(…) Obwohl mir seit einigen Tagen infolge einer Erkältung wieder recht unwohl ist, so kann ich doch dies Paket nicht abgehen lassen, ohne mich Ihnen, meine gütige Freundin, wenigstens mit einigen Zeilen zu vergegenwärtigen. Ich denke soviel an Sie und höre nun durch meine Schwester, daß Sie auch an mich denken, daß Sie von mir reden und sogar für mich zeichnen. Sie sind doch gar zu lieb! und ich wollte, ich könnte Ihnen recht etwas Liebes wieder tun. Würden die Tage nur heller, daß ich mit meinem Ausschneiden voran käme oder wenigstens mein Daguerreotyp könnte aufnehme lassen. Jetzt mache ich mir vorläufig die Freude, allerlei dummes kleines Zeug für Sie zusammenzubringen, damit Sie überall an das Nettle erinnert werden und auch sehen, wie es überall an Sie gedacht hat. (…)
Sehr gerne hätte ich Ihnen, teure Fürstin, jetzt gleich meine Gedichte geschickt, die längst für Sie bereitliegen, aber das Buch ist gar zu dick und könnte das eigentliche Paket wie eine Feder auf den Rücken nehmen, und nun fürchte ich, bis die Kiste ankömmt, sind Ihnen die Gedichte schon steinalt. Ich habe dies an Jenny geschrieben in der Hoffnung, Laßberg werde auf den glücklichen Gedanken kommen, Ihnen sein (gleich von Stuttgart geschicktes) Exemplar, was gewiß noch neu und sauber wie aus dem Laden ist, zu Füßen zu legen, wofür er dann das Kistenbuch an sich nehmen könnte – ob er es merken wird? Ihn geradezu darum bitten mag ich nicht. Jenny hat auch ein Exemplar, was aber schon vielfach verliehen und besudelt ist. Nur Sie sollten es nicht sehen, damit mein Geschenk nicht allen Effekt verliere, und nun schwätze ich selbst aus der Schule. (…)
Rüschhaus, Anfang Januar 1845