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Wollte Gott, ich sähe so edel aus wie das Bild!

(…) Mein Konterfei ist und bleibt Dein eigen, mein lieb Herz, nur hängt die gute Elise so sehr daran, daß sie es nicht unkopiert abgeben will, und kann doch in diesem Augenblicke keinen Maler herbeyhexen. Die Wenning verändert sehr unter dem Kopieren und ist teuer dazu; es kann aber nicht fehlen, daß bald irgend ein vazierendes[1]vazierend: dienstfrei sein, Vakanzen haben. Genie einrückt, und dann, lieber Levin, wissen Sie selbst wohl, daß mich darnach verlangt, mich, wenigstens gemalt, mal wieder recht freundlich von Ihnen ansehn zu lassen; es ist mir ganz betrübt, wenn ich denke, Sie könnten vergessen, wie Ihr Mütterchen aussieht. Neulich traf ich bey der Rüdiger den neuen französischen Lion, M. Cherouit; das Bild wurde umher gezeigt, und MonsieurWeiterlesenWollte Gott, ich sähe so edel aus wie das Bild!

Adeles kranke Hände

(…) Von der armen Adele habe ich einen recht trüben Brief; sie ist noch in Bonn; Wolff, der ihr Übel immer am günstigsten beurtheilte und in einer Kur zu heben hoffte, hat jetzt leider diese Ansicht aufgegeben und schiebt sie von sich ab, wie die übrigen, dem Karlsbade zu. Ich fürchte mit ihr, daß an Heilung nicht zu denken ist, nur an Hinhalten, vielleicht Lindern, auf längere oder kürzere Zeit; es geht mir sehr nahe. Vielleicht kömmt sie auf einige Zeit nach Rüschhaus; Mama hat sie wenigstens dringend einladen lassen, und der Umweg ist unbedeutend; ich wünsche es natürlich sehr. Sie hat mir von eigner Hand ein wunderschön gemaltes Blatt geschickt, Randgemälde: ein Blumenkranz mit den zierlichsten Insekten durchsprenkelt, allesWeiterlesenAdeles kranke Hände

Die Bornstedt kömmt wieder!

(…) Denken Sie sich das Malheur: die Bornstedt kömmt wieder!! und ich möchte schreien wie Frau Kratzefoot im Reineke de Voß: „O waih, o waih, se is allerdinge do!“ Da ist sie zwar noch nicht, aber wir können sie jede Stunde erwarten, und ich glaube jetzt beynahe, daß sie schon lange im Klaren ist und nur gehofft hat, die desperaten Umstände durch eine vom Könige ersungene Pension noch heiratbar zu machen; Sie wissen, daß sie bey der Anwesenheit desselben sich in Neufchatel eingestellt, mit scharfen Rekommandationen dem General Pfuhl ein Gedicht übergeben, und dieser ihr dafür hundert Thaler vom Könige verschafft hat. Zum Dank dafür hat sie ihm jetzt einen groben Brief geschrieben: „So sei’s nicht gemeint gewesen! Was ihrWeiterlesenDie Bornstedt kömmt wieder!

Wie sind Sie mit der Gall bekannt geworden?

(…) Jetzt habe ich Ihnen soviel vorgeklatscht, lieber Levin, daß mir kaum Raum zu viel Lieberem und Nötigerem bleibt. Vorerst: Wollen Sie nicht mal einen kleinen offnen Zettel an Elise einlegen? Einen Brief erwartet sie nicht, und wünscht ihn wohl kaum, da die Korrespondenz, wie Sie selbst fühlen, vorläufig noch etwas Peinliches haben würde, und sie durch meine Briefe viel ungenierter au courant[1]au courant: auf dem Laufenden ihrer Lage bleibt, aber dieses wäre doch eine Freundlichkeit. Zwingen sollen Sie sich indessen nicht, beengt es Sie, so lassen Sie es. Dann eine Bitte, mein Kind, Du hast Deinen Brief zerissen, um mir das Herz nicht schwer zu machen, meinst Du, daß mir etwas schwerer auf dem Herzen liegen könnte wie dieWeiterlesenWie sind Sie mit der Gall bekannt geworden?

Augendienerei

(…) Ich wollte ein paar stille, gemütliche Stunden mit Elisen und Tante Ittchen zubringen, war im ordinärsten Kostüm, dabey noch verregnet und verpluddert – an der Treppe kömmt mir E. hastig entgegen, führt mich durch die Küche ins Kabinettchen, wo mir schon der französische Caquet vom Saale entgegen schallt, und bittet mich vom Himmel zur Erde nicht umzukehren, – Gott behüte! linksum kehrt Euch! – Tante Ittchen und Nanny Scheibler werden zur Hülfe gerufen, und ich fahre endlich in den Saal, grimmig wie eine wilde Katze, unter der Bedingung, mir Niemanden vorstellen zu lassen, und kein Wort französisch zu sprechen. So pflanze ich mich, möglichst weit ab, zwischen Tante Ittchen und Nanny Sch[eibler], drehe den ganzen Abend dem Franzosen denWeiterlesenAugendienerei

Sie könnte Levin gefährlich werden

(…) Nun aber, mein klein Herz, Sie sind mir böse gewesen? Das hat mich hintennach recht erschreckt. Lieber Gott! Ich bin so ungeschickt, so wenig gemacht, mit einem so zarten Wesen wie Sie zu verkehren, daß ich mich selbst prügeln möchte, wenn ich mich nur klüger damit schlüg. Mein lieb Tierchen, wenn ich dergleichen wie neulich sage, dann ist’s, aufrichtig gestanden, auch nur Eifersucht. Meine Liebe ist eben so empfindlich und viel tyrannischer als die Ihrige, ich möchte Sie gern sehr an mich reißen, und wenn mir dann einfällt, wieviel tiefer in der Natur gegründet andere Ansprüche sind, wie ich mir vernünftigerweise gar nicht einbilden darf, ihnen die Waage zu halten, dann kann mich momentan eine unmutige Trauer überkommen, dieWeiterlesenSie könnte Levin gefährlich werden

Ich wollte, wir wohnten zusammen

(…) Wie haben mich die Zeichen Ihrer Liebe gerührt, mein gutes treues Herz. Wahrlich, wenn die Liebe nicht existierte, Sie würden sie erfinden. Dank, Dank für den Frühling, den Sie mir in meine Wintereinsamkeit schicken. Ich meine nicht nur die Blumen, auch Ihre Worte sind immer wie ein Mairegen, der mein schroffes Gemüth erweicht und tausend Keime weckt. Ich wollte, wir wohnten zusammen, mein Elischen, daß Sie mich täglich mit Ihrer Milde und Begeisterung ein wenig anspritzten, es würden gute Gedichte danach wachsen und wohl noch Besseres als Gedichte. (…) Hierbey fällt mir Adele wieder ein, die so herzlich ihres Besuches in Münster und aller, die sie dort gesehn, gedenkt. Ihnen einen besonderes Gruß, der Bornstedt ganz besonders keinen. „DieseWeiterlesenIch wollte, wir wohnten zusammen

„Judenbuche“ hat endlich auch hier das Eis gebrochen

(…) Im „Morgenblatte“ sind noch zwei meiner Gedichte erschienen: „Die Taxuswand“ und „Junge Liebe“. Die „Judenbuche“ hat endlich auch hier das Eis gebrochen und meine sämtlichen Gegner zum Übertritt bewogen, so daß ich des Andrängens fast keinen Rat weiß und meine Mama anfängt, ganz stolz auf mich zu werden. O tempora, o mores! Bin ich denn wirklich jetzt besser oder klüger wie vorher? (…)

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