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Nach 100 Jahren

möchte ich gelesen werden …

Spiegelberg, ich kenne Dir!

(…) Schreiben Sie mir doch in Ihrem nächsten Briefe, den ich hoffentlich bald erwarten darf, recht viel von Luisen, – was sie treibt, was sie schreibt, sonst arbeitet – kurz, führen Sie mir Ihre Häuslichkeit mal wieder recht vor Augen, daß ich mich daran erquicken kann. Mein Leben ist immer das gleiche, abgeschlossen, heimlich, ganz wie ich es mag; zög nur der Husten fort und statt dessen zuweilen etwas Neues aus der Literatur ein, oder ein freundlicher Besuch, der mich ein bißchen au courant mit dem Weltlaufe hielt, ich wollte es mir nicht besser wünschen. So werde ich freylich am Ende so eckicht werden wie meine Kristalldrusen. „Wollte Gott, auch so klar!“, denkt der Levin – Spiegelberg, ich kenne Dir!WeiterlesenSpiegelberg, ich kenne Dir!

Mein ganzes liebes Zusammenleben mit mir selbst

(…) Ich bin auf dem Punkte, nach Hülshoff auszuwandern. Mein guter Bruder will es so und hat recht daran; denn so verführerisch, ich möchte sagen betäubend lieblich mein Klausnerleben auch ist, so ist es doch allerdings nicht geeignet, jemanden, der sehr an den Nerven und noch mehr an Apprehensionen[1]Apprehensionen: Ängsten leidet, wieder zurechtzuhelfen. Also in Gottes Namen! Ich schicke den „Helmut“ mit vielem Dank zurück; er hat mir viel genutzt; so geschwind er sich von der Sache abmacht; denn mein Wissen war hier wieder gar arges Stückwerk, ohne Ordnung und System, rein Aufgeschnapptes! und es hat mich sehr gefreut, endlich einmahl etwas, wenn auch Kurzes, doch Gründliches darüber zu lesen. Die beiden Lateiner nehme ich mit, ich stecke mitten darin,WeiterlesenMein ganzes liebes Zusammenleben mit mir selbst

Zahnweh heute, Zahnweh morgen, Zahnweh alle Tage

Mama will schon in zwey Stunden abreisen, und ich habe noch nicht zum Schreiben kommen können, liebe Jenny, da ich an Herrn Eckel und Onkel Fritz habe schreiben müssen, mein Trost ist nur, daß Dir Mama Alles erzählen wird – ich habe Zahnweh heute, Zahnweh morgen, undZahnweh alle Tage, es ist unausstehlich! – glaub mir es nur, liebe Jenny, ich habe nicht schreiben können– denk Dir nur! 4 Monate ohne Aufhören Zahnweh und Gesichtsschmerzen! ich kann Dir sagen daß es mir so schwer, ja fast unmöglich war zu schreiben, daß ich mich, trotz allem Elend, nie zu den Briefen an Böninghausen entschließen konnte, weil das Bücken des Kopfs mir, schon in den ersten Minuten, die Schmerzen so vermehrte, daß ichWeiterlesenZahnweh heute, Zahnweh morgen, Zahnweh alle Tage

Skrupel wegen einer Zeile

(…) Mit der äußeren Ausstattung des St. Bernhard bin ich sehr zufrieden, sie ist in der Tat sehr anständig, einen einzigen Druckfehler habe ich gefunden, der aber den Sinn nicht entstellt und mir somit keinen Kummer macht. Er kömmt vor bey der Szene im Grabgewölbe: „So liegen Sie, und keine Thräne Rann auf die bleiche Wange noch“, statt dessen steht „Kam auf die bleiche Wange noch“. Dies macht einigermaßen den Eindruck, als erwarte man, daß die Leichen weinen sollten, dahingegen das rann das Hinabträufeln fremder Thränen deutlicher bezeichnet; doch das macht wenig und ist ohne Zweifel meine undeutliche Schrift schuld daran. Was mich mehr betrübt, ist, daß ich jetzt überzeugt bin, zuviel gestrichen zu haben, geschrieben sieht alles so langWeiterlesenSkrupel wegen einer Zeile

Und doch verkauft es sich so schlecht

(…) Für die Überschickung der Rezension danke ich herzlich. Schücking sagt, wenn sie ganz ohne Unterschrift sei, so sei sie am wahrscheinlichsten von dem Herausgeber des Blattes, Theodor Hell; seine Mitarbeiter pflegten sich zwar auch selten zu nennen, aber doch mit einem Anfangsbuchstaben zu bezeichnen. Es geht mir sonderbar mit meinen Gedichten. Ich bekomme eine vortreffliche Rezension nach der andern, dies ist schon die sechste, und einige der andern sprechen sich noch vorteilhafter aus wie diese, und doch verkauft sich das Buch so schlecht, daß die kleine Auflage von 500 Exemplaren noch nicht vergriffen ist. Wie ich das reimen soll, weiß ich nicht; wüßte ich nicht mit Gewißheit, daß diese Rezensionen bis auf eine von fremden Literaten sind, ich dächteWeiterlesenUnd doch verkauft es sich so schlecht

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