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Ich glaube auch nie eine Freundin so, ohne Schwärmerei, herzlich und wie mein eignes Blut geliebt zu haben

(…) Ich habe die ganze Zeit bey Elisen logiert (…) Wir haben eine sehr liebe Zeit zusammen verlebt; Tante Ittchen war noch nicht da, und ich kroch derweil in ihr Bette, vor das sich Elise dann jeden Abend setzte, wo uns unter Ernst und Lachen oft die Mitternacht über den Hals kam, ehe wir es dachten; ich denke recht bald wieder hin zu gehen; es sollte mich wundern, wenn einem gewißen kleinen Pferdchen die Ohren nicht fleißig geklungen hätten, besonders, obwohl wider Verdienst, das rechte. (…)

Jawohl ist sie [Elise] seelengut; ich weiß sonst niemanden, der so durch und durch gut und mild wäre, außer etwa Schlüter, und ich glaube auch nie eine Freundin so, ohne Schwärmerei, herzlich und wie mein eignes Blut geliebt zu haben; und von ihr glaube ich das gleiche zu empfangen.
Sie freut sich an jedem meiner kleinen Triumphe dreymahl mehr, als wäre er ihr selbst zuteil geworden, sammelt alle einzelnen Lobsprüche wie Kleinode, schrieb mir sogleich ein Stück Briefes ihrer Mutter ab, worin diese meine „Judenbuche“ hochstellt et cet. Gott gebe, daß sie nur immer in Münster bleibt, ich würde sie sehr schwer vermissen. (…)

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