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Mein ganzes liebes Zusammenleben mit mir selbst

(…) Ich bin auf dem Punkte, nach Hülshoff auszuwandern. Mein guter Bruder will es so und hat recht daran; denn so verführerisch, ich möchte sagen betäubend lieblich mein Klausnerleben auch ist, so ist es doch allerdings nicht geeignet, jemanden, der sehr an den Nerven und noch mehr an Apprehensionen[1]Apprehensionen: Ängsten leidet, wieder zurechtzuhelfen. Also in Gottes Namen! Ich schicke den „Helmut“ mit vielem Dank zurück; er hat mir viel genutzt; so geschwind er sich von der Sache abmacht; denn mein Wissen war hier wieder gar arges Stückwerk, ohne Ordnung und System, rein Aufgeschnapptes! und es hat mich sehr gefreut, endlich einmahl etwas, wenn auch Kurzes, doch Gründliches darüber zu lesen. Die beiden Lateiner nehme ich mit, ich stecke mitten darin,WeiterlesenMein ganzes liebes Zusammenleben mit mir selbst

1000 Schritte von meinem Kanapee

Mein lieb Herz! Jetzt müssen Sie doch wohl wieder zu Hause seyn. Ich bin richtig hier geblieben, im strengsten Inkognito, was auch höchst nöthig war, denn ich bin schändlich krank geworden. Vorher hatte ich nicht Zeit dazu, aber jetzt habe ich ein ganzes Jahr voll Kummer, Sorge und Aerger nachzahlen müssen. Zudem war mein Homöopath verreißt, ist erst vor einigen Tagen rückgekehrt, und ich habe mich solange allein durchgebissen – ganz heimlich, besonders vor den Hülshofern, um den Clövekorns, Wörlitzens et cet. zu entgehn. Schade, daß der Bönninghausen eine Frau hat, er würde mich sonst gewiß nehmen, wenn nur ein Funken Dankbarkeit und Edelmuth in ihm ist. Jetzt aber wird Niemand nehmen und hat genommen als ich – nämlich vorgesternWeiterlesen1000 Schritte von meinem Kanapee

Ich kann nicht reisen

(…) ich gehe nicht mit nach Meersburg, so äußerst fatal es mir auch ist, Mama allein mit Marie reisen zu lassen, aber ich kann nicht, und Mama will es deshalb auch nicht. Ich bin krank, obwohl wenig leidend, weniger als sonst, aber es sind Umstände da, die durchaus beseitigt werden müssen. Ich kann z. B. gar nicht gehn, nicht zweymahl unsern kleinen Garten entlang, ohne daß mir das Blut dermaßen zu Kopfe steigt, daß ich zu ersticken meine, und Fahren geht auch nicht viel besser, eine Stunde Weges (z. B. von hier bis Hülshoff) ist hinlänglich, daß ich mich dann gleich zu Bette legen muß und die ganze Nacht wie im Fieber liege. Ich habe wohl schon lange gemerkt, daßWeiterlesenIch kann nicht reisen

Werner fängt Ökonomie an!

(…) Ich sitze hier seit vierzehn Tagen ganz, ganz still, daß man es ja in Münster nicht merkt; denn nur unter dieser Bedingung hat Mama mir erlaubt, hierzubleiben. Sie fürchtete sonst Unkosten und Klatscherei; ich weiß nicht, was am meisten. So meint jedermann, ich sei wenigstens für gewöhnlich in Hülshoff, wo ich es aber, die Wahrheit zu sagen, nur wenige Tage aushalten konnte. Der Lärm, nein, ich sage zu wenig: das Geheul, das Gebrüll der Kinder könnte den stärksten Menschen verrückt machen, wieviel mehr mich mit meinem armseligen Ohrweh: denn du mußt wissen, daß ich erst seit zwei Tagen frei davon bin. Du kannst denken, wie meine Nerven herunter sind. (…) Denn – denk dir meinen Kummer – Werner fängtWeiterlesenWerner fängt Ökonomie an!

Ach, Grillen habe ich viele

(…) Auch den Walter werde ich mitbringen! Erschrecken Sie nicht! Es sind nur einzelne Stellen, etwa in jedem Gesange drei oder vier Strophen, die ich Sie nochmals anzuhören bitte. Es kömmt mir fremd an, zu sagen, daß eine meiner Arbeiten von einem meiner Freunde zu scharf beurtheilt ist; denn Freundes Urteil ist sonst nur allzu milde und hat manches gute Talent verdorben. Doch waren wir damals noch nicht bekannt miteinander, und ich wünschte, Sie könnten sich, sobald ich das Heft zur Hand nehme, denken, es sei von einem andern. Das Gedicht ist im ganzen sehr mißglückt und matt, im einzelnen aber nicht immer. Ich arbeite jetzt nichts, gar nichts, so gern ich dran möchte; die Tage sind zu kurz undWeiterlesenAch, Grillen habe ich viele

Unser Hülshoff liegt öde

(…) mein Bruder Werner wohnt jetzt auch in der Stadt, die öftere Kränklichkeit seiner Frau und Kinder haben den Vorwand dazu hergeben müssen — ich glaube, hätte er gradezu gesagt, er langweile sich auf dem Lande, so wäre er der Wahrheit am nächsten geblieben. Meine Schwägerin zeigt sich noch fortwährend als ein gutes harmloses Geschöpf, und die Kinder sind gesund und gutmüthig, obgleich übrigens weder sehr hübsch noch sehr lebhaft — das erstere hätte man wohl hinsichtlich der beiden Eltern erwarten können. Unser liebes Hülshoff liegt somit jetzt öde — es sind zwar ein paar Leute dort geblieben, um Garten und Haus einigermaßen in Ordnung zu halten, aber man weiß wohl, wie es mit unbewohnten Gütern geht; Werner hat soWeiterlesenUnser Hülshoff liegt öde

Dummes Zeug aus der Leihbibliothek

(…) wir leben übrigens so still und angenehm für uns hin wie immer, Jenny malt recht viel und macht die übrige Zeit feine Handarbeiten, Ludowine ist uns ein sehr liebes und angenehmes Mitglied, sie ist, wenigstens hier, sehr nachgebend, und immer guter Laune, das letzte ist mir ungeheuer viel wert, denn ich bin wohl zuweilen traurig, aber wenigstens in zehn Jahren nicht mehr übler Laune gewesen (als Kind habe ich mich mehr damit abgegeben) und es gibt wohl keine fatalere Lage, als in der ein Gutlaunigter steckt, wenn er mit einem Übellaunigten in einem Zimmer ist, und weder hinaus gehn kann noch aus Furcht, den andern zu ärgern, wie sonst sprechen und lachen darf. Ich selbst habe diesen Winter nurWeiterlesenDummes Zeug aus der Leihbibliothek

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