(…) Ja, alte Mama, mir geht es nicht besser, ich mag nur nicht davon sprechen, weil es mir dann zu arg wird. Du weißt selbst, wenn ich auch zuweilen nichtsnützig bin, wenn Du da bist, so kann ich doch gar nicht ohne Dich sein. Ich setze mich drüber weg, so gut es geht, da es nun doch mal nicht anders ist, und denke jeden Sonntag: „Nun bin ich wieder eine Woche näher am Mai, aber es wird mir oft recht schwer.
Deine Blumen besorge ich gut und will sie nachher Mariechen auf die Seele binden. Wir haben unser Korn alle glücklich eingekriegt und auch den Weizen noch vor der Regenzeit in die Erde, sonst sind hier viele Leute, die damit sehr verlegen sind; jetzt haben wir die Kartoffeln aufgenommen und ziemlich viele und gute bekommen, im ganzen sind sie sonst überall schlecht geraten. Pflaumen haben wir so viele gebacken und ein Übermaß an Äpfeln eingescheuert, so daß wir einen großen Teil auf den Balken haben legen müssen. (…)
Denkst du denn auch ans Gartenhaus, dass es nicht hinein regnet, und an die Weinstöcke, dass sie zu rechter Zeit bedeckt werden? Es war auch noch Schoten Honig da, sollten die Kinder nicht dagewesen sein, und ihn aufgegessen haben, so lass Marie ihn auspressen, ich glaube nicht , dass er sich so hält.
…in diesen Tagen habe ich oft an dich gedacht, und mich gefreut, dich hinter deinen warmen Ofen zu wissen, es ist hier doch schon recht kalt, die Schweiz liegt schneeweiß vor mir, und die hiesigen großen Zimmer sind doch kaum lauwarm zu nennen, du frörst rein tot, wärst jetzt schon längst begraben, Jenny weiß nichts davon, die muss den ganzen Tag im Hause herum passelacken, damit alles in Ordnung bleibt, das kleine Gesindel immer hinter ihr her, blau und braun geforen, aber hart wie Steine lassen sie sich nichts von Kälte merken, und singen und tralallen immer zu. …
Jenny, welche soeben kömmt und mir noch die Münzen von Laßberg für Ferdinändchen bringt, behauptet, der Artikel von der Kälte wär übertrieben, sie will mich ins Wohnzimmer haben, wo es warm sei, dort ist’s mir aber zu unruhig …
Meersburg, 23. Oktober 1840
Nun musst du mir noch sagen, wie alles in Rüschhaus steht, die Menschen das weiß ich, aber mein Viehstand, die weiße Sterke lebt sie noch? Sie war nämlich krank wie ich weg ging, dann musst du Serkman rufen lassen … und Werner bitte, dass er mit ihm über die kleine Entreé spricht, ich hätte sie gern neue belegt und fertig, wenn wir im Mai kommen, die Steine, die jetzt drin sind, können weggesetzt und später zur Waschkammer gebraucht werden …
Meersburg, 29. Januar 1841
16 – 18 Reichtaler ist mir nicht zu viel, wenn alles nur gut wird, auf weniger habe ich nicht gerechnet, übergib die Sache jetzt nur an Selkmann, der alte Meister ist geschickt und ehrlich, von den alten Steinen muss er keine nehmen, die kann man mit der Zeit in der Waschkammer brauchen.
Meersburg, 25. April 1841
… unterdessen kann ich dir, liebste Nette, doch auch sagen, dass ich mich ganz vorzüglich freue, dich, du altes Kind, wiederzusehen, und mit rechter Behaglichkeit an unser stilles ruhiges Leben in Rüschhaus denke …
Meersburg, 24. Mai 1841