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Nach 100 Jahren

möchte ich gelesen werden …

Daran sind die Eisenbahnen schuld

Deine Zeilen, meine liebste Hanne, haben mich sehr gefreut, als Nachricht von Dir, als Zeichen Deines Andenkens und endlich als Beweis der Dir so eignen großen Freundlichkeit, mit der Du jedem gern nur Angenehmes und Liebes mitteilst. Mama und ich haben, nach Empfang derselben, den Abend in Gedanken mit Dir zugebracht, d.h. nicht Deinen wirklichen Casseler Abend, sondern einen Rüschhausischen, wie wir deren mit Dir so vergnügt durchlebt. Wann sieht mein schwarzer Kanapee Dich mal wieder? Er ist vor Kummer und Sehnsucht so grau geworden, daß wir ihn haben müssen renovieren lassen, aber schwarz ist er wieder geworden, wie denn überhaubt Rüschhaus einer der unveränderlichsten Orte ist, und wo man den Flug der Zeit am wenigsten gewahr wird. Doch hatWeiterlesenDaran sind die Eisenbahnen schuld

Zuarbeit zum Westfalen-Buch

(…) und NB. was stellt das für, daß Du behauptest, gar kein Material zu haben? Wo sind denn diejenigen glänzenden, poetischen, gediegenen, mit (Gesichts-)Schmerzen gebornen „jüngsten Kinder meiner Laune“, die ich dir in meinem letzten Briefe von Meersburg gesendet? Heißt es hier wirklich: parturiunt montes, nascetur ridiculus mus[1]lat. die Berge kreisen und gebären eine Maus? Zu deutsch: Kannst Du wirklich ganz und gar nichts davon brauchen? Mich dünkt, es kamen doch eine Masse schöner Gebräuche darin vor, die es nicht verdienten, so ganz für die Hunde zu gehn. Wirklich, konntest Du nicht wenigstens einiges umarbeiten? Sag‘ es mir nur frei heraus, du weißt, ich hülle mich dann in meine Größe, und tröste mich mit deinem schlechten Geschmacke. (…) Ferner: RüdigerWeiterlesenZuarbeit zum Westfalen-Buch

Ich werde gelesen – aber auch gekauft?

(…) Hierbey fällt mir Hüffer ein; hören Sie, wie es mir mit dem gegangen ist! Er antwortete sehr höflich, daß er keineswegs den Ladenpreis verlange, sondern sich als meinen Kommissionär ansehe und neben Druck- und sonstigen Kosten nur gewiße Prozente – ich weiß nicht mehr wieviel – nehmen werde. Die Bücher kamen an – es waren statt 300 nur 172 – dabey die Rechnung, und diese machte, trotz der minutiösesten Berechnung, nur 63 Taler; im Laden kostete das Buch 25 Silbergroschen. Die Auflage war 500* Exemplare stark. Hüffer hat also 328 Exemplare verkauft und dafür 272 Taler eingenommen; so war er doch längst wieder zu seiner Auslage oder vielmehr hatte schon entschiedenen Profit gehabt, was mir sehr tröstlich ist. DennWeiterlesenIch werde gelesen – aber auch gekauft?

Wie die Blattläuse

(…) Wir bekommen hier eine Menge Journale – die „Modezeitung“ – das „Morgenblatt“ – den „Telegraphen“ – „Vaterland“ – „Ausland“ – „Königsberger Literaturblätter“ … Wenn ich sehe, wie so alles durcheinander krabbelt, um berühmt zu werden, dann kömmt mich ein leiser Kitzel an, meine Finger auch zu bewegen. Geduld! Geduld! Aber wenn ich dann wieder sehe, wie einer kaum den Kopf über dem Wasser hat, daß schon ein anderer hinter ihm einen Zoll höher aufduckt und ihn niederdrückt; wie Heine schon ganz verschollen, Freiligrath und Gutzkow veraltet sind – kurz, die Zelebritäten sich einander auffressen und neu generieren wie Blattläuse, dann scheint mir’s besser, die Beine auf dem Sofa zu strecken und mit halbgeschlossenen Augen von Ewigkeiten zu träumen. MirWeiterlesenWie die Blattläuse

Gott schütze das Recht!

Meine liebste Mama! Ich muß Dir doch auch ein klein wenig schreiben, um Dir selbst zu sagen, daß ich mich fast in jeder Beziehung sehr viel besser befinde. Wenn ich ganz still sitze und mich auch sonst nicht anstrenge, könnte ich mich jetzt mitunter, ein wenig Bewegung abgerechnet, für ganz gesund halten. Ich schlafe gut, esse mit Appetit, habe gar keine Schmerzen und komme mir auch, wenn ich still sitze, gar nicht kraftlos vor. Nur mit dem Gehen ist’s noch nicht besser, das wird sich aber hoffentlich mit dem nächsten Frühling geben. Es ist schon viel, daß mir das Äquinoktium[1]Äquinoktium: Tag- und Nachtgleiche dieses Mal nicht geschadet hat, und daß ich jetzt, beym Eingange des Winters, wohler bin als imWeiterlesenGott schütze das Recht!

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