Site Overlay

Nach 100 Jahren

möchte ich gelesen werden …

Gott schütze das Recht!

Meine liebste Mama! Ich muß Dir doch auch ein klein wenig schreiben, um Dir selbst zu sagen, daß ich mich fast in jeder Beziehung sehr viel besser befinde. Wenn ich ganz still sitze und mich auch sonst nicht anstrenge, könnte ich mich jetzt mitunter, ein wenig Bewegung abgerechnet, für ganz gesund halten. Ich schlafe gut, esse mit Appetit, habe gar keine Schmerzen und komme mir auch, wenn ich still sitze, gar nicht kraftlos vor. Nur mit dem Gehen ist’s noch nicht besser, das wird sich aber hoffentlich mit dem nächsten Frühling geben. Es ist schon viel, daß mir das Äquinoktium[1]Äquinoktium: Tag- und Nachtgleiche dieses Mal nicht geschadet hat, und daß ich jetzt, beym Eingange des Winters, wohler bin als imWeiterlesenGott schütze das Recht!

Meersburg – Rüschhaus – ein Reisebericht

(…) Unsere Reise ist sehr gut und schnell vonstatten gegangen, obwohl sie etwas fatal anfing. Von Mamas Medizingläschen hatte sich nämlich der Pfropfen losgerüttelt, und wir merkten erst an dem Gestank von Assa foetida[1]Asant, auch Stinkasant oder Teufelsdreck genannt: im Mittleren Orient als Gewürz verbreitet, soll die Verdauung fördern und gegen Blähungen wirken, daß es zum Teil in Mamas Körbchen und noch mehr in Settchens Mantel ausgelaufen war. Das Fläschelchen wurde zum Wagen hinausgeworfen, das Körbchen war weit von unseren Nasen untergebracht, dennoch wurde Settchen nach einiger Zeit ganz übel, und sie mußte sich mehrere Stunden lang von Zeit zu Zeit zum Wagen hinaus übergeben, bis sie den Mantel abnahm, unter ihr Sitzpolster legte und sich in meinem roten PelzmantelWeiterlesenMeersburg – Rüschhaus – ein Reisebericht

Laßberg muß versöhnt werden

(…) Ich gehe jetzt täglich ins Museum, setze mich auf Deinen Stuhl am Fenster und sehe, was das „Morgenblatt“ bringt. Vorgefunden: erstens Dein Gedicht auf die Meersburg, was mir aber schon eine schöne Verlegenheit zugezogen hat, und zwar eine wohlverdiente, da die Idee, den guten Laßberg nebst Uhland auszumerzen zwar nicht von mir ausgegangen, aber doch approbiert worden ist; und jetzt fiel es mir wie ein Stein aufs Herz: Gott, das sieht ja ganz aus, als ob Levin sich öffentlich seiner schämte, als zu unbedeutend für ein Gedicht; und nun grade im „Morgenblatt“, das Laßberg gleich vor Augen kömmt! Es währte auch nicht lange, so waren die Puppen am Tanz; von allen Seiten wurde dem alten Herrn die schmeichelhafte NachrichtWeiterlesenLaßberg muß versöhnt werden

Der letzte Brief

Ihr Brief, teurer Freund, kömmt in einem der Beantwortung allerungünstigstem Momente, wo ich mich zum Empfange der heiligsten Sakramente vorbereite, und jeden Augenblick den H. Dekan erwarte. Auch Laßberg will heute seinen österlichen Pflichten nachkommen; Hildel liegt noch zu Bette und war vorgestern so unwohl, daß Jenny die Nacht über bey ihr wachte. Jetzt ist sie wohler, jedoch noch bettlägerig, und kann nicht wohl schreiben. Zu großer Ermattung vom übermäßig schnellem Wachsen hat sich ein starker Katharr gesellt, doch ist’s nicht bedeutend jetzt mehr. Das übrige in Ihrem Briefe enthaltene hoffe ich recht bald mündlich mit Ihnen besprechen zu können, da doch jetzt wohl nächstens völlige Ruhe und Sicherheit zurückkehren müssen, nach den letzten Ereignissen und dem entschlossenen Einschreiten derWeiterlesenDer letzte Brief

Wie begraben

(…) Ich bin recht gern hier, obwohl außer Laßberg und Jenny, der alten Burg und dem See eben alles anders ist wie vor’m Jahre, als läge ein Decennium dazwischen: lauter neue Domestiken, außer Augusten und dem alten Fasser, der noch immer seinen Kopf aus dem Guckloche unter der blutigen Hand hervorstreckt; die Kinder sehr langbeynig und verändert, Hildel auch moralisch sehr zu ihrem Vorteile, äußerlich beide durch Zähne und eine hübsche Haartracht; das Kesselsche Instithut fort, nach Karlsruhe verlegt, am neuen Schlosse alle Läden zu, nichts als Gefangene und Ratten darin; der unermüdliche maître de plaisir, Stiele, in Konstanz verheuratet, nur einmahl, mit dem Dampfboote, als sehr dicker, ernster Hausvater sichtbar geworden; Doktor Luschka und der Physikus beide fort; dasWeiterlesenWie begraben

Copyright © 2025 Nach 100 Jahren. All Rights Reserved. |  by John Doe
Nach 100 Jahren
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.