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Nach 100 Jahren

möchte ich gelesen werden …

Wie die Bornstedt nie schreiben wird

(…) Die Bornstedt überschüttet mich fortwährend mit Briefen und Gefälligkeiten, und ich sehe sie, wenn ich mal (sehr selten) nach Münster komme, obgleich sie mir, unter uns gesagt, immer weniger gefällt. Ich fürchte, ihre Frömmigkeit ist großenteils Poesie und Phantasie, obgleich sie wirklich den besten Willen hat, aber sie steckt voll halb berlinischer, halb französischer Schwächen und erinnert mich unzähligemal an die Gauthier. Schücking möchte ich gern wohlwollen, da ich weiß, daß er mich seiner seligen Mutter so ähnlich findet, was ihm in seiner Verlassenheit ein großer Trost ist und mich rührt, und da er zudem ein so rein moralischer, gescheuter und gelehrter Mensch ist, aber es wird mir schwer, er ist mir gar zu lapsig, weibisch, eitel, erinnert michWeiterlesenWie die Bornstedt nie schreiben wird

Freut’s meinen Jungen nicht?

(…) Sie sehn wohl schon aus meinen Federzügen, lieb Kind, daß ich wenigstens teilweise hergestellt bin; der Aufenthalt in Münster hat mir sehr wohl getan, was ein halbes Wunder ist, unter den täglichen Erschütterungen, die ich am Sterbelager und Sarge des guten Täntchens mit Elisen teilte. Ich tat mir über Macht Gewalt an und dachte, der hinkende Bote würde nachkommen; statt dessen hat diese Widersetzlichkeit gegen mein Nervenübel es gleichsam in Konfusion gebracht, die so übel behandelten Anfälle sind es müde geworden, wieder zu kommen, und jetzt bin ich wohl noch schwach, schändlich reizbar, aber doch nicht eigentlich krank mehr. Freut’s meinen Jungen nicht? Es ist mir ordentlich ein Fest, es ihm zu schreiben, da ich weiß, wie mir zumuteWeiterlesenFreut’s meinen Jungen nicht?

Alles andre ist fortan nur Zugabe

(…) Lachen Sie nicht über die wahrscheinlich ungehörige Aufschrift dieses Briefes, mein guter Levin; Sie haben vergessen, mir Ihre Augsburger Adresse zu geben, und da ich nicht denken kann, daß nach so kurzem Aufenthalte der „Levin Schücking“ allein ausreichen sollte, muß ich versuchen, ob der „Redakteur“ mir durchhilft. Warum ich Ihnen so lange nicht geschrieben? Liebes Kind, zwischen Ihren zwei ersten und dem letzten Briefe liegen zwei Reisen, zwei Krankheiten und Geschäfte so ernster und anhaltender Art, wie ich nie daran gewöhnt und deshalb doppelt ungeschickt und von ihnen beschwert war. Nehmen Sie dazu, daß ich schweren Herzens Sie an der Katastrophe Ihres Schicksals sah, mit dem Gefühl, bey meiner durchaus oberflächlichen Kenntnis aller äußern und innern Verhältnisse, kein WortWeiterlesenAlles andre ist fortan nur Zugabe

Jedenfalls sind wir sie los

Allein zu lesenVon der Bornstedt kann ich Dir eine lange Cantelaine erzählen, sie schreibt zuweilen ihrer letzten Hauswirtin, Madame Glaß, und vor 6—8 Wochen kamen lamentable Briefe, „sie sei in Luzern jetzt ebenso melancholisch wie in Münster, die Schweizer seien geldgierige Leute, und die Verwandten ihres Nikolaus türmten Hindernisse auf, er selbst aber halte fest in treuer Liebe“ – gleich darauf ein zweiter Brief – „Es sei ein Familienrat gehalten, und da man heraus gebracht, daß sie kein bestimmtes Einkommen besitze, werde wohl aus der Heurat nichts werden können, und sie nach Münster zurückkommen“ – Du kannst dir den allgemeinen Schrecken nicht denken! Es war wirklich lächerlich! Wo man nur einem Bekannten begegnete, da hieß es gleich „Um Gotteswillen! habenWeiterlesenJedenfalls sind wir sie los

Über Jennys Fehlgeburt

(…) Von Jenny hat Mama gestern einen Brief. Sie hat einen Umschlag gehalten und ist sehr traurig darüber, übrigens aber schon fast hergestellt. Das Kind hat noch nicht gelebt und ist erst von vier Monaten gewesen, so sehr hat sie sich in der Zeit verrechnet. Sie schreibt, es ginge ihr näher als wir wohl dächten; ich kann es mir aber wohl denken und wollte, wir wären jetzt bey ihr. (…)

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