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Nach 100 Jahren

möchte ich gelesen werden …

Welches Ende nimmt’s mit Freiligrath?

(…) Mit der Rezension bin ich sehr zufrieden; mehr wie zufrieden; überrascht und geblendet, da ich sie, nach den vorläufigen Andeutungen meiner Mutter, für beynahe schlimm halten mußte. Was kann ich mehr erwarten! Das Lob schwimmt ja durchaus oben, und der wenige saure Bodensatz ist ja so milde eingeschmuggelt, daß ich immer denken, Zedlitzens Bekanntschaft mit Schückings hat auch eben nicht geschadet. Die Proben sind zwar allerdings weder glücklich gewählt noch glücklich ans Licht gebracht. In der ersten („An die Schriftstellerinnen“) fehlt einmahl (4te Strophe) eine ganze Zeile, und zuletzt wird die „Gattin“ einer sehr wunderliche „Göttin“. Aber das ist ein Malheur und keine Schuld. Über Freiligrath geht’s arg her, zwar nicht ärger als er verdient, aber dennoch dauert erWeiterlesenWelches Ende nimmt’s mit Freiligrath?

Mein ganzes liebes Zusammenleben mit mir selbst

(…) Ich bin auf dem Punkte, nach Hülshoff auszuwandern. Mein guter Bruder will es so und hat recht daran; denn so verführerisch, ich möchte sagen betäubend lieblich mein Klausnerleben auch ist, so ist es doch allerdings nicht geeignet, jemanden, der sehr an den Nerven und noch mehr an Apprehensionen[1]Apprehensionen: Ängsten leidet, wieder zurechtzuhelfen. Also in Gottes Namen! Ich schicke den „Helmut“ mit vielem Dank zurück; er hat mir viel genutzt; so geschwind er sich von der Sache abmacht; denn mein Wissen war hier wieder gar arges Stückwerk, ohne Ordnung und System, rein Aufgeschnapptes! und es hat mich sehr gefreut, endlich einmahl etwas, wenn auch Kurzes, doch Gründliches darüber zu lesen. Die beiden Lateiner nehme ich mit, ich stecke mitten darin,WeiterlesenMein ganzes liebes Zusammenleben mit mir selbst

Lob von Menschen, welche nicht tadeln können

(…) Nun noch etwas von meinem Treiben und Wirken, an meinem Trauerspiele habe ich bis vor zwey Wochen noch immer fortgeschrieben, und werde auch jetzt wieder dabey anfangen, es geht etwas langsam, aber doch hoffe ich es gegen den Frühling fertig zu bekommen, ich wollte es stände sogleich auf dem Papiere wie ich es denke, denn hell und glänzend steht es vor mir, in seinem ganzen Leben, und oft fallen mir die Strophen in großer Menge bey, aber bis ich sie alle geordnet und aufgeschrieben habe, ist ein großer Theil meiner Begeisterung verraucht, und das Aufschreiben ist mir bey weitem das Mühsamste bey der Sache, doch kömmt es mir vor, als ob sich meine Schreibart besserte, dies sagen mir auchWeiterlesenLob von Menschen, welche nicht tadeln können

Ein See von Träumen

(…) Ich brüte jetzt über einem Stoff zur dritten Erzählung für unser Buch, um doch ans Werk zu kommen, bis ich der nötigen Notizen über Belgien für die zweite (als erste soll ja die „Judenbuche“ gelten) habhaft geworden bin, und dichte zwischendurch etwas für den Cölner Schlingel, falls er auf unseren Vorschlag eingehen sollte – Gott gebe es, obwohl mir die Novelle passender für ein Taschenbuch scheint, da es mitunter schwer sein möchte, sie in die nötigen Abschnitte zu teilen, deren jeder doch seinen bedeutenden Fortschritt der Geschichte und spannende Punkte enthalten müßte. Ich glaube, wenn es mit dem Cölner nicht geht, könnte man es noch immer mit einem Taschenbuch (z. B. der Cornelia, wenn die noch existiert) versuchen. …WeiterlesenEin See von Träumen

Ich frisiere an einer geistigen Schwanzperücke

(…) Von Schlüterchen habe ich vorgestern einen sehr herzlich gemeinten, aber grausam hölzernen scherzhaften Brief in Versen bekommen. Es ist komisch-rührend, auf diesem Meere von Güte und wahrer Kindlichkeit den Philisterzopf so stattlich herumsegeln zu sehn! Die lieben Leutchen denken, ich sei sterbenskrank, weil ich, meiner noch immer hartnäckigen Geschwulst im Ohre wegen, nicht ausgehen kann, und wollen mich nun mit auserlesenen attischen Scherzen erheitern. Ich habe noch nicht darauf geantwortet, will aber nächstens daran und frisiere schon an einer geistigen Schwanzperücke.(…)

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