(…) In Bökendorf ist es krimmelvoll bis unters Dach ein halbes Dutzend Tanten und Nichten mit ihren Familien dort – wenn ich, so etwa um den dritten Tag, auf eine Stunde hingehe, um meine Aufwartung zu machen, komme ich halb taub und ganz duselig zurück. Hierhin kommen sie nicht oft, weil es den Onkel angreift, so sehe ich Malchen auch selten, und wir haben gar wenig von unserm Widersehn nach sechs Jahren – das arme Herz ist noch sehr herunter von ihrem Schrecken und Kummer, aber ihr thut das Gewirre gut, und zerstreut sie, während es mich nur rein konfus macht, und doch ist sie von Natur aus viel ernster als ich – freylich, Berlin und Rüschhaus! – da mag ihr noch wohl die ländlich Ruhe vorkommen, was mir ist wie in summender Bienenkorb.
Hier ist’s aber wirklich sehr ruhig, die Ökonomiewirtschaft weit weg in die Nebengebäude relegiert, nur als entferntes tableau die Gegend sehr lieblich belebend, während man im Hause jede Stecknadel fallen hört. Wären wir alle gesund, so wäre es ein Leben ganz wie ich es mag, und ich würde sehr viel arbeiten; ich denke von jetzt an kömmt es auch mitunter dazu, nun Mama mich ablösen kann, ich habe ein schönes weiches Kanapee, mit einem schönen breiten Tische davor, auf dem das bewußte Heft schon liegt, Federn und Schreibzeug in Ordnung. Sie sehn der Wille ist gut, so wird mir denn auch wohl die Macht werden.
Aber Sie können nicht denken, wie viele Ansprüche hier auf mich warteten; ein Halbdutzend Namens- und Geburtstage, zu denen ich Carmina machen, und ein Halbdutzend Albums, in die ich auch nagelneue Gedichte von Trennung und Wiedersehn schreiben sollte. Die härteste Nuß war eine Sammlung von hundert Liedern, die mein Onkel August herausgeben will, und die ich ihm vierstimmig setzen sollte. So habe ich denn eins mit dem andern ungeknackt gelassen, und alles auf Beendigung der Erzählungen vertagt (wenn dann noch Zeit bleibt) – wobey freylich sämtliche Wiegenfeste (…) in die Brüche gehn. (…)