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1000 Schritte von meinem Kanapee

Mein lieb Herz! Jetzt müssen Sie doch wohl wieder zu Hause seyn. Ich bin richtig hier geblieben, im strengsten Inkognito, was auch höchst nöthig war, denn ich bin schändlich krank geworden. Vorher hatte ich nicht Zeit dazu, aber jetzt habe ich ein ganzes Jahr voll Kummer, Sorge und Aerger nachzahlen müssen. Zudem war mein Homöopath verreißt, ist erst vor einigen Tagen rückgekehrt, und ich habe mich solange allein durchgebissen – ganz heimlich, besonders vor den Hülshofern, um den Clövekorns, Wörlitzens et cet. zu entgehn. Schade, daß der Bönninghausen eine Frau hat, er würde mich sonst gewiß nehmen, wenn nur ein Funken Dankbarkeit und Edelmuth in ihm ist. Jetzt aber wird Niemand nehmen und hat genommen als ich – nämlich vorgesternWeiterlesen1000 Schritte von meinem Kanapee

Sie könnten nirgends besser sitzen!

(…) Sie wissen, Lies, ein bißchen miserabel bin ich immer, sticht’s mich hier nicht, so kneipt’s mich dort, z. B. jetzt seit drey Wochen im Ohr, macht einen Lärm wie drei Pulke Kosaken und mich nebenbey so dumm, daß man Mauern mit mir einrennen könnte. Wahrhaftig, Lies, Sie würden mich nicht wiederkennen – ein completer Wechselbalg! Stocktaub auf Einem Ohre, und hat man mir endlich das Nöthigste eingeschrieen, so begreife ich es noch nicht mahl, weil mir immer wie unter dem Schaffhauser Wasserfalle ist. Man sagt, die Geschwulst werde nun bald durchgehn – proficiat – mag sie’s tun – heimlich oder öffentlich – ich werde ihr keinen Steckbrief nachschicken! (…) Ich war aber auch übel daran. Krank und voll Herzensangst,WeiterlesenSie könnten nirgends besser sitzen!

Die liebenswürdige Bettine …

Ich bin jetzt wieder homöopathisch, der fatale Knoten hat sich fast ganz verloren, aber dafür ist mir seit 14 Tagen das Ohr fast ganz zugeschwollen, es braust mir darin wie ein Mühlenwehr, und ich begreife jetzt wohl, weshalb taube Leute gewöhnlich so einfältig sind, ich bin auch halb simpel. Sonst bin ich diesen Winter ungewöhnlich wohl und habe gar keinen Husten. (…) Meine gute Rüdiger schreibt fleißig, ist aber mitsamt ihrem Manne sehr mißvergnügt in Minden, und sie arbeiten aus allen Kräften, von dort wegzukommen. Ihr Haus beschreibt sie düster und melancholisch, wie einen Kerker. Es ist dasselbe, was der Erzbischof bewohnt hat, und sie meint, jetzt bedauere sie den armen Mann erst recht und fühle seine Hypochondrie ordentlich mit.WeiterlesenDie liebenswürdige Bettine …

Was würden wir da manchen Gulden totschlagen!

(…) Heute muß ich diesen Brief schließen, wenn er noch zur rechten Zeit kommen soll. Ich trenne mich ordentlich schwer von ihm, denn Sie sind mir fast wie gegenwärtig wenn ich so zu Ihnen rede. Ich las neulich von einer Erfindung, die man noch zu vervollkommnen und zum Besten der Politik auszubeuten hofft; nämlich durch eine wenig kostbare Vorrichtung von drahtdünnen Röhrchen unter der Erde den Schall auf große Wegstrecken so fortzupflanzen, daß man z.B. in Minden nur sprechen und ein anderer in Münster das Ohr anlegen darf. Ich denke mir, diese Einrichtungen würden dann Regale, und man förmlich auf Billets nach vorläufiger Bestellung zu Unterredungen zugelassen. Ach Gott, Lies, was würden wir da manchen halben Gulden totschlagen! … EsWeiterlesenWas würden wir da manchen Gulden totschlagen!

