(…) In meinem Weinberge hat es heuer wenige und essigsaure Trauben gegeben. Alles verregnet! Doch elf Ohm Wein gemacht, gleich von der Kelter den Ohm zu 17 Gulden verkauft und somit, nach Abzug aller Kosten des Jahres, doch noch gegen sechzig Taler reinen Überschuß. Immerhin noch ein schöner Zins von 400 RT.! Und zwar in einem völligen Mißjahr. Ein gutes oder nur leidliches habe ich noch nicht gehabt. Das vorige war bekanntlich auch sehr schlecht, aber doch besser und hat mir 95 RT. reinen Ertrag gebracht. Wenn das am dürren Holze geschieht, so sind mir wirklich einige sanguinische Hoffnungen auf das grüne wohl zu verzeihen.
Zwar habe ich eigentlich nichts davon, da ich, etwas voreilig generös, mich sogleich aller Vorteile begeben, zum Besten der Zwillingsmädchen, denen das kleine Besitztum dereinst zufallen soll. So sind Verwaltung und Ertrag gänzlich in Jennys Händen, die letzteren zur Verbesserung und Vergrößerung des Grundstücks verwendet, eine zwar nur mündliche, aber doch selbstgemachte Anordnung, von der es mir, außer im höchsten Notfalle, doch etwas sehr schimpferlich wäre, abzugehn.
Den einzigen Vortheil für mich könnte mir vielleicht dereinst das Häuschen bringen, wenn eine traurige, aber doch endlich unausbleibliche Veränderung meiner Lage mich nöthigen sollte, Rüschhaus zu verlassen, wo ich dann jedenfalls zu alt und krücklich sein würde, um mich zwischen dem jungen Schwärm in Hülshoff heimisch zu fühlen. (…)
Nette hat unerhörtes Glück, sie hat 13 1/2 Ohm 10 Maß Wein gemacht, den ich gleich verkauft habe für 17 Gulden p. Ohm, was für dieses Jahr ein sehr guter Preis ist, wie jeder sagt, Laßberg hat im Verhältnis seiner Reben nur halb soviel gemacht.
An Therese von Droste, Meersburg, 6. November 1845