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Ich kann mich noch nicht daran gewöhnen, daß meine Alte fort ist

(…) Hier ist alles wohl, nur ich habe viel Trübsal gehabt: schon vom Dampfboot einen Husten mitgebracht, meine liebe alte Amme sehr kümmerlich gefunden; nach einigen Wochen brach die Brustwassersucht völlig bey ihr aus, und seitdem habe ich ein Leben gehabt, wie ich es keinem Türken gönnen möchte, Tag und Nacht das Jammern gehört, und das Elend vor Augen. Mama wollte mich umquartieren, aber die Köchin, die neben der Alten schlief, hatte einen gar zu festen Schlaf und konnte es auch der Alten nicht recht machen; so setzte ich es durch, unten zu bleiben. Es ist überstanden, aber es war eine harte Zeit, vom Ende Oktobers bis zum 23sten Februar, wo wir meine gute Alte begraben haben. Mama brachte michWeiterlesenIch kann mich noch nicht daran gewöhnen, daß meine Alte fort ist

Wie machen es manche, so frisch zu bleiben?

(…) Meine Hausgenossen sind gestern ausgeblieben, ob sie noch in Hülshoff stecken oder in Münster – vielleicht bey Ihnen – weiß Gott. Sie hatten beide Touren vor, wollten aber gestern abend damit fertig sein. Die Hanne macht hier bonne mine au mauvais jeu. Ich glaube, sie findet Rüschhaus schauderhaft einsam, und hat sich wohl unter einem Landleben so nahe bey Münster ganz was anderes gedacht, eine Art Gartenhausparade, wo man die ganze Stadt vorüber- und die halbe hineinziehen sieht. Zudem hat sie sich mich wie mit einem Lichterkranz gelehrter Freunde umsteckt gedacht, wo sie ihre Lampe nicht übel leuchten zu lassen hoffte, und so oft ich in Abbenburg eines Bekannten erwähnte, war gleich die Antwort da: „Mich soll wundern, wieWeiterlesenWie machen es manche, so frisch zu bleiben?

Hier! Hier! Nur hier!

(…) Gleichgültig bin ich Ihnen vorgekommen? Lieb Lies! Das Herz hätte mir springen mögen, daß ich Sie wieder hatte in meinem eigenen Rüschhaus (in dem für uns so viele Geister umgehn,) und daß ich dabey denken mußte, vielleicht noch einmahl so; und nachher, was Gott will und ein rundes Jahr so gnädig ist uns übrig zu lassen; aber ich werde leicht schroff, wenn sich die Bewegung in mir zum Unerträglichen steigert. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie mir ist! Ich genieße jedes Abendrot, jede Blume im Garten wie eine Sterbende. Die letzte Schweize Rreise hat mich zuviel gekostet! Wären Sie nur die drei Wochen noch hier! Wir wollten keine Minute verkommen, keinen Schmetterling unbemerkt fliegen lassen, und für ein ganzesWeiterlesenHier! Hier! Nur hier!

Wir husten uns durch die Konjugation

(…) Liebe Jenny, es ist hier ein Wetter, so schön, warm und ungesund wie möglich, Schneeglöckchen und gelber Helleborus blühen schon seit drei Wochen, Nußkätzchen sind verblüht, Erlenkätzchen in vollem Flor, und die sämtliche Menschheit hustet sich durch die ganze Konjugation – ich huste, sie hustet, er hustet, wir husten, sie husten, aber ich hoffe du hustest und ihr hustet nicht. Ich habe greulich daran müssen diesen Winter, was den besagten Husten anbelangt, und laboriere noch daran, bin aber nicht, wie sonst, von Herzen krank dabey gewesen, folglich auch nicht von Kräften gekommen, und somit ganz zufrieden. Mama macht eine Ausnahme im Hause und hustet nicht, ist überhaubt sehr wohl, bis auf das Herzklopfen, was noch immer nicht weichen will,WeiterlesenWir husten uns durch die Konjugation

