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Nach 100 Jahren

möchte ich gelesen werden …

Ich bin hier aufgewachsen bin und somit so sehr Herrin meines Stoffes wie keines andern

(…) Die vielfachen, ich möchte fast sagen ungestümen Bitten Malchen Hassenpflugs haben mich bestimmt, den Zustand unseres Vaterlandes, wie ich ihn noch in frühester Jugend gekannt, und die Sitten und Eigentümlichkeiten seiner Bewohner zum Stoff meiner nächsten Arbeit zu wählen. Ich gestehe, daß ich mich aus freien Stücken nicht dahin entschlossen hätte, denn für erst ist es immer schwer, Leuten vom Fach zu genügen, und in dieser Sache ist jeder Münsterländer Mann vom Fach. Ich erinnere mich, daß einst ein sehr natürlich geschriebenes Buch in einer Gesellschaft vorgelesen wurde, die einen Soldaten, einen Forstmann, einen Gelehrten und einen Diplomaten in sich schloß; jeder war entzückt über alles, mit Ausnahme der Stellen, die jedes Fach betrafen. Der Soldat fand Schnitzer inWeiterlesenIch bin hier aufgewachsen bin und somit so sehr Herrin meines Stoffes wie keines andern

Die Launen des Publikums

Mit meinem literarischen Treiben geht es gut, Cotta hat mir, da ich seit einem Jahre nichts mehr an „Morgenblatt“ geschickt hatte, einen überhöflichen bittenden Brief geschrieben und ein Prachtexemplar der „Nibelungen“, Folio mit Holzschnitten, geschenkt. Hierauf habe ich ihm den Verlag eines Bandes neuer Gedichte, dem auch die ältern zum Teil einverleibt sind, angeboten. Als Antwort hat er mir erst weitläufig auseinandergesetzt, wie wenig oder nichts er andern, selbst Uhlanden oder Lenaun, für erste Auflagen gegeben habe und sich dann zu 500 Tlr. für die erste Auflage verstanden und für jede der späteren 1000 Tlr. in Aussicht gestellt, obwohl der Kontrakt nur auf eine Auflage von 1200 Exemplaren lautet, und zwar auf meinen eigenen Wunsch, da ich eine vielleicht momentaneWeiterlesenDie Launen des Publikums

Ich spanne Stricke an für den Schützling Levin

(…) Was sagen Sie dazu, daß ich Ihrem Manne schreibe? So geht’s, Elise, wenn man zu arglos ist! Sie tun Ihre frommen Augen lange nicht weit genug auf. Warum lassen Sie so gefährliche junge Personen in Ihr Haus? (…) Aber ernstlich, liebes Herz, geben Sie den einliegenden Brief Ihrem Herren Gemahle, er betrifft unseren guten Schücking. Mit Hassenpflug das ist leider nichts. Er hat mein Schreiben erst ganz vor kurzem vorgefunden, als er, nach einer längeren Abwesenheit, zurückkehrte, und war schon vorher längst mit einem Sekretär versehen. Artigkeiten hat er genug geschrieben, sein Brief schwimmt in Freundschaft und Erinnerungen, doch was nutzt mir das? Ich weiß nun zwar, daß er sich Schückings gelegentlich erinnern wird, aber wann? Das könnte dochWeiterlesenIch spanne Stricke an für den Schützling Levin

Diese fast fieberhafte Unruhe  

(…) Es geht jetzt in Münster ein, wie man sagt, sehr hübsches Gedicht auf den westfälischen Frauenverein herum, wovon man mich mit aller Gewalt zur Verfasserin machen will; ich muß mich überall mit Händen und Füßen gegen dies ungerechte Gut verteidigen und werde es zu bekommen suchen, weil doch meine Eitelkeit ein wenig dabey interessiert ist zu sehen, wessen Geistes Kind es sei. Einige legen es auch der Madame Schücking, Ihrer Cousine, zu; sollte dies so sein, so interessiert es mich doppelt, sowie alles, was von diesem herrlichen und seltenen Weibe kömmt, zu der ich eine so eigne und innige Hinneigung fühle, daß ich sie bey unsrer geringen Bekanntschaft durch ihre mannigfaltigen schönen und anziehenden Eigenschaften kaum erklären kann. VielleichtWeiterlesenDiese fast fieberhafte Unruhe  

Kaum Zeit zum Dichten

(…) Machen Sie damit, was Sie wollen, d. h. drucken Sie es oder nicht; ich mache gar keine Prätensionen mit diesen Gedichten, die in einem Wirrwarr gemacht sind, wie ich desgleichen nie erlebt und nie wieder zu erleben hoffe. Seit zwei Monaten, wo der Onkel so weit hergestellt ist, daß er täglich einige Stunden Besuch ertragen kann, ist’s hier zum Schwindligwerden. Alle Tage 3–4 Besuche und jeder 3–4 Mann stark: neun verwandte Familien, vier benachbarte, nebst diversen Pastoren, die sich alle einbilden, jede Woche wenigstens einmahl nachsehn zu müssen, wie die Besserung fortschreitet. Der Onkel hat’s bequem: sobald ihm der Lärm zu arg wird, zieht er sich als Rekonvaleszent in seine Privatzimmer zurück, wohin niemand folgen darf; aber Mama undWeiterlesenKaum Zeit zum Dichten

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