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Der Teerose trau ich nicht recht

(…) die Pelargonien werden noch vorerst nicht blühn — als ich, vor etwa acht Tagen, von Rüschhaus ging waren die Knospen an beiden auch fast um nichts weiter hervor getrieben, als bey deiner Abreise, sonst standen die Blumen da sehr gut, — nur ein kleiner Pelargonien-Steckling, der ganz allein unter einem großen Glase stand, sah miserabel und verschimmelt aus, — und auch der Teerose trau ich nicht recht, — die Knospe daran ist gar nicht zum Aufblühn gekommen, — du wirst dich erinnern, daß ich dich schon, eh du fortgingst, aufmerksam darauf machte, daß sich die Blätter umrollten, als ob sie verwelken wollten, — so ist es denn auch gekommen, sie ist endlich ganz eingedorrt, und das Stämmchen selbst sieht schwächlich und schlecht aus, — die Mersche vergeht bald vor Angst darüber.

Ich habe der Mersche die beiden Pelargonien gezeigt, und daß sie mir es zu wissen tun soll, sobald sie anfangen zu blühn. — auch das Darianum habe ich ihr bestens empfohlen, und kurz es ist alles geschehn, wie du es wolltest, — du hast mir noch eine Menge Aufträge gegeben, aber ich will das Papier nicht damit verderben, daß ich sie alle wieder aufzähle, aber du kannst darauf rechnen, daß für alles gesorgt wird. — nur der Frau von Zurmühlen habe ich ihre Blumen noch nicht geschickt, teils hatte ich keine Gelegenheit, und teils traten noch andere traurige Umstände ein, — nämlich in Hülshoff war, eh ich ankam, eine unglückselige Gäterei vorgenommen, so daß im Blumengarten auch keine Spur von den großen Pensees, weder den gelben noch den bunten, geblieben ist, — in deinem Gärtchen, hatte man auch schon angefangen, doch war von der gelben Sorte, auf beiden Beeten, noch ein kleines kleines Pflänzchen, noch so eben die Art davon, stehn geblieben. — soll die Zurmühlen noch davon haben, so muß man ihr ein ganzes Pflänzchen schicken, denn an Teilen ist gar nicht zu denken, — von der bunten Art steht ein großer Busch, dicht an der Johannisbeerhecke — der Gärtner sagt aber, er sähe nur so groß aus, weil er so üppig getrieben hätte, und wäre, im Grunde, doch klein, und schwer zu teilen. — unter diesen Umständen, da wir selber so schlecht beschlagen sind, will ich lieber hiervon nicht eher etwas fortschicken, bis du mir geantwortet hast, wir möchten sonst aus der Art kommen. – von dem Diptamnus ist genug da, und will es schicken sobald ich kann (…)

Vor allem Schwester Jenny betätigt sich in Rüschhaus als Gärtnerin. In dem großen Garten an der herrschaftlichen Seite des Hauses – damals ein Bauerngarten – steht noch heute ihr Gewächshaus. Den Brief schreibt Annette von Droste aus Havixbeck, wo sie zu Besuch bei der Familie Twickel ist, während Jenny sich mit Mutter Therese gerade bei den Verwandten in Bökendorf aufhält.
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