Die Welt kömmt mir seitdem gewaltig nüchtern vor

(…) Wie es mir geht? Jetzt schon gut; ich habe mich wieder ins Klima eingeübt, qualifiziere mich täglich mehr zur Schnelläuferin, gehe ganz bequem in einem Tage nach Hülshoff oder Münster und zurück und setze alle außer Atem, die Schritt mit mir halten müssen. Qu’en dites-vous? Ich denke, die achtundachtzig Jahre, die Sie mir angewünscht haben, werden mir wirklich nach und nach auf den Rücken steigen. Was soll ich Ihnen von meiner Lebensweise sagen? Sie ist so einförmig, wie Sie sie kennen und sie mir grade zusagt: Rüschhaus in seiner bekannten melancholischen Freundlichkeit, im Garten die letzten Rosen, die mich immer rühren, wenn ich denke, wie ich sie Ihnen vor nun schon zwei Jahren beym Abschiede gab, als Sie IhrWeiterlesenDie Welt kömmt mir seitdem gewaltig nüchtern vor

Wo sind die Zeiten hin?

(…) Nun komme ich zu etwas, was mir eigentlich am meisten auf dem Herzen liegt, weshalb grade ich es bis zuletzt verschoben habe, Deine Lage nämlich. Wüßtest Du es, wieviel ich an Dich denke, wie manche Stunde ich wach in meinem Bette liege und mich über Deine Zukunft zergrübele und zersorge! Levin, mein einziges geliebtes Kind, Du bist in sehr schlimmer Umgebung. Das Herz ist mir so voll, ich möchte dir so alles auf einmahl sagen, und doch ist’s am besten, ich warte ab, wie sich die Dinge gestalten; was nutzt’s Fälle zu erörtern, die vielleicht nicht eintreten! Aber ich fürchte, mit dem Tode der guten, wahrscheinlich totgequälten Fürstin weicht das letzte sittlich edle Bild, an dem sich eine ehrlicheWeiterlesenWo sind die Zeiten hin?

Wir haben unser Korn glücklich eingekriegt

(…) Ja, alte Mama, mir geht es nicht besser, ich mag nur nicht davon sprechen, weil es mir dann zu arg wird. Du weißt selbst, wenn ich auch zuweilen nichtsnützig bin, wenn Du da bist, so kann ich doch gar nicht ohne Dich sein. Ich setze mich drüber weg, so gut es geht, da es nun doch mal nicht anders ist, und denke jeden Sonntag: „Nun bin ich wieder eine Woche näher am Mai, aber es wird mir oft recht schwer. Deine Blumen besorge ich gut und will sie nachher Mariechen auf die Seele binden. Wir haben unser Korn alle glücklich eingekriegt und auch den Weizen noch vor der Regenzeit in die Erde, sonst sind hier viele Leute, die damitWeiterlesenWir haben unser Korn glücklich eingekriegt

Wie schreiblustig bin ich heut‘!

Ihr Brief, mein sehr lieber oder vielmehr mein liebster Freund, ist entweder in nicht angemerkten Zwischenräumen geschrieben, oder er hat, des täglichen Botenverkehrs nicht achtend, auf dem Wege von Ihrem Schreibtische in den meinigen sich noch einige gute und lustige Tage machen wollen, gleich einem streng gehaltenen Schüler, der auch mitunter einen Reisetag aus eigner Machtvollkommenheit zusetzt, wenn ihn die Zuchtrute des Vaters auf den Postwagen geleitet und drüben der Bakel des Magisters winkt. Kurz, in dürrer Prosa, ich habe Ihr vom Sonntage datiertes Schreiben erst heute, am Donnerstage, und zwar soeben, erhalten. Ach, mein Freund, wie traurig ist’s, wenn man sein Pfund vergraben muß! Wie schreiblustig bin ich heut! Welch eine Masse von Bildern, Gleichnissen, sogar Gedanken, die ichWeiterlesenWie schreiblustig bin ich heut‘!

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