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Durchaus keine Lust, die Hausfrau zu machen

(…) Wir haben, seit ihr fort seid, noch keinen Fuß aus dem Hause gesetzt (außer zum Spazierengehn) und ich, für meine Person, denke auch dabey zu bleiben, die roxelsche Visite ausgenommen.

Es besucht uns auch niemand, da die meisten glauben, ich, und sogar Elise seien mit nach Bökendorf, ich suche diese Gerüchte auch gar nicht zu berichtigen, denn es wär mir unerträglich, wenn jetzt viele Menschen kämen, und ich müßte die Hausfrau machen, ich habe durchaus keine Lust dazu, — Indessen wird mich Phine Droste doch wohl besuchen.

Mein kleines weiß und schwarzes Kätzchen hat mir so sehr leid getan, wie es starb, es war noch bis zuletzt so klug, und unterschied mich von allen andern, es ist vorgestern gestorben, aber ich möchte noch wohl gern weinen, wenn ich es nicht unrecht fände, um ein Thier trauriger zu sein, wie vielleicht um manchen Menschen. – Aber so arme Thierchen haben auch nichts nach dem Tode zu erwarten, und im Leben sind sie auch übermäßig gering geachtet. – und können sich auch gar nicht verständlich machen, wenn sie krank sind. – mir ist so ein armes krankes Tier immer etwas entsetzlich Betrübtes.

Deiner Mutter will ich nächstens schreiben, jetzt bin ich gar zu müde dazu, grüße sie tausendmal von mir, so auch deinen lieben Vater und alle Geschwister, schreib mir doch vor allem wie Karlchen sich auswächst, und alles vom Sigurd, was du weißt, auch ob Adelheid noch so hübsch bleibt, und welche von den Zwillingen sich am besten herausmacht, und ob Jenny noch immer so ein schräbblich Ding (särtlich Ding, schwächlich Ding) ist, dies müsst ihr aber nicht wiedersagen, nämlich, daß ich sie so genannt, sie möchte es verhenkert schief nehmen.

Wenn du auf den Thurm kömmst, so mußt du jedes Mal an mich denken, wenn du das nicht tust, und ich erfahre es wieder so fällst du in Ungnade – auch auf dem Wildberge, und in der Nähe von Fürstenberg, und bey den Steinen in der Weser, auf Denen ich so oft gestanden. – Es ist miserabel, daß ich dir dies alles so vorsage, wenn du sonst keine Lust dazu hast, – so wirst du es deshalb doch nicht thun, übrigens hoffe ich es, auch ohne meine Anregung (…)

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