(…) Wie gehts Luisen? Wann sieht sie denn ihren neuen Mutterfreuden entgegen? Ich denke sehr viel an Euch und habe immer zwischendurch an Euch gedacht, wenn mir auswärtiges Denken sonst wohl vergehen mußte. (…)
Den 11ten.
Soeben erhalte ich Ihren Brief. Also ein Mädchen! Nun, Gott segne Mutter und Kind. Ich bin herzlich froh, daß alles so weit ist. Aber mein Lotharchen kömmt nun ganz drunter, der ist nun fortan „der große Junge“ und soll viel verständiger und artiger sein, als er kann. Das leide ich aber nicht. Sie erwähnen des armen Stümpchens gar nicht in Ihrem letzten Briefe; das geht nicht, ein Brief ohne meinen Patenjungen! Versucht er schon, sich auf seine Beinchen zu stellen? Wie geht’s mit dem Zahnen? Und wie mit dem Sprechen? Das nächste Mal muß ich einen ordentlichen Bericht haben, oder die Freundschaft hat ein Ende.
Wie gern wäre ich in Cöln und sähe Ihr Lustspiel aufführen! Aber hierhin kömmt nichts; nach Münster schon wenig, und nach Rüschhaus – ich meine Bücher und Zeitungen – gar nichts, seit alle meine Eliasraben fortgeflogen sind. (…)
Daß Sie Ihre Gedichte nicht wohl nach Meersburg schicken können, sehe ich ein; doch wäre es sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie dem alten Laßberg mal schrieben und dies anführten. (…) Wir gehn diesen Sommer wieder hin. Diese öftere Wiederkehr ist doch merkwürdig! Bei meinem ersten Aufenthalt dort habe ich wahrlich auf keinen Dritten zu rechnen gewagt. Sie werden sich erinnern, wie oft ich gesagt, man müsse die Gegend recht genießen, die Wahrscheinlichkeit des Wiedersehns verhalte sich wie eins zu hundert.
Das sind ein paar eiserne Naturen, mein Mamachen und der Laßberg! Die eine würde, mit ihren dreiundsiebzig Jahren, noch vor keiner Reise nach Amerika erschrecken, und der andre hustet sich zwar jeden Winter halbtot, aber es schadet ihm nichts. Gott erhalte beyde noch lange so rüstig! Ich weiß nicht, wie Mama sich darin finden will, wenn endlich das gar zu hohe Alter sie weniger mobil macht. (…)