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Dergleichen kömmt ja alle Tage vor

(…) Nun zu der Gall; ob sie zu meiner Schwiegertochter paßt? Das könnte ganz wohl sein; schön und geistreich scheint sie wenigstens unwidersprechlich, und ich wäre sehr begierig, sie zu sehn; wo steckt sie denn jetzt? Nach Darmstadt denkt sie schwerlich so bald zurück zu kommen, da sie ihren Flügel verkauft hat. Es ist mir äußerst erfreulich, Levin, daß Sie in Ihrer jetzigen Verlassenheit einen geistigen Anhalt und Trost in ihr gefunden haben, und wenn es Gottes Wille ist, kann sie Ihnen allerdings dereinst vielleicht noch mehr werden. Dennoch muß ich Dich bitten, liebstes Kind, sei vorsichtig mit der Feder und hüte Dich vor jedem Worte, was Dich binden könnte; die Liebe wird weder durch Schönheit noch Talent noch selbstWeiterlesenDergleichen kömmt ja alle Tage vor

Sechs Wochen im Brunnen

(…) ich bin wirklich sechs Wochen lang wieder recht miserabel daran gewesen, habe mich halbtot gehustet, mitunter Fieber gehabt und sogar die Leute dahin erschreckt, daß sie einige Nächte bey mir gewacht haben. Unerwartet kam mir das freylich nicht, da ich wohl weiß, daß man einen kurzen Aufenthalt in besserem Klima immer schwer nachbezahlen muß, aber doch sehr unbequem. Jetzt ists um vieles besser, ich bin von Herzen wieder gesund, und der Husten läßt auch nach. Die Fatalität kam recht mal à propos mitten in der Arbeit, und ich habe sechs Wochen meines Lebens gleichsam in den Brunnen werfen müssen. Vielleicht ist’s gut; denn ich fand des Dichtens und Korrigierens gar kein Ende, sehe jetzt aber wohl ein, daß ichWeiterlesenSechs Wochen im Brunnen

Ein Hausmittel gegen nervöse Leiden

(…) Stoß dich nicht an dem etwas schäbigten Aussehn des Töpfchens, die Salbe war nun einmahl darin, und ich fürchtete, sie möchte eher verderben, wenn ich sie in ein anderes Gefäß strich, weil sie dieses nie so luftdicht ausfüllt wie dasjenige, worin sie gleich noch flüssig gegossen ist. Die scheinbar schmutzige Farbe derselben kömmt von den durchgepreßten Kräutern, und den ranzigen Geruch hat sie immer, da die Hauptingredienz ungesalzene Butter ist – dieses schadet aber ihrer Güte nicht, und selbst wenn Schimmel darauf kömmt (was sehr leicht geschieht), so streicht man ihn nur herunter, und das übrige ist so wirksam wie zuvor. Hier das Rezept: Man nimmt erstens unreife Wacholderbeeren, zweitens Moos, was an einem Schlehenstrauch gewachsen ist, drittens dieWeiterlesenEin Hausmittel gegen nervöse Leiden

Sie könnte Levin gefährlich werden

(…) Nun aber, mein klein Herz, Sie sind mir böse gewesen? Das hat mich hintennach recht erschreckt. Lieber Gott! Ich bin so ungeschickt, so wenig gemacht, mit einem so zarten Wesen wie Sie zu verkehren, daß ich mich selbst prügeln möchte, wenn ich mich nur klüger damit schlüg. Mein lieb Tierchen, wenn ich dergleichen wie neulich sage, dann ist’s, aufrichtig gestanden, auch nur Eifersucht. Meine Liebe ist eben so empfindlich und viel tyrannischer als die Ihrige, ich möchte Sie gern sehr an mich reißen, und wenn mir dann einfällt, wieviel tiefer in der Natur gegründet andere Ansprüche sind, wie ich mir vernünftigerweise gar nicht einbilden darf, ihnen die Waage zu halten, dann kann mich momentan eine unmutige Trauer überkommen, dieWeiterlesenSie könnte Levin gefährlich werden

Ich wollte, wir wohnten zusammen

(…) Wie haben mich die Zeichen Ihrer Liebe gerührt, mein gutes treues Herz. Wahrlich, wenn die Liebe nicht existierte, Sie würden sie erfinden. Dank, Dank für den Frühling, den Sie mir in meine Wintereinsamkeit schicken. Ich meine nicht nur die Blumen, auch Ihre Worte sind immer wie ein Mairegen, der mein schroffes Gemüth erweicht und tausend Keime weckt. Ich wollte, wir wohnten zusammen, mein Elischen, daß Sie mich täglich mit Ihrer Milde und Begeisterung ein wenig anspritzten, es würden gute Gedichte danach wachsen und wohl noch Besseres als Gedichte. (…) Hierbey fällt mir Adele wieder ein, die so herzlich ihres Besuches in Münster und aller, die sie dort gesehn, gedenkt. Ihnen einen besonderes Gruß, der Bornstedt ganz besonders keinen. „DieseWeiterlesenIch wollte, wir wohnten zusammen

„Judenbuche“ hat endlich auch hier das Eis gebrochen

(…) Im „Morgenblatte“ sind noch zwei meiner Gedichte erschienen: „Die Taxuswand“ und „Junge Liebe“. Die „Judenbuche“ hat endlich auch hier das Eis gebrochen und meine sämtlichen Gegner zum Übertritt bewogen, so daß ich des Andrängens fast keinen Rat weiß und meine Mama anfängt, ganz stolz auf mich zu werden. O tempora, o mores! Bin ich denn wirklich jetzt besser oder klüger wie vorher? (…)

Freiligraths Ader erschöpft?

(…) Brentanos Totenamt von Freiligrath habe ich gelesen und jetzt auch das Gedicht im Immermanns Album; das erstere finde ich wohl hübsch, das zweite kaum; hier ist wirklich mitunter nur „gereimte Prosa“, und wenn ich das finde, die selbst so sehr nach dieser Seite neigt, so muß es wohl auffallend sein. Ich fürchte, Freiligraths Ader fängt an sich zu erschöpfen; auch das erste Gedicht hat mich mehr durch seine Pietät gerührt, als durch eigentliche Kraft oder Lieblichkeit erfreut; doch ist es noch immer besser, als was man so gewöhnlich sieht. Ihr Aufsatz über den Merlin ist desto schöner, und Adele meint „Meersburg mit all seiner feenhaften Romantik“ herauszufühlen; andre Urteile habe ich noch nicht gehört. Auch das überschickte Lied istWeiterlesenFreiligraths Ader erschöpft?

Was sagen Sie zu dieser Charlatanerie?

(…) Wissen Sie schon, daß der bewusste Saumaige ganz anders heißt und ein ziemlich genauer Bekannter der Rüdiger ist? Ein uninteressanter, höchst roher Mensch, der zwei Frauen geprügelt, aber nicht die geringste Lust zur dritten hat. Die Rüdiger hatte diesen Argwohn schon ein paarmahl gegen die Bornstedt ausgesprochen, die dann aber immer schnell geantwortet: Nein, nein, der Meinige heißt Saumaige! Jetzt, bey der Auktion, hat seine Karte auf dem Boden gelegen, und, um jeden Zweifel zu heben, auf der Rückseite mit Bleistift jene fatale Aufkündigung: „Il m’est de toute impossibilité“ et cet – was sagen Sie zu dieser Charlatanerie? (…)

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