshoff, wo ich zwei Tage blieb, und heute gedachte ich nach Bökendorf abzugehen, allein man lässt mich hier nicht fort, und die Bande, die mich zurückhalten, sind zu süß, als dass du selbst, lieber Bruder! wünschen könntest, ich möchte sie zersprengen. Bald sollen diese Bande mit Gottes Hilfe auch heilig werden, und dann, liebster Werner! sollst du in deinem schönen Bökendorf statt einem gar zwei Gäste empfangen.
    Du hast es wohl ohne großes Divinationsvermögen längst gemerkt und merken können, dass mir Jenny, deine Nichte, teuer geworden ist. Seit drei Jahren in ununterbrochenem Briefwechsel mit ihr, habe ich die Sehnsucht nach ihrem Umgange nicht länger bemeistern können; ich habe mit deiner Schwester gesprochen, sie ist es zufrieden, und so Gott will, ist Jenny in vier Wochen mein geliebtes Weib.
    An Werner von Haxthausen, 21. September 1834

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