Site Overlay

Krimmelvoll in Bökendorf, während man in Abbenburg jedes Stecknadel fallen hört

(…) In Bökendorf ist es krimmelvoll bis unters Dach ein halbes Dutzend Tanten und Nichten mit ihren Familien dort – wenn ich, so etwa um den dritten Tag, auf eine Stunde hingehe, um meine Aufwartung zu machen, komme ich halb taub und ganz duselig zurück. Hierhin kommen sie nicht oft, weil es den Onkel angreift, so sehe ich Malchen auch selten, und wir haben gar wenig von unserm Widersehn nach sechs Jahren – das arme Herz ist noch sehr herunter von ihrem Schrecken und Kummer, aber ihr thut das Gewirre gut, und zerstreut sie, während es mich nur rein konfus macht, und doch ist sie von Natur aus viel ernster als ich – freylich, Berlin und Rüschhaus! – da magWeiterlesenKrimmelvoll in Bökendorf, während man in Abbenburg jedes Stecknadel fallen hört

Daran sind die Eisenbahnen schuld

Deine Zeilen, meine liebste Hanne, haben mich sehr gefreut, als Nachricht von Dir, als Zeichen Deines Andenkens und endlich als Beweis der Dir so eignen großen Freundlichkeit, mit der Du jedem gern nur Angenehmes und Liebes mitteilst. Mama und ich haben, nach Empfang derselben, den Abend in Gedanken mit Dir zugebracht, d.h. nicht Deinen wirklichen Casseler Abend, sondern einen Rüschhausischen, wie wir deren mit Dir so vergnügt durchlebt. Wann sieht mein schwarzer Kanapee Dich mal wieder? Er ist vor Kummer und Sehnsucht so grau geworden, daß wir ihn haben müssen renovieren lassen, aber schwarz ist er wieder geworden, wie denn überhaubt Rüschhaus einer der unveränderlichsten Orte ist, und wo man den Flug der Zeit am wenigsten gewahr wird. Doch hatWeiterlesenDaran sind die Eisenbahnen schuld

Wie ein halber Mord

(…) Sehr ernst und eigen gestimmt bin ich auch; denn ich habe gestern und heute bis Mittag Papiere durchgesehn und verbrannt, und damit manches Stück Vergangenheit hinter mir geworfen, was, freylich schon seit Jahren mit Gras bewachsen, doch unter dem Lesen wieder so frisch aus dem Grabe stieg, daß ich wollte, ich hätte lieber blind zu gebrannt, dann wäre es wenig gewesen – jetzt ist’s mir wie ein halber Mord. Man liest alte Briefe so selten und für seine Ruhe wohl daran, es gibt nichts Scmerzlicheres. Die Toten bekommen wieder Seele und Leib, wir müssen sie zum zweiten Male begraben, und die Lebenden älter und kälter Gewordenen sehen uns frisch und jugendarm an, berühren so hundert kleine längst vergessene Stichworte,WeiterlesenWie ein halber Mord

Ich hoffe, Sie sind vorsichtig mit meinen Briefen

(…) sie [Amalie Hassenpflug] hat mich lange warten lassen, und die Freude war groß bey der Ankunft – sie ist doch gar lieb und schön! Mir war ordentlich wunderlich zu Mute, als sie die Treppe hinauf kam, und ich das stolze noble Gesichtchen immer deutlicher erkannte, was in diesem Augenblicke, durch eine Bewegung der Liebe und Freude schöner war als je. Wir gingen auf meine Stube, und traten zusammen vor den Spiegel, weil sie ihr Haar ordnen wollte, ich fuhr beschämt zurück, so miserabel nahm ich mich neben ihr aus, ich sagte ihr dies auch, und sie antwortet, noch weinend vor Freude, „Du bist wohl toll! ich denke eben, wie garstig ich neben dir aussehe!“ – so blind macht dieWeiterlesenIch hoffe, Sie sind vorsichtig mit meinen Briefen

