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Auszug aus Hülshoff

(…) Die Spiegel und Mamas schönes Bild erhältst Du durch Ueberbringer dieses, und heute nachmittag kömmt noch zweymahl Gelegenheit, erstlich Klemens, der einen Hasen und ein Huhn bringt und der zugleich Deine kleine Uhr trägt, und endlich ein Wagen, der alles Uebrige bringt, was noch hier ist. Nur mit einigen Punkten steht es schlimm. Erstlich die Stangen vom Wilkingheger Bett. Davon wußte wenigstens gestern noch niemand recht Bescheid, was aus ihnen geworden. Wenn sie also um das Fremdenbett vielleicht gehören, so rath ich Dir, vorläufig Deine oder meine zu nehmen, denn ich kann Dir nicht dafür stehn, ob sie sich gegen dieses Nachmittag oder überhaubt finden.

Ferner will Jennchen durchaus keine Gemüsekörbe abgeben; sie behauptet, daß kein einziger da wär‘, der nicht schon immer dagewesen, und diese wären obendrein alle entzwey, so daß sie selber neue nötig hätten; die Wilkingheger Körber müßten, wenn sie nicht in Rüschhaus wären, alle wieder mit Koppenraths Sachen nach Wilkinghege gekommen sein, und da würden sie ja wohl zurückgeschickt werden. ich glaube, daß es am besten ist, daß wir uns selber welche kaufen. Wenn Du aber durchaus Dir nicht zu helfen weißt, so schreib es mir, so soll doch einer auf dem Wagen mitkommen, den sie uns vorläufig wenigstens leihen. Trutchens Bügelbrett kömmt mit, obschon Drückchen sich anfangs sehr dagegen setzte, weil das Wilkingheger nach Rüschhaus gekommen wär‘; ich sagte aber, Trutchen wolle gern ihr eigenes haben, damit sei sie es besser gewohnt. Du mußt nun aber ja dafür sorgen, daß das andere wieder mit zurückkömmt, sonst glaube ich wahrhaftig, sie ist kapabel, mir gleich etwas ganz Unnöthiges zu waschen, damit sie mir kann davonlaufen kommen und klagen, sie hätte kein Bügelbrett.

Mama wird durch Niehues abgeholt. — von unsern Pferden ist, nämlich, eins etwas lahm, und Werner ist, grade am Freitag, mitsamt seiner Frau, nach Münster geladen, — gerichtlich — nämlich — ich glaube, wegen der Ehpakten, und des Besitztitels. – Mit dem Wagen, diesen Nachmittag, wird hoffentlich alles, was wir an Meubles und Kleidungsstücken haben, mitkommen können. — Nur viele Blumen bleiben, freylich, noch hier, – und mein Flügel, der, von Morgen an, hier ganz umsonst steht, und, im Gegenteil, sehr gut in Rüschhaus wär, — aber, wenn er gefahren würde, so machte er allein ein Fuder, und sie behaupten alle gar, er müsse getragen werden, — das will viel Anstalt geben, und ich weiß noch nicht, wie wir dazu kommen! — auch müssen vielleicht die alten Samethüte, und etwa ein Strohhut zurück bleiben, da ich jetzt Freitag, nicht fahren kann, sondern zu Fuß komme.

Wann die Fremden nach Rüschhaus kommen, davon ist noch die Rede nicht gewesen, doch glaube ich, bald, wenn Mama zurück ist; — Ich bin eben herunter gewesen, und nun muß ich einige Zusätze machen. — erstlich, so kommt das schöne Bild nicht mit, ich will es morgen selbst in meiner Hand, herüber tragen, — dann will ich auf der Stelle, bey Clemens Enking ein paar Körbe bestellen, und hoffe, daß gegen morgen einer fertig wird. — ich kann morgen abend erst spät, oder vielleicht gar erst übermorgen früh kommen, denn da Werner und Line morgen nach Münster gehn, so kann ich nicht eher fort, bis sie zurück sind. — Spiegel wirst du wohl nur zwei erhalten, Werner, meint, man könnte nicht mehr auf einmahl tragen. – Werner meint, daß der Flügel doch wohl könnte gefahren werden, da der Verschlag noch vorhanden ist, worin er gekommen. – Adieu

deine Nette

Hülshoff, Ende September/Anfang Oktober 1826

Am 25. Juli 1826 stirbt unerwartet der Vater Clemens-August von Droste-Hülshoff. Der älteste Sohn Werner, der mit seiner Frau auf Gut Wilkinghege lebt, übernimmt als Alleinerbe Burg Hülshoff. Therese von Droste siedelt mit ihren beiden Töchtern Annette und Jenny in den wenige Kilometer entfernten Witwensitz Rüschhaus über. Der Umzug scheint nicht ohne Auseinandersetzungen um den Hausrat abgelaufen zu sein.

1 Kommentar im Kontext dieses Briefes

  1. Ein großes, altmodisches, mit schwarzer Serge überzogenes Kanapee, ein braun angestrichener Tisch, ein Paar Rohrstühle und ein altes Klavier … bildeten die Einrichtung; es konnte nichts geben, was mehr geeignet war, die allereinfachsten Lebensgewohnheiten anzudeuten.
    <b<Aus: Annette von Droste. Ein Lebensbild, 1862

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