(…) Erst gestern abend hier angekommen, und mit einem Kopfweh, von dem mir die Augen überlaufen, schreibe ich Ihnen doch schon heute, um die Realisierung des Wechsels nicht aufzuhalten, da die Bestätigung meines Meersburger Kaufs noch immer sich verzögert, und es deshalb möglich wäre, daß das Geld noch grade recht zum Zahlungstermine käme, was mir sehr angenehm wäre, weil sonst Laßberg für mich eintreten muß.
Beeilen Sie deshalb, ich bitte, die Auszahlung und Absendung möglichst; Jenny wünscht dieses auch. Leider sehe ich eben, daß ich bey Endossierung[1]indossieren: gegenzeichnen des Wechsels statt „Rüschhaus bey Münster“ bloß „Rüschhaus“ geschrieben habe; ich hoffe, das bringt doch keine Schwierigkeiten? Jedenfalls ist’s nicht mehr zu ändern. (…)
PS. Wenn meine Gedichte sollen rezensiert werden, so ist’s allerdings besser, wenn dies von einem andern als Sie ausgeht.
↑1 | indossieren: gegenzeichnen |
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Von Tag zu Tag habe ich der Ankunft Ihrer Gedichte entgegengesehen, mein liebes und treues Mütterchen, um sie mit meinem Briefe begleiten zu können; endlich sind sie denn auch angekommen – aber in so dickem Paket, dass ich, um Ihnen das Porto zu ersparen, sie durch Buchhändlergelegenheit an Sie habe abgehen lassen. Herr v. Cotta hat nämlich wieder den Generösen gemacht und Ihnen nicht allein 16 Freiexemplare, sondern auch obendrein Herders ausgewählte Werke in einem Bande und Uhlands herrliche Volkslieder geschickt, die Ihnen gewiss ungeheure Freude machen, wie sie denn wirklich ganz was fürtreffliches sind! Ich habe mir erlaubt, das Paket an Sie zu eröffnen und herauszunehmen
1. 4, sage vier Exemplare Ihrer Gedichte, wovon ich zwei an Herrn v. Laßberg und Ihre Schwester senden werde.
2. den Wechsel von 875 Gulden, den ich Ihnen hierbei einliegend überschicke, damit Sie, weil er auf die hiesige Verlags-Expedition Cottas lautet, ihn auf mich indossieren, wonach ich den Betrag hier ausgezahlt erhalte und an Ihre Schwester nach Meersburg schicke. Haben Sie deshalb die Güte, auf die Rückseite desselben zu schreiben: „Für mich an die Ordre des Herrn L. Schücking. Rüschhaus bei Münster, den … September 1844 Annette v. Droste“. …
Die Rezension Ihrer Gedichte in der „Allgemeinen Zeitung“ werde ich wohl nicht selbst schreiben, aber dafür sorgen, dass jemand anders, der ein kompetentes Urteil hat, es übernimmt: vielleicht Gustav Kühne. Glauben Sie nicht auch, dass es besser ist?
So viel von Geschäften – und nun zu was andrem: Wie geht es Ihnen, mein liebes Mütterchen, was machen und schreiben Sie, wie bekommt Ihnen Westfalen und Rüschhaus und die Luft des Sonnenbusches und Ihre stille sonnige Einsamkeit? Jetzt muss es wunderhübsch da sein: Besonders im Herbst ist das Land schön und dann sehn‘ ich mich hinaus, dass ich es kaum aushalte in den Mauern einer Stadt …
Augsburg, 16. September 1844
Ich schreibe Ihnen diesmal nur, um Ihnen kurz den richtigen Empfang Ihres Briefes und des Wechsels anzuzeigen; der letztere ist abgegeben, und übermorgen, am 9ten Oktober, wird das Geld ausbezahlt und nach Meersburg abgehen. …
Gestern Morgen war Zedlitz bei uns; er war ganz außer sich vor Entzücken über Ihre Gedichte, Frau v. Binzer säße zu Hause darüber mit Tränen in den Augen, sagte er. Er war sehr bereit, eine Besprechung derselben für die „Allgemeine Zeitung“ zu übernehmen, und ich habe ihm zu dem Ende ein Exemplar geschenkt. …
Außer Ihren Gedichten wird die Welt mit dem „Glaubensbekenntnis“ Freiligraths und „Neuen Gedichten“ von H. Heine beschäftigt sein. Was sagt man bei Ihnen zu Freiligrath? Ich höre noch immer nichts von ihm. Wollen Sie nicht jetzt ein paar Zeilen an Cotta schreiben, um ihm für seine Bücher und seine Bemühung, Ihre Gedichte in Zug zu bringen, zu danken?