Ich spanne Stricke an für den Schützling Levin

(…) Was sagen Sie dazu, daß ich Ihrem Manne schreibe? So geht’s, Elise, wenn man zu arglos ist! Sie tun Ihre frommen Augen lange nicht weit genug auf. Warum lassen Sie so gefährliche junge Personen in Ihr Haus? (…) Aber ernstlich, liebes Herz, geben Sie den einliegenden Brief Ihrem Herren Gemahle, er betrifft unseren guten Schücking. Mit Hassenpflug das ist leider nichts. Er hat mein Schreiben erst ganz vor kurzem vorgefunden, als er, nach einer längeren Abwesenheit, zurückkehrte, und war schon vorher längst mit einem Sekretär versehen. Artigkeiten hat er genug geschrieben, sein Brief schwimmt in Freundschaft und Erinnerungen, doch was nutzt mir das? Ich weiß nun zwar, daß er sich Schückings gelegentlich erinnern wird, aber wann? Das könnte dochWeiterlesenIch spanne Stricke an für den Schützling Levin

Schücking geht zugrunde

(…) Wegen Schückings Angelegenheit bin ich noch ohne Antwort von Hassenpflug, was mich weniger wundert, seit ich weiß, daß er selbst den Seinigen zu schreiben noch nicht die Zeit hat erübrigen können, doch lange kann es nicht mehr währen, bis ich Bescheid weiß, guten oder schlimmen, jedenfalls lasse ich Schück[ing] jetzt nicht mehr im Stiche, nachdem ich mich nun einmahl der Sache angenommen. Ich darf bey den bestehenden sehr engen Freundschaftsbeziehungen zwischen Hassenpflug und unserer Familie wohl erwarten, daß Hass[enpflug] jedenfalls den Schück[ing] nicht ganz vergessen, sondern sich bey Gelegenheit seiner erinnern wird, wenn auch die gesuchte Stelle schon besetzt sein sollte; nur kömmt’s darauf an, ob er zu öffentlichen Ämtern Ausländern befördern kann oder, bey dem Zustande der GärungWeiterlesenSchücking geht zugrunde

Mein Mergel ist anders

(…) Ich lebe hier wie in Rüschhaus und habe sogar auch mein altes schwarzes Kanapee, auf dem ich sitze oder liege (man kann es nennen wie man will) und schreibe, meine alten Lateiner, in denen ich vor dem Aufstehn lese, und mein Frühstück auf der Stube, wie ich es gewohnt bin. (…) Wären Sie hier oder schrieben fleißig, oder hörte ich auch nur oft von Ihnen wie in Rüschhaus, so würde ich dieses Mal weniger vom Heimweh leiden als gewöhnlich, aber wie es jetzt ist, bin ich doch sehr froh, ein paar Monate hinter mir zu haben. (…) Nächstens gibt es aber einen Feiertag im Kalender, Malchen Hassenpflug kömmt – wann weiß ich nicht genau, doch darf ich schon inWeiterlesenMein Mergel ist anders

Schücking wird seiner Stelle keine Schande machen

(…) Ich schreibe Dir in einer höchst gedrückten Stimmung, Male, denn ich soll etwas tun und will es nun endlich auch, was mir in sich selbst überaus zuwider ist. Ich soll jemanden empfehlen, und zwar bey Deinem Bruder, nicht zu einem Amte, dazu hätten mich keine zehn Pferde gezogen, sondern zu einer Stelle als Privatsekretär, wenn (was der Himmel gebe!) noch eine solche vakant ist. Ich bin gewiß, daß Dein Bruder jetzt von allen Seiten angegangen wird, ich bin auch gewiß, daß ihm dieses ein Gefühl von Ungeduld, ja selbst Mißachtung geben muß, und Du fühlst, wie schwer es mir wird, mich einem Manne gegenüber, den ich achte, selber so zu stellen. Doch – ich kann nicht anders. Abschlagen wäreWeiterlesenSchücking wird seiner Stelle keine Schande machen

Copyright © 2025 Nach 100 Jahren. All Rights Reserved. |  by John Doe
Nach 100 Jahren
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.