Die Einsamkeit ist meine eigentliche Liebhaberei

(…) Ich werde diesen Winter sehr einsam verleben. In meinem Alter nimmt die Lust, neue Bekanntschaften zu machen (und Du weißt, diese war bey mir nie groß), gewaltig ab, und mein früherer Zirkel ist gänzlich aufgelöst, auseinander gestäubt wie ein Haufen Flaumfedern. Die gute Rüdiger war mir noch zuletzt geblieben, ist aber seit vierzehn Tagen auch fort, nach Minden, wohin ihr Mann mit gleichem Range, aber einer Gehaltsverbesserung versetzt ist. Die Einsamkeit wird mich nun zwar eben nicht genieren (Du weißt, sie ist eigentlich meine Liebhaberei), aber doch vermisse ich einige der alten Bekannten sehr ungern, namentlich eben die Rüdiger, eine Frau, auf die ich mich in jeder Beziehung verlassen, und immer ihrer wärmsten Teilnahme gewiß sein konnte. Doch DuWeiterlesenDie Einsamkeit ist meine eigentliche Liebhaberei

Sie müssen wirklich fort!

(…) Ich hatte dies schon von mehreren Seiten gehört und konnte eigentlich nicht mehr daran zweifeln, aber Ihre Bestätigung war mir doch wie ein Donnerschlag. Ich will gar nicht von mir reden, Sie wissen selbst, was ich verliere und wie mir dabey zumute sein muß, also will ich Ihnen das Herz nicht noch schwerer damit machen, auch aus Luischens und Nannys Leben nehmen Sie den besten (fast den einzigen) Sonnenstrahl mit fort, und auch Rüdigers gerechter Kummer geht mir sehr zu Herzen. Ich weiß, mein Lies, Sie sind jetzt doppelt freundlich mit ihm, jetzt, wo er einer vollen Teilnahme und auch der Nachsicht mit sehr natürlichen Verstimmungen so sehr bedarf. Werner schreibt mir übrigens, daß man seine Versetzung allgemein bedaureWeiterlesenSie müssen wirklich fort!

Das einfältige Abendrot braucht gar nicht mehr durch die Eichen zu scheinen, wenn Sie es nicht mitsehn können

So eben erhalte ich Ihren Brief, da nicht früher Gelegenheit von hier nach Brakel war, und nun bin ich ganz desperat. Mein Gott, was soll ich anfangen, wenn Sie fortgehn! Sie sind mir nun so lange alles in einer gewesen, und ich kann mir gar keinen möglichen Ersatz denken, mag mir auch keinen denken, und will nur in Gottes Namen unter die Eremiten gehn, wenn Sie wirklich fort müssen. Es ist um allen Mut zu nehmen! Aber sollte es nicht noch einmahl ein Schreckschuß sein, wie so manche frühern? Ist Bodelschwings Ernennung denn schon gewiß? Sie schreiben mir so dunkel darüber, daß es mir mehr lautet wie eine schlimme Prophezeiung, die denn doch noch wohl falsch sein könnte. Ich binWeiterlesenDas einfältige Abendrot braucht gar nicht mehr durch die Eichen zu scheinen, wenn Sie es nicht mitsehn können

Je lieber Sie mir werden, je mehr schäme ich mich, es Ihnen zu sagen 

(…] Aber, lieb Herz, was schreiben Sie mir von der Möglichkeit einer Trennung! Glaubte ich es, so würde mir todangst; indessen haben Sie dies so oft, gottlob umsonst, gefürchtet, daß der Gedanke gar nicht bey mir haften will. Warum sollte R[üdiger] vom neuen Oberpräsidenten (den wir noch nicht mal erraten können) zurückgesetzt werden? Von einer Spannung zwischen R[üdiger] und Devigneau haben Sie mir freylich schon früher gesagt, aber übrigens ist die allgemeine Stimme so für R[üdiger]. Ich habe seiner, sowohl was Charakter als Kenntnisse und Fleiß anbelangt, nie anders als mit ausgezeichneter Achtung erwähnen hören (und ich bin oft in diese Gelegenheit gekommen), so daß ich meine, Devigneau kann es nicht wagen, einen so allgemein geschätzten und langverdienten Mann zuWeiterlesenJe lieber Sie mir werden, je mehr schäme ich mich, es Ihnen zu sagen 

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