(…) Von Jenny hat Mama gestern einen Brief. Sie hat einen Umschlag gehalten und ist sehr traurig darüber, übrigens aber schon fast hergestellt. Das Kind hat noch nicht gelebt und ist erst von vier Monaten gewesen, so sehr hat sie sich in der Zeit verrechnet. Sie schreibt, es ginge ihr näher als wir wohl dächten; ich kann es mir aber wohl denken und wollte, wir wären jetzt bey ihr. (…)
…überhaupt ist’s hier doch viel besser [als in Eppishausen], ich weiß gewiß liebe Nette, daß du 10mal lieber hier sein würdest, die Leute sind ganz anders als die Schweizer, und fast wie bei uns die Bürger in Münster, sehr höflich, viel gebildeter als im Thurgau, nicht neugierig, aber freilich nicht so religiös als bei uns … ich freue mich darauf liebe Nette wenn du mal zu uns kommst, dann ist auch der Hof in einen Garten verwandelt, wovon ich mir viel Freude verspreche, weil doch der Weg an den Berg etwas beschwerlich ist.
Mit meiner Gesundheit geht es wieder ganz gut, und alle wundern sich wie ich so schnell wiederhergestellt bin, und wie sonst in Wind und Wetter gehen kann, es ist ein Glück dass ich so eine feste Gesundheit habe, aber ich will es nicht überrufen, sondern Gott dafür danken.
Meersburg, 16. Dezember 1839