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Nach 100 Jahren

möchte ich gelesen werden …

Wie das Drucken metamorphosiert!

(…) Im Museum war ich seit einigen Tagen nicht, bis dahin war meine „Judenbuche“ beendigt, von der ich nur das im vorigen Briefe Gesagte wiederholen kann, nämlich: daß ich den Effekt fand wo ich ihn nicht suchte, und umgekehrt, das Ganze aber sich gut macht. Es ist mir eine Lehre für die Zukunft und mir viel wert, die Wirkung des Drucks kennengelernt zu haben. Gestrichen hat man mir nur einmahl ein paar Zeilen, nämlich das zweite Verhör ein wenig abgekürzt; wenn du es nicht etwa schon getan hattest, worüber ich ungewiß bin. Zuerst war ich zürnig, grimmig wie eine wilde Katze, und brauste im Sturmschritt nach Deisendorf; auf dem Rückwege war ich aber schon abgekühlt und gab dem Operateur –WeiterlesenWie das Drucken metamorphosiert!

Die Bornstedt läßt sich fleißig besuchen

(…) Die Bornstedt läßt sich jetzt vom gleichfalls etwas einsam stehenden Sohne des Vaterlandes fleißig besuchen, unter vier Augen schmeicheln und hinterm Rücken gräulich durchziehn. Sie ist doch wirklich und durch unglücklich, und selbst von denen, die noch ihr letzter Trost und Stolz sind, verraten und missbraucht! Doch freue ich mich immer, wenn ich noch von irgend einer glücklichen Täuschung höre, es hilft ihr doch, das Leben ertragen, wie z. B. der Bräutigam, der Sohn des Vaterlands, und gewiß auch der „hochadliche Schwanenhals“. Jetzt ist sie in Herbern, und Manche meinen sie werde ganz dort bleiben,- aus Liebe zum Landleben – da sie in Münster durchaus nicht mehr subsistieren könne. (…)

Ich glaube auch nie eine Freundin so, ohne Schwärmerei, herzlich und wie mein eignes Blut geliebt zu haben

(…) Ich habe die ganze Zeit bey Elisen logiert (…) Wir haben eine sehr liebe Zeit zusammen verlebt; Tante Ittchen war noch nicht da, und ich kroch derweil in ihr Bette, vor das sich Elise dann jeden Abend setzte, wo uns unter Ernst und Lachen oft die Mitternacht über den Hals kam, ehe wir es dachten; ich denke recht bald wieder hin zu gehen; es sollte mich wundern, wenn einem gewißen kleinen Pferdchen die Ohren nicht fleißig geklungen hätten, besonders, obwohl wider Verdienst, das rechte. (…) Jawohl ist sie [Elise] seelengut; ich weiß sonst niemanden, der so durch und durch gut und mild wäre, außer etwa Schlüter, und ich glaube auch nie eine Freundin so, ohne Schwärmerei, herzlich und wieWeiterlesenIch glaube auch nie eine Freundin so, ohne Schwärmerei, herzlich und wie mein eignes Blut geliebt zu haben

Mein Patenjunge!

(…) Ich habe eine lange recht schwere Zeit verlebt, krank, sehr betrübt und gänzlich unfähig zum Schreiben, was mir auf der Stelle Erbrechen zu Wege brachte. Wie oft habe ich an Euch Lieben gedacht und mich abgesorgt um Luise und das Kindchen, von denen mir auch niemand etwas sagen konnte. Ihr Brief an Hutterus gab mir die erste und einzige indirekte Beruhigung, da doch wohl alles gut stehn mußte, wenn Sie an die Herausgabe Ihrer Gedichte denken konnten. Gott segne Mutter und Kind und lasse was Gutes wachsen aus dem kleinen dicken Fresser! Levin, schreiben Sie mir doch, wie der Junge jetzt aussieht. Ich muß den Schlingel sehen, wenn ich nach Meersburg komme, auf die eine oder andre Weise –WeiterlesenMein Patenjunge!

Sittenlosigkeit – und Levin mittendrin

(…) In Schückings Briefe steht manches, was mich fürchten läßt, daß er endlich ehrenshalber nicht wird bleiben können. Der Fürst scheint ein Mensch von der schamlosesten Sittenlosigkeit. Z.B. die letzte Reise, wo Sch[ücking] und die Kinder auch mit waren, haben sie in Gesellschaft der Mätresse und ihrer Schwester gemacht, während die Fürstin in Ellingen auf dem Todbette liegt. An einer andern Stelle schreibt er: „Die arme gute Fürstin hat nur noch wenige Wochen zu leben, der Fürst kann es kaum abwarten, um in seine Löwenhöhle (nach Mondsee) zurückzukehren. Ich hoffe, er wird dann wenigstens die Delikatesse haben, mich mit den Kindern hier zu lassen. Aber ich fürchte! ich fürchte! nach dem Tode der Fürstin stehn uns große Veränderungen bevor!“ (DreimalWeiterlesenSittenlosigkeit – und Levin mittendrin

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