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Nichts zu befürchten

(…) Ich schreibe jetzt zuweilen an der Ledwina, die gut werden wird, aber so düster, daß mich zuweilen das Abschreiben daran jedesmal sehr angreift; starkes Arbeiten ist mir überhaubt sonst sehr erleichternd. Nach der Stimmung der geistlichen Lieder darfst Du meine jetzige nicht beurtheilen, die gottlob viel anders und heller ist; vorzüglich ist das Lied am Gründonnerstage zu einer Zeit, wo sehr heftige Kopfschmerzen mir zuweilen eine solche Dumpfheit zuzogen, daß ich keine Geisteskräfte der Zerrüttung nahe glaubte, unter den schrecklichen Gefühlen geschrieben; jetzt bin ich überzeugt, daß ich nichts dergleichen zu befürchten habe. (…)

O Gott, ich kann nicht bergen
Wie angst mir vor den Schergen
Die du vielleicht gesandt
In Krankheit oder Grämen
Die Sinne mir zu nehmen
Zu töten den Verstand.

Es ist mir oft zu Sinnen
Als wolle schon beginnen
Dein schweres Strafgericht
Als dämmre eine Wolke
Doch unbewusst dem Volke
Um meines Geistes Licht.

Aus: "Am Gründonnerstage"
Teil des Gedichtzyklus "Das Geistliche Jahr"
Die Erzählung "Ledwina" ist Fragment geblieben